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Der letzte Vorhang

Der letzte Vorhang

Titel: Der letzte Vorhang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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nicht stimmte. Smith war eine miserable
Hausfrau.
    Sie setzte sich aufs Bett und rief Silvestri an.
Er war nicht im Büro. Sie hinterließ ihren Namen und Smith’ Telefonnummer.
    Wo zum Teufel könnte Smith den Scheißkerl
treffen? Was sollte sie machen? Sie wählte eine andere Nummer.
    »Peiser.« Marissas Stimme wurde von
Kaugeräuschen gedämpft. Ihr Mittagessen?
    »Marissa?«
    »Ja.« Vorsicht in der Stimme. Das Kauen hörte
auf.
    »Hier ist Leslie Wetzon. Ich habe Grund zu der
Annahme, daß Richard Hartmann im Begriff ist, das Land zu verlassen. Vielleicht
ist er schon fort.«
    Ein Schluckgeräusch, dann: »Woher wissen Sie das?«
    »Ich glaube, meine Partnerin verschwindet mit
ihm. Herrgott, was für eine Dummheit.«
    Marissa fragte nicht, auf wen sich die Dummheit
bezog, Hartmann oder Smith. Vielmehr fragte sie: »Was erwarten Sie von mir? Das
FBI ist jetzt für ihn verantwortlich.«
    »Bitte, bitte können Sie herauskriegen, wo er
heute nachmittag eigentlich sein sollte? Ich flehe Sie an.«
    »Okay. Ich lasse Sie in der Leitung, oder soll
ich zurückrufen?«
    »Nein, bitte, ich warte lieber, wenn es Ihnen
nichts ausmacht.« Beim Warten auf den Rückruf würde sie durchdrehen. Nein, es
war besser, in der Leitung zu bleiben.
    Die stille Wohnung deprimierte sie, verursachte
Beklemmungen. Konnte Smith wirklich so dumm...? Verdammt noch mal, dachte sie,
ich kann nicht immerzu versuchen, Smith vor sich selbst zu retten.
    Sie schlüpfte aus den Schuhen und legte sich
aufs Bett, den Hörer neben ihrem Ohr auf dem Kopfkissen. Verdammte Smith. Ein
rundum gutes Leben einfach so wegzuwerfen.
    Dann kam ihr ein Gedanke, der sie frösteln machte.
Was würde ohne Smith aus Smith und Wetzon werden? Wetzon wäre dann frei, die
Stelle bei Rosenkind Luwisher anzunehmen, oder etwa nicht?
    Wo blieb Marissa Peiser bloß? An der toten
Leitung merkte sie, daß sie noch verbunden waren. Die Maklerfirmen unterhielten
einen mit Musik und Nachrichten, während man wartete. Sie setzte sich auf,
tastete nach ihren Schuhen, fand einen und steckte den Fuß hinein. Wo war der
andere? Unterm Bett? Sie kniete nieder. Da lag er. Sie langte danach — keine
Staubwolken, aber ein zerknüllter Zettel. Sie setzte sich wieder aufs Bett und
strich ihn glatt.
    »Hallo, Leslie?«
    »Ja. Was haben Sie herausbekommen?« Sie starrte
auf Smith’ Handschrift.
    »Hartmann hatte einen vereiterten Zahn. Sie
brachten ihn zu seinem Zahnarzt.«
    »Weiß das FBI, daß er abhauen will?«
    »Inzwischen wissen sie es.«
    »Verdammt. Sein Zahnarzt — ist die Adresse 200
Park?« Smith hatte GC geschrieben und drunter Rolltr. 17 Uhr. 200 Park
war das MetLife-Gebäude, durch Rolltreppen mit der Grand Central Station
verbunden. Es war bereits 16.40 Uhr.
    »Woher wissen Sie das?«
    »Erzähl ich später. Jetzt muß ich erst einmal
versuchen, sie aufzuhalten.«
    »Leslie, halten Sie sich raus. Überlassen Sie
das dem FBI.«
    »Ich lasse nicht zu, daß Smith ihr Leben
wegwirft.« Sie legte auf, bevor Marissa mehr sagen konnte, ließ ihre Pakete
liegen, schloß die Tür ab und rannte zum Aufzug.
    Der schnellste Weg zur Grand Central Station war
im Berufsverkehr die U-Bahn in der Lexington Avenue. Sie nahm kaum die Kälte
wahr und daß ihr Mantel offenstand. Die Handschuhe hatte sie in Smith’ Wohnung
vergessen.
    Marke aus dem Geldbeutel, die Treppe hinunter
wie der Blitz, aus dem Weg, aus dem Weg, Marke in den Schlitz und durch
das Drehkreuz, als gerade eine Nummer 6 in den Bahnhof polterte. Wetzon stieg ein.
Keine Plätze, aber sie war ohnehin zu nervös, um zu sitzen. Am Bahnhof beim
Hunter College, an der 68. Straße, strömte eine Menge junger Leute herein, die
den Zug restlos überfüllten.
    Weiter, weiter, dachte sie.
    An der Ecke 59. und Bloomingdale’s stieg die
Hälfte der Fahrgäste aus, aber noch mehr stiegen zu. Es dauerte zu lange,
verdammt, schließt die Türen. Die Türen schließen sich. Die Türen öffnen sich.
Zu. Auf. Schließt die verdammten Türen. Nachdem sie endlich in den Grand
Central gerollt waren, lief und tanzte Wetzon im Zickzack durch die Menge, eine
steile Treppe hinauf, noch eine Treppe; sie rannte zur Haupthalle des Bahnhofs,
wo die Rolltreppen zum Gebäude 200 Park Avenue, einst das PanAm-, jetzt das
MetLife-Gebäude führten.
    In der Haupthalle des Bahnhofs herrschte
hektisches Hin und Her, Leute, die von den Weihnachtseinkäufen kamen, Kinder
auf dem Heimweg von der Schule, die auf Züge nach Westchester, N.Y., oder
Fairfield County,

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