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Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4

Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4

Titel: Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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vorüber.
      »Meine Brüder!« rief Mortimer Tregennis, weiß bis in die Lippen. »Man bringt sie nach Helston.«
      Wir sahen mit Grauen dem schwarzen Wagen hinterher, der rumpelnd des Weges fuhr. Dann lenkten wir unsere Schritte wieder zu dem verwünschten Hause, in dem sie ihr seltsames Geschick ereilt hatte.
      Es war ein großes helles Gebäude, eher eine Villa als ein Bauernhaus, mit einem ansehnlichen Garten, der, dank des milden Klimas von Cornwall, schon voller Frühlingsblumen stand. Auf diesen Garten schaute das Wohnzimmerfenster, und von hier mußte, nach Mortimer Tregennis, das schreckliche Unheil gekommen sein, das blankes Entsetzen ausgelöst und augenblicklich das Bewußtsein der Unglücklichen zerrüttet hatte. Holmes ging langsam und nachdenklich zwischen den Blumenkübeln umher und den Pfad entlang, ehe wir ins Haus eintraten. So versunken war er in seine Gedanken, daß er, wie ich mich erinnere, über die Gießkanne stolperte, ihren Inhalt vergoß und unsere Füße und den Gartenweg überschwemmte. Im Haus trat uns die ältliche Haushälterin, Mrs. Porter, entgegen, die, unterstützt von einem jungen Mädchen, die Familie versorgt hatte. Sie beantwortete bereitwillig Holmes’ Fragen. Sie hatte nichts gehört in der Nacht. Ihre Herrschaft war noch zu später Stunde bester Laune gewesen; sie hatte sie nie fröhlicher und glücklicher erlebt. Als sie am Morgen das Zimmer betrat, war sie vor Entsetzen über die furchterregende Gesellschaft rund um den Tisch in Ohnmacht gefallen. Nachdem sie wieder zu sich gekommen war, hatte sie das Fenster aufgestoßen, um Luft hereinzulassen, dann war sie den Weg hinuntergelaufen und hatte einen Bauernburschen zum Doktor geschickt. Die Dame läge oben auf ihrem Bett, für den Fall, daß wir sie sehen wollten. Vier starke Männer seien nötig gewesen, die Brüder in den Anstaltswagen zu schaffen. Sie wolle nicht einen Tag länger in diesem Haus bleiben und werde noch heute nachmittag zu ihrer Familie nach St. Ives abreisen.
      Wir stiegen die Treppe hinauf und sahen uns die Leiche an. Miss Brenda Tregennis war sehr schön gewesen, obwohl sie schon aufs reifere Alter zuging. Ihr dunkles, regelmäßig geschnittenes Gesicht sah, sogar noch im Tod, vornehm aus, trotz der Schreckenszuckungen – ihren letzten menschlichen Regungen –, die darauf ihre Spuren hinterlassen hatten. Aus ihrem Schlafzimmer gingen wir wieder in den Wohnraum hinunter. Die Asche des nächtlichen Feuers lag im Kamin – auf dem Tisch die vier niedergebrannten zerlaufenen Kerzen und die verstreuten Karten. Die Stühle standen zurückgeschoben an den Wänden; sonst bot sich alles so dar, wie es am Abend zuvor ausgesehen haben mußte. Holmes ging mit leichten, schnellen Schritten im Raum umher; er setzte sich auf die einzelnen Stühle, zog sie heran und rekonstruierte ihre Standorte. Er überprüfte, wieviel vom Garten zu sehen war, er untersuchte den Fußboden, die Decke und den Kamin, aber ich bemerkte an ihm nicht jenes plötzliche Aufleuchten der Augen und das Zusammenpressen der Lippen, das mir angezeigt hätte, daß er einen Lichtschimmer in der völligen Finsternis entdeckt habe.
      »Warum ein Feuer?« fragte er einmal. »Unterhielten Sie an Frühlingsabenden in diesem kleinen Zimmer immer ein Feuer?«
      Mortimer Tregennis erklärte, in der Nacht sei es kalt und feucht gewesen. Darum habe man nach seinem Eintreffen ein Feuer angezündet. »Was werden Sie jetzt unternehmen, Mr. Holmes?« fragte er.
      Mein Freund lächelte und legte mir die Hand auf den Arm. »Ich glaube, Watson, ich werde mich wieder einmal den Giften des Tabaks zuwenden, die Sie so oft und mit so gutem Recht verdammt haben«, sagte er. »Mit Ihrer Erlaubnis, meine Herren, werden wir zu unserem Häuschen zurückkehren, denn es sieht mir so aus, als würden wir hier keiner neuen Tatsache begegnen. Ich werde die Fakten in meinem Geiste bewegen, Mr. Tregennis, und sollte mir etwas aufstoßen, setze ich mich bestimmt mit Ihnen und dem Vikar in Verbindung. Vorerst wünsche ich Ihnen beiden einen guten Morgen.«
      Nachdem wir ins Poldhu Cottage zurückgekehrt waren, dauerte es lange, bis Holmes sein tiefes, gedankenverlorenes Schweigen brach. Er saß zusammengerollt in seinem Sessel, sein hageres, asketisches Gesicht war in dem blauen Tabakdunst kaum zu erkennen, die schwarzen Brauen waren herabgesunken, die Stirn zeigte Konzentration, aber die Augen blickten leer in weite Fernen. Schließlich legte er die

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