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Der letzte Vorhang

Der letzte Vorhang

Titel: Der letzte Vorhang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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Mitte.
    Bonnie, Leslie und Vicki. Drei weiße Mädchen,
die die Su-premes imitierten.
    »Mann, das war toll«, sagte Bonnie, als sie zu
einem ein wenig holprigen Schluß kamen. Ihre Augen waren stark geschminkt, und
ihr Trainings-Outfit zu neu und farblich zu grell. Sie zog ihr Hemd aus und
band es um die Taille. Das rosa Trikot war bis zum Nabel ausgeschnitten.
    Auf der anderen Seite des Raums, parallel zu den
Fenstern, standen acht Mikrophone, die niemand benutzte. Ansonsten war der
Proberaum ein einziges Durcheinander aus Einkaufstaschen, Notenständern,
Pullovern, Thermosflaschen, Schuhen und Leinenbeuteln. Gelächter. Ein
Freudenschrei.
    Überall um sie herum Klänge: Klaviergeklimpere,
Geplauder, Gesangsübungen. Und alles durchdringend die Aufregung und Energie,
die freigesetzt wird, wenn man eine Show auf die Beine stellt, eine Show, die
sich zum Kulturereignis entwickelt hatte, eine Show, die von den Kritikern
bewundert worden war. Niemand erinnerte sich noch an die eher zurückhaltenden
Kritiken, die das Original zunächst bekommen hatte, oder wie sparsam die Kasse
in den letzten Wochen geklingelt hatte, und wie dann alles in einer
ausverkauften Schlußvorstellung glanzvoll zu Ende gegangen war.
    »Die reine Hysterie, was sich hier abspielt«,
teilte Bonnie der Kamera mit. »Zu versuchen, ein ganzes Musical in vier Tagen
hinzubekommen!«
    Gesang — in den verschiedensten Tonlagen —
erfüllte den Raum.
    »So ähnlich wie bei einer Fernsehserie?« fragte
die glatte Stimme Bonnie.
    »Viel schwerer.« Sie warf sich in die Brust.
»Ich glaube, es wäre einfacher, ein neues Musical ganz von vorn zu beginnen.«
    »Denken Sie daran, zum Theater zurückzukommen?«
    »Oh, wie gern ich das täte, aber inzwischen gibt
es ja... wissen Sie... soviel Schund. Es müßte etwas ganz, ganz Besonderes
sein, wie Combinations .«
    Wetzon, die zuhörte, fragte sich, warum Bonnie
nicht erwähnte, daß sie tatsächlich zum Broadway zurückkehren würde. Sparte sie
sich das für eine große Ankündigung auf, bei der sie dann ganz allein im Mittelpunkt
stehen konnte?
    JoJo kam herüber, legte seine Hand auf Foxys
Schultern und rieb ihren Nacken. »Wie läuft es?«
    Foxy runzelte die Stirn. »Die Stimmen sind...«
    Wetzon sah Bonnie und Vicki an. Foxy hatte
recht. Sie mußten üben. Singen war nie ihre starke Seite gewesen.
    »Es wird prima werden«, sagte Carlos. »Kein
Grund zur Sorge.«
    »Wir werden daran arbeiten«, sagte JoJo, während
er versuchte, einem Kameramann aus dem Weg zu gehen, bis er merkte, daß sie
gerade ihn haben wollten.
    »Was dachten Sie, als Sie den Vertrag für die
Show unterschrieben?«
    »Als wir diese Show begannen«, sagte Jojo in die
Kamera, »war ich Korrepetitor. Ray Honnicker war der musikalische Leiter. Ich
hatte keinerlei Erfahrung als Dirigent. Da wurde Ray krank und konnte nicht weitermachen,
und plötzlich kamen Foxy« — er lächelte Foxy an — »und Davey, holten mich,
drückten mir einen Taktstock in die Hand und stellten mich ans Pult. Seitdem
stehe ich dort.«
    Auch als sie Mittagspause machten, folgte ihnen
die Kamera. Beim Eingang zum Studio war ein Tisch aufgestellt worden, und der
Polish Tea Room, sonst als Edison Café bekannt, hatte für Sandwiches, Obst und
Kaffee gesorgt.
    Bunte Plakate, die viele Stücke und Musicals
anpriesen, hingen an den Wänden.
    Wetzon nahm einen Sandwich von der mit Thunfisch
be-zeichneten Platte und füllte ihren Pappbecher mit Kaffee nach.
    Foxy erzählte der Kamera: »Das nennt man Probe.«
    Mort sagte: »Foxy hat keine Angst, etwas Neues
auszuprobieren. Die innige Verbindung von Text und Musik in dieser Show waren
ein Durchbruch für sie und für das Musicaltheater.«
    Wetzon fand ein freies Fleckchen auf dem Boden,
setzte sich und streckte die Beine aus. Kamera und Mikrophon erschienen vor
ihr, als sie gerade in ihr Sandwich beißen wollte. »Eßt ihr denn nicht?« fragte
sie.
    »Wie fühlen Sie sich nach diesem ersten Morgen?«
    »In nicht einmal einer Woche werden wir vor
einem großen Publikum auftreten. Es ist ein unglaublicher Gedanke.«
    Vicki Howard saß an einem der Klaviere und
begleitete sich selbst zu Stimmübungen. Bonnie ging ihre kleine Schrittfolge
durch, nachdem sie sich vergewissert hatte, daß die Kamera sie einfing.
    Wetzon aß fast den ganzen Sandwich auf und warf
den Rest weg. Sie füllte den Becher noch einmal nach und sah sich um. Von
Carlos war nichts zu sehen. Auch nicht von Mort.
    Die Sonne schien durch die hohen

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