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Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4

Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4

Titel: Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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Tredannick Wartha gerufen habe. Mr. Mortimer Tregennis fuhr natürlich mit. Als er in Tredannick Wartha ankam, fand er eine völlig veränderte Situation vor. Seine beiden Brüder und seine Schwester saßen um den Tisch, genauso, wie er sie zurückgelassen hatte, die Karten noch vor sich ausgebreitet; die Kerzen waren bis auf den Halter heruntergebrannt. Die Schwester lag stocktot zur Seite gesunken in ihrem Sessel, während rechts und links von ihr die beiden Brüder lachten, schrien und sangen. Sie hatten einfach den Verstand verloren. Auf den Gesichtern aller drei, der toten Frau und der wahnsinnigen Männer, lag ein Ausdruck äußersten Entsetzens – sie waren grauenhaft verzerrt und schrecklich anzu sehen. Es gab keinen Hinweis, daß sich sonst jemand im Haus aufgehalten hatte, abgesehen von Mrs. Porter, der alten Köchin und Haushälterin, die aussagte, daß sie tief geschlafen und in der Nacht kein Geräusch gehört habe. Nichts war gestohlen, nichts verändert worden, und es ist in der Tat unerklärlich, was solches Entsetzen ausgelöst hat, daß die Frau vor Furcht starb und die beiden kräftigen Männer den Verstand verloren. Dies ist kurz die Lage, Mr. Holmes, und wenn Sie uns helfen könnten, sie aufzuklären, täten Sie ein gutes Werk.«
      Ich hatte gehofft, ich könnte meinen Gefährten bewegen, sich wieder der Ruhe hinzugeben, um deretwillen wir die Reise angetreten hatten, aber ein Blick auf sein gespanntes Gesicht und die zusammengezogenen Augenbrauen sagte mir, daß meine Erwartung vergebens war. Ein Weilchen saß er schweigend da, versenkt in das sonderbare Drama, das über unseren Frieden hereingebrochen war.
      »Ich werde mir die Sache ansehen«, sagte er schließlich. »Auf den ersten Blick scheint es etwas ganz Ausgefallenes zu sein. Sind Sie selbst dort gewesen, Mr. Roundhay?«
      »Nein, Mr. Holmes, Mr. Tregennis hat mir die Geschichte ins Pfarrhaus gebracht, und ich bin sofort mit ihm hierhergekommen, um Sie zu konsultieren.«
      »Wie weit ist es bis zu dem Haus, wo sich diese außergewöhnliche Tragödie zugetragen hat?«
      »Ungefähr eine Meile landeinwärts.«
      »Dann werden wir gemeinsam hingehen. Aber ehe wir aufbrechen, muß ich Ihnen einige Fragen stellen, Mr. Mortimer Tregennis.«
      Der Mann hatte die ganze Zeit über geschwiegen, aber ich konnte beobachten, daß seine Erregung, so sehr er sie auch zügelte, stärker war als die aufdringliche Gemütsbewegung des Geistlichen. Sein Gesicht war bleich und erschöpft, der ängstliche Blick fixierte Holmes, die dürren Hände waren ineinander verkrampft. Seine blutleeren Lippen zitterten, als er aus dem Mund des Vikars das furchtbare Geschehnis hörte, das über seine Familie hereingebrochen war, und seine dunklen Augen schienen mir den Schrecken der Szene widerzuspiegeln.
      »Fragen Sie, was Sie möchten, Mr. Holmes«, sagte er eifrig. »Es ist schlimm, davon zu sprechen, aber ich werde Ihnen wahrheitsgemäß antworten.«
      »Erzählen Sie mir von gestern abend.«
      »Also, Mr. Holmes, ich habe mit ihnen dort gegessen, wie der Vikar gesagt hat, und dann hat mein Bruder eine Whistpartie vorgeschlagen. Damit fingen wir ungefähr um neun Uhr an. Um Viertel nach zehn brach ich auf. Als ich ging, saßen sie alle um den Tisch, so fröhlich wie nur möglich.«
      »Wer ließ Sie aus dem Haus?«
      »Mrs. Porter war schon zu Bett, so bin ich allein gegangen. Ich schloß die Tür der Halle hinter mir; das Fenster des Zimmers, in dem sie saßen, war geschlossen, aber die Jalousie nicht herunterge lassen. Heute früh habe ich keine Veränderung an der Tür oder am Fenster entdeckt und auch sonst nichts, woraus man schließen könnte, daß ein Fremder im Haus gewesen sei. Aber da saßen sie, reinweg verrückt vor Entsetzen, und Brenda lag von der Angst umgebracht da, ihr Kopf hing über der Sessellehne. Den Anblick werde ich mein Leben lang nicht aus dem Kopf bekommen können.«
      »Äußerst bemerkenswert, wie Sie die Tatsachen beschreiben«, sagte Holmes. »Mir scheint, Sie haben selbst keine Erklärung dafür, wie das geschehen sein kann?«
      »Es ist teuflisch, Mr. Holmes, teuflisch!« rief Mortimer Tregennis. »Das ist nicht von dieser Welt. Etwas ist ins Zimmer gekommen, und das hat das Licht ihres Verstandes ausgelöscht. Welcher menschliche Anschlag könnte so etwas bewirkt haben?«
      »Ich fürchte«, sagte Holmes, »wenn die Sache jenseits des Menschlichen liegt, liegt sie bestimmt auch jenseits

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