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Der Leuchtturm am Ende der Welt

Der Leuchtturm am Ende der Welt

Titel: Der Leuchtturm am Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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vorstellen können, wie ärgerlich, ja wie wütend die Leute wurden, sich bisher zur Ohnmacht verurteilt zu sehen. Ein Schiff unter sich zu haben, nach dessen Besitz sie schon so lange begierig waren, das ihnen Freiheit bringen, vielleicht Straflosigkeit gewährleisten sollte, und das nicht von einer Sandbank losreißen zu können!
    Da wetterten und fluchten sie in gottloser Weise, während alle am Gangspill arbeiteten, mit der Befürchtung, daß der Anker brechen oder herausgerissen werden könnte. Mußte in diesem Falle doch die Ebbe am Nachmittage abgewartet werden, um den Anker aufs neue anzulegen und ihm vielleicht einen zweiten hinzuzufügen. Wer konnte aber wissen, was dann in vierundzwanzig Stunden geschah und ob die atmosphärischen Verhältnisse dann noch so günstig wie jetzt wären?
    Im Nordosten zogen schon einzelne, ziemlich dicke Wolken heraus. Hielten sie sich auch ferner auf dieser Seite, so wurde die Lage des Schiffes nicht verschlechtert, da die Sandbank unter dem Schutze des steilen Felsenufers lag. Das Meer konnte aber immerhin stark aufgewühlt werden, und der Wogenschlag vollendete dann vielleicht, was die Strandung in der vergangnen Nacht begonnen hatte.
    Nordostwinde erschwerten aber, selbst wenn sie nur als schwache Brise auftraten, die Fahrt in der ziemlich engen Wasserstraße. Statt mit voll geschwellten Segeln dahin zu gleiten, mußte sich die ›Maule‹ vielleicht mehrere Tage dicht am Winde halten, und bei jeder Seefahrt kann eine Verzögerung immer die ernstesten Folgen haben.
    Das Meer hatte jetzt fast den höchsten Stand erreicht und binnen wenigen Minuten mußte die Ebbe einsetzen. Augenblicklich war die ganze Sandbank überflutet, nur der oberste Teil einzelner Klippen ragte über die Wasserfläche auf. Vom Kap Saint-Barthelemy war die äußerste Spitze nicht mehr sichtbar, und am Ufer lag nur die letzte, von der Flut angespülte Sandlinie trocken.
    Da machte sich der Unmut der Leute aufs neue in Flüchen und Verwünschungen Luft. Erschöpft und außer Atem wollten sie schon einen Versuch aufgeben, der zu nichts zu führen versprach. Wütenden Blickes und schäumend vor Zorn stürmte Kongre auf sie zu. Eine Axt schwingend, drohte er jeden niederzuschlagen, der seinen Platz verlassen würde, und die Leute wußten nur zu gut, daß er nicht zögern würde, es zu tun.
    Noch einmal packten alle die Kolderstöcke und unter ihren vereinten Kräften spannte sich die Ankerkette zum Zerreißen und schälte teilweise die Metallauskleidung der Klüsen ab.
    Endlich ließ sich ein Geräusch vernehmen. Die Palle (der Sperrkegel) des Spills fiel in eine der Kerben ein. Die Goelette drehte sich ein wenig nach der Seeseite zu. Die Pinne des Steuers war beweglich geworden, ein Beweis, daß das Fahrzeug sich allmählich aus dem Sande hob.
    »Hurra!… Hurra!« schrien die Leute, als sie bemerkten, daß die ›Maule‹ frei war. Ihre Hieling bewegte sich in dem Sandlager. Die Drehbarkeit des Gangspills wurde leichter, und nach wenigen Minuten schwamm die an den Anker herangeschleppte Goelette jenseits der Sandbank.
    Sofort eilte Kongre an das Steuer. Die Kette wurde loser und der Anker bald aufgehißt und auf den Kranbalken gelegt. Nun galt es nur noch, das Schiff vorsichtig durch die enge Wasserstraße zwischen den Klippen zu steuern, um nach der Franklinbai zu kommen.
    Kongre ließ das große Bramsegel beisetzen, das genügen mußte, langsam Fahrt zu machen. Draußen auf dem Meere war überall genug Wasser. Eine halbe Stunde später lag die Goelette, nachdem sie vorsichtig die äußersten Felsblöcke längs des Küstensaumes umschifft hatte, zwei Seemeilen hinter dem Ausläufer des Kaps Barthelemy in der Pinguinbucht ruhig vor Anker.
Sechstes Kapitel.
An der Elgorbucht.
    Das Flottmachen des Fahrzeugs war also vollkommen gelungen, damit war aber noch nicht alles getan. Die Goelette lag in diesem Einschnitt am Ufer des Kaps Barthelemy nicht für alle Fälle geschützt. Sie war hier dem Seegange von draußen und den Stürmen aus Nordwesten zu sehr ausgesetzt. Zur Zeit der Hochfluten der Tagundnachtgleichen hätte sie an dieser Stelle keine vierundzwanzig Stunden liegen dürfen.
    Kongre wußte das recht wohl. Er beabsichtigte auch, die Einbuchtung schon am nächsten Tage zu verlassen, und zwar mit dem Ebbestrome, mit dessen Hilfe er ein Stück weit in die Le Mairestraße hinein zu gelangen hoffte.
    Vorher mußte natürlich das Schiff genauer untersucht werden, um sich über den Zustand seines Rumpfes im

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