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Der letzte Vorhang

Der letzte Vorhang

Titel: Der letzte Vorhang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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Südfenster und
malte Flecken auf den Boden. Wetzon legte sich flach in die Sonne und schloß
die Augen. Der Lärm ebbte ab. Die Sonne schien hell auf die Augenlider. Sie
legte den Unterarm über die Augen, roch Schweiß, guten Schweiß, Thunfisch und
Kaffee. Und noch etwas... L’Air du Temps. Sie spürte einen kleinen inneren
Ruck.
    Ein Schatten fiel auf sie. Sie öffnete die
Augen, sah zunächst nichts als Sonnenschein und erkannte dann Medora Battle,
die auf sie hinabblickte.
    »Ich weiß, dies wird dich enttäuschen, Leslie«,
sagte Medora. »Aber wie ich deinem Freund erklärt habe, war Rog sehr eigen in
seinen Wünschen. Also ließ ich ihn verbrennen, als er starb. Ich verstreute
seine Asche im Hudson.«

TELEGRAMM
    COMBINATIONS IN CONCERT BESETZUNG UND
PERSONAL
    RICHARD RODGERS THEATRE
    226 WEST 46. STREET
    NEW YORK , NY 10036
    ICH BIN STOLZ UND BEGEISTERT, EINE KLEINE ROLLE
BEI EURER NEUSCHÖPFUNG GESPIELT ZU HABEN. MEINE BEWUNDERUNG UND GUTE WÜNSCHE,
    EDWARD VENDEROSE
     
     

48. Kapitel
     
    »Huldvolle gute Wünsche von Edward Venderose«,
sagte Wetzon, während sie das Telegramm las, das an das Schwarze Brett hinter
der Bühne geheftet war. »Irgendwie kommt er mir wie ein Abstauber vor. Meinst
du nicht, daß Nancy ihrer Arbeit gewachsen war?«
    »Ich versuche, mich aus der internen Politik
herauszuhalten, Leslie«, sagte Foxy. »Du mußt wissen, daß Medora darauf
bestanden hat, Ed in die Produktion hereinzunehmen.«
     
    »Stellt euch vor die Mikrophone«, sagte Mort.
»Und bewegt euch nicht zuviel hin und her, weil man euch sonst nicht hören
kann.« Er führte es vor. Es war am späten Dienstagnachmittag, und sie waren
alle erschöpft. »Leslie, wir haben zwei niedrig angebrachte Mikrophone...«
    »Drei«, sagte Carlos und zwinkerte ihr zu. Er
war mit der technischen Ausrüstung so beschäftigt gewesen, daß sie höchstens
zwei Sätze, ein paar resignierte Gesten und ein Zwinkern in ebenso vielen Tagen
ausgetauscht hatten.
    «...die nach unten gerichtet sind«, fuhr Mort
fort, »um deine Stepschritte aufzunehmen.«
    »Und jeden Fehler«, bemerkte Wetzon.
    Sie sah Foxy am nächsten Klavier sitzen, während
JoJo sich neben ihr herumtrieb. Nur Medora war nicht zu sehen.
    Das Ensemble war nervös. Die Hälfte von ihnen
arbeitete, wie Wetzon selbst, nicht mehr im Showbusineß. Und Bonnie und Kenny
Klein hatten seit Jahren in L.A. Serien gedreht.
    »Morgen sind wir im Theater, und das Orchester
wird einige Zeit dabei sein, damit ihr ein richtiges Gefühl dafür bekommt, wie
es Donnerstag abend sein wird«, sagte JoJo.
    »Sonst noch irgendwelche Anmerkungen?« Als Mort
keine Antwort bekam, fuhr er fort: »Schaut bei meiner Assistentin vorbei, bevor
ihr heute geht. Sie hat die Kostüme und Schuhe.« Dann leise: »Hoffen wir, daß
sie es richtig gemacht hat. Es wäre das erstemal.« Morts Ton war einigermaßen
freundlich, aber was er sagte, war nicht gerade nett. »Capezio’s hat Jazzschuhe
gestiftet. Vergewissert euch nur, daß sie passen, bevor ihr heute geht. Leslie,
für deine Größe...«
    »Ich trage meine eigenen, Mort, vielen Dank.«
Sie suchte ihre Handtasche und den Beutel mit Krimskrams zusammen, dann wartete
sie, bis sie mit dem Trikot an die Reihe kam.
    Nancys Haut war gelblich. Sie hatte abgenommen
und schien ständig den Tränen nahe. Und wer hätte es ihr verdenken können? »Ist
es das wert?« fragte Wetzon, als sie ihre Bündel in Empfang nahm.
    »Ist was das wert?« Nancys Blick richtete sich
auf etwas oder jemanden hinter Wetzon.
    Wetzon drehte sich um. JoJo. »Paß auf dich auf«,
sagte sie, nur für Nancys Ohren bestimmt.
    Aber, zum Teufel, Nancy war jung, vielleicht
vertrauensvoll und naiv, dazu ehrgeizig. Eine gefährliche Kombination. Wetzon
war es auch gewesen, vor einer Ewigkeit.
    »Wie läuft es Ihrer Ansicht nach?« fragte die
ölige Stimme, die sich seitlich an Wetzon angeschlichen hatte.
    »In Anbetracht der kurzen Zeit, über die wir zum
Proben verfügen, und der Tatsache, daß einige unter uns lange vom Theater fort
gewesen sind« — sie blickte direkt in die Kamera und lächelte — »amüsieren wir
uns prächtig.«
    Und auf sie traf es wirklich zu.
     
    Smith erholte sich bemerkenswert schnell.
Irgendwann würde Wetzon sie über das Angebot von Rosenkind Luwisher informieren
müssen. Oder nicht? Sie hatte gründlich darüber nachgedacht und war zu einem
befriedigenden Schluß gekommen. Gestern hatte sie Dougie Culver angerufen und
das Angebot abgelehnt. Er war

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