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Der letzte Vorhang

Der letzte Vorhang

Titel: Der letzte Vorhang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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Conn., zwei der reichsten Gegenden des Landes, warteten. An
jeder Fensterscheibe und von jedem freien Haken hing Weihnachtsschmuck. Eine
Gruppe Schulkinder sang zu Orgelbegleitung Weihnachtslieder.
    Hoch über ihr drangen die letzten Spuren des
nachmittäglichen Lichts durch die Vielzahl der kleinen Fenster um die Kuppeldecke
dieses Wahrzeichens. Wo war Smith? Warum gebe ich nicht einfach auf? dachte
sie. Ich kann ihr auch nicht sagen, wer schlecht und wer gut ist. Sie würde ein
gutes Wesen nicht einmal erkennen, wenn es Flügel trüge.
    Wetzons Blick flog zur Rolltreppe. Sie drängelte
sich zum Fluß der Treppe durch.
    Weihnachtliche Musik übertönte beinahe das Pop,
pop, pop und dann die Schreie. Die Leute stürmten von der Rolltreppe in
alle Richtungen auseinander, sprangen, schrien, stießen zusammen, hüpften,
rannten, fielen.
    Aber ein Mann rührte sich nicht. Er lag mit
ausgebreiteten Armen rücklings auf der Rolltreppe, als ruhte er sich aus, die
Augen aufgerissen, so kam er immer näher. Sein Gesicht war zu einem grotesken
Lächeln verzerrt. Warum lächelte er? Er hatte ein gemeines Spiel gespielt und
verloren. Einige seiner Klienten aus der Halbwelt konnten sich anscheinend
nicht mit der Tatsache anfreunden, daß er sich zum verantwortungsbewußten
Bürger gewandelt hatte und Namen preisgab.
    Hartmanns Mund öffnete sich, als wollte er sie
grüßen, spie jedoch statt dessen einen Blutschwall aus. »Auf Wiedersehen,
Richard Hartmann«, murmelte Wetzon.
    Jemand stieß einen schrillen Schrei aus.
    »Aus dem Weg. Zurücktreten!« brüllte eine andere
Stimme.
    Noch mehr Schreie. »Seht doch! Seht doch!« Die
Rolltreppe erbebte und kam zum Stehen.
    »Treten Sie zurück, Miss.« Der Typ vom FBI. Der
unauffällige Anzug, das kurze, ordentliche Haar.
    Der Lärm war ohrenbetäubend. Alle schrien jetzt
durcheinander, am lautesten brüllte eine Stimme: »Mein Gott, hast du das
gesehen? Hast du...«
    Ein Mann bat die Menschen über ein Megaphon,
ruhig zu bleiben und zurückzutreten. Er sagte, daß Männer vom Rettungsdienst in
blauen Jacken versuchten, sich einen Weg durch die Menge zu bahnen.
    Wo war Smith? Wetzon erhob die Stimme und trug
zu der Kakophonie bei. »Smith!« Aber sie konnte nicht einmal sich selbst hören.
Vergeblich versuchte sie, aus dem Gewühl herauszukommen. Hartmann war allein
auf der Rolltreppe gewesen. Wo war Smith?
    Ihre Knie begannen zu schlottern, und sie
stützte sich mit einer Hand gegen die Wand bei Zaro’s. Es war unglaublich. Die
Leute standen drinnen und kauften Kuchen und Brot für zu Hause ein, als ob
nichts geschehen wäre.
    Langsam setzte sie sich in Bewegung, suchte nach
Smith in den Buden des Weihnachtsbasars, den Buchläden, ohne zu wissen oder zu
überlegen, wohin sie ging. Sie fühlte sich ein wenig verrückt, in Panik. Ihr
war, als wäre sie in einem Labyrinth gefangen und fände nicht mehr heraus. Wo
war Smith? War sie ebenfalls getötet worden?
    OYSTER BAR stand auf dem Schild, und der Pfeil
zeigte nach unten. Sie ging die Schräge in den Tunnel hinunter, und da war sie,
sauber und hell, die Oyster Bar, eine Oase für wunderbare Muschelsuppe im
Winter und zarte Krabbensandwiches im Sommer.
    Sie zog die Tür auf. Nur wenige Personen standen
an den Theken, die meisten saßen im Speiseraum.
    An der Bar sah sie mehrere Männer, aber ihr
Blick schweifte zu der einsamen Frau im schwarzen Nerzmantel. Zu Füßen der Frau
standen zwei Vuitton-Koffer und eine Einkaufstasche von Bergdorf. Ein Teller
leerer Austernschalen stand auf der Theke vor ihr, daneben ein halbvolles
Martiniglas. »Smith?« flüsterte Wetzon.
    Smith wandte sich um. Ein klägliches Lächeln
huschte über ihr Gesicht. »Ich konnte es nicht«, sagte sie.

MEMORANDUM
    An: Ensemble
von Combinations in
concert
    Von: Mort Hornberg
    Datum: 15. Dezember 1994
     
    So, Ihr Bande, es ist so
weit. In wenigen Tagen haben wir ein Publikum, und es wird wunderbar. Gebt
alles, was Ihr habt. Natürlich weiß ich, daß Ihr das sowieso tut. Denkt nur
daran, daß es eine Party ist, amüsiert Euch also gut.
     
    Ach, wir haben übrigens
eingewilligt, bei einer Dokumentation der Show mitzuwirken. Die
Donnerstagvorstellung wird für Lifetime gefilmt. Ihr bekommt alle das Minimum
der Fernsehgewerkschaft für zwei Wochen und eine ausgezeichnete Gelegenheit,
Euer Talent vorzustellen.
     
     

47. Kapitel
     
    » Lifetime, Carlos! Ted Turner hat verloren.
Und merkst du, wie er sich hinsichtlich der Dokumentation ausdrückt? Als ob

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