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Der letzte Werwolf

Der letzte Werwolf

Titel: Der letzte Werwolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Endres
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ließ. In einer verzweifelten Anwandlung umklammerten ihre Finger den Dolch wie einen rettenden Anker.
    Unversehens wich das wirbelnde Chaos ihrer Gedanken Ruhe und Zuversicht. Ihre Lider wurden schwer. Vertrauensvoll übergab sie sich der positiven Energie, die sie in einen traumlosen, kräftigenden Schlaf hinübergleiten ließ.
    „Du hast ja Nerven!“ Phils Stimme schreckte sie auf. „Es ist gleich halb fünf. Du solltest mal in die Diele gehen! – Wenn Ursula kommt, kriegt sie einen Herzinfarkt.“
    Valentina fuhr hoch. „Ist er …?“
    Phil nickte. Sie sprang aus dem Bett und rannte die Treppe hinunter. – Neben dem Flügel stand ein schneeweißer Wolf.
    „Dorian!“ Valentina warf sich auf die Knie, umschlang den wolligen Hals des Tiers und verbarg ihr Gesicht in seinem kühlen dichten Fell.
    Der weiße Wolf ließ es reglos geschehen, als wolle er sich nicht von ihrem Gefühlsausbruch anstecken lassen. Mit einem Schluchzer raffte sie sich auf, wischte die Tränen weg und legte die Hand an den Liliendolch.
    „Okay! – Jetzt ist Zeit zu handeln, jetzt ist Zeit zu kämpfen!“, sagte sie die Worte, die sie zum ersten Mal an Amalias Grab gesprochen hatte. Der weiße Wolf hob den Kopf und Dorians hellblaue Augen trafen sie mitten ins Herz.
    Draußen hielt ein Wagen. Phil sah durchs Fenster auf den Parkplatz. „Isolde.“
    Valentina drehte sich mit schreckgeweiteten Pupillen zu ihm um. Wie sollten sie ihrer Großmutter erklären, wo Dorian war und wie der riesige fremde Hund in ihre Diele gekommen war. „Mann, was machen wir jetzt?“
    „Nehmt die Terrassentür“, sagte Phil. „Ich geh raus und lenk sie ab. Dann komm ich nach und bring Herrn Bozzi mit.“
    Valentina eilte ins Wohnzimmer, der weiße Wolf folgte ihr auf dem Fuße, während Phil den widerspenstigen Herrn Bozzi daran hinderte, den beiden nachzulaufen.
    Abgeschirmt durch die Ligusterhecke, die die Terrasse vom restlichen Garten abgrenzte, beobachtete Valentina, wie Phil Isolde half, die Einkäufe ins Haus zu tragen, und hörte, wie er ihr erzählte, dass sie und Dorian schon vorausgegangen waren.
    Isolde sah auf ihre Armbanduhr. „Ursula kann jeden Moment hier aufkreuzen. Die zwei hätten Herrn Bozzi mitnehmen können.“
    „Ich mach das“, sagte Phil. „Wollte sowieso grade mit ihm los.“ Isolde kramte einen Schein aus dem Portemonnaie. „Kauft euch was zum Essen, ihr werdet hungrig sein!“
    Valentina schluckte, wenn ihre Großmutter wüsste, wie wenig ihr nach Essen war …
    Fünf Minuten später trafen sie sich an der Straßenecke.
    Von allen Seiten strömten die Leute dem Park zu. Der weiße Wolf schritt ruhig an Valentinas Seite, während Herr Bozzi an der Leine zerrte, um seinem Freund möglichst nah zu sein.
    Das schöne Tier lenkte viel Aufmerksamkeit auf sich. Immer wieder blieben Leute stehen oder drehten sich nach ihm um. Ein kleiner Junge zog seine Mutter auf ihn zu.
    „Darf er ihn mal streicheln?“, fragte die junge Frau.
    Überrumpelt von der unerwarteten Frage nickte Valentina. Der weiße Wolf blickte sie vorwurfsvoll an, als die kleinen Kinderhände über sein Fell strichen und ihn vorwitzig an den Ohren zupften. „Jetzt ist gut“, sagte Valentina und machte damit den Zärtlichkeitsbekundungen ein Ende. „Wir müssen weiter.“
    Doch schon hundert Meter weiter wurden sie wieder angehalten. „Hast du das Schild am Eingang nicht gelesen, junge Dame? Du musst den Hund an die Leine nehmen!“, sagte der ältere Herr mit der Armbinde, die ihn als einen der Ordner auswies, die heute durch den Park patrouillierten.
    „Er ist ganz brav, er tut nichts“, sagte Valentina.
    „Tatsache, er folgt aufs Wort“, kam ihr Phil zu Hilfe.
    „Tut mir leid, Vorschrift ist Vorschrift“, sagte der Mann mit einer Miene, die deutlich machte, dass ihn nichts umstimmen würde.
    „Was machen wir jetzt bloß?“ Valentina sah ihren Bruder hilflos an.
    „Warte!“ Damit zog Phil seinen Gürtel ab und legte ihn dem großen Tier um den mächtigen Hals.
    „Dass ihr ihn auch festhaltet!“, sagte der Mann. „Im hinteren Bereich des Parks kann er wieder frei laufen. Aber nicht hier, vor allem nicht heute, wo das Fest stattfindet.“
    Scheu fasste Valentina den weißen Wolf an seinem ungewöhnlichen Halsband, das ihm kaum Bewegungsfreiheit ließ. Wie unwürdig musste es sein, so gegängelt zu werden, noch dazu, wenn man sich nicht artikulieren konnte.
    Mit dem heranschwebenden Duft frisch gebrannter Mandeln und näher kommender Musik

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