Der Leuchtturm am Ende der Welt
Mäusen und Strandmuscheln ernährt. Übrigens werden wir den Eingang zur Höhle gut verschließen.
– Immerhin, erwiderte Carcante, ist es ärgerlich genug, daß wir erst noch Beschädigungen auszubessern haben, andernfalls hätte die ›Maule‹ schon morgen in See stechen können. Freilich ist es ja möglich, daß während ihres längern Aufenthalts noch ein Schiff an die Küste geworfen wird, ohne daß wir uns zu bemühen brauchen, es dahin zu verlocken. Was ihm dabei verloren geht, wird deshalb ja für uns nicht verloren sein!«
Kongre und seine Begleiter begaben sich nochmals in die Höhle und holten daraus Werkzeuge, Planken und Holzstücke zur Reparatur der Inhölzer. Nachdem sie endlich die Vorsicht gebraucht hatten, den Eingang sorgsam zu verbergen, gingen sie zum Boote hinunter und bestiegen dieses, gerade als sich der Flutstrom bemerkbar zu machen anfing.
Das Boot stieß ab, und von den Ruderern kräftig fortgetrieben, verschwand es bald hinter einem Ufervorsprunge.
Als er keine Entdeckung mehr zu befürchten brauchte, trat Vasquez auf den Strand hinaus. Er wußte nun alles, was für ihn Interesse hatte, unter anderem zwei besonders wichtige Dinge: erstens, daß er sich für mehrere Wochen hinreichende Nahrungsmittel verschaffen konnte, und zweitens, daß die Goelette Beschädigungen erlitten hatte, deren Reparatur mindestens vierzehn Tage, vielleicht noch längre Zeit, beanspruchen, jedenfalls aber nicht so lange dauern würde, daß das Fahrzeug auch bei der Rückkehr des Avisos noch an der Insel läge.
Wie hätte Vasquez daran denken können, seine Abfahrt zu verzögern? Ja, wenn irgendein Schiff in geringer Entfernung vom Kap Sankt-Johann vorüberkäme, so wollte er es durch Signale aufmerksam machen, schlimmsten Falls sich ins Meer stürzen, um es schwimmend zu erreichen. Einmal an Bord, würde er den Kapitän über die Lage der Dinge unterrichten, und wenn dieser Kapitän über eine hinreichend zahlreiche Mannschaft verfügte, würde er gewiß nicht zögern, in die Elgorbucht einzulaufen und sich der Goelette zu bemächtigen.
Flüchteten dann die Mordgesellen ins Innere der Insel, so war es ihnen doch unmöglich gemacht, diese zu verlassen, und nach dem Eintreffen der ›Santa-Fe‹ würde der Kommandant Lafayate schon wissen, die Banditen in seine Gewalt zu bekommen oder sie bis zum letzten Mann auszurotten. Doch ob wohl ein solches Schiff in Sicht des Kaps Sankt-Johann auftauchte? Und wenn es der Fall war, würde es die Signale des unglücklichen Vasquez bemerken?
Was ihn selbst betraf, gab er sich keiner Beunruhigung hin, obgleich bei Kongre kein Zweifel darüber bestehen konnte, daß auch noch ein dritter Wärter hier angestellt gewesen war… er hoffte, sich allen Nachforschungen entziehen zu können. Das Wichtigste für ihn war es, zu wissen, daß er sich Nahrungsmittel bis zur Ankunft des Avisos verschaffen konnte, und ohne länger zu zögern, begab er sich nach der Höhle.
Achtes Kapitel.
Die ›Maule‹ während der Reparatur.
Die Beschädigungen der Goelette auszubessern, sie für eine längere Fahrt auf dem Großen Ozean instand zu setzen, die gesamte in der Höhle lagernde Fracht darauf zu verladen und dann sobald als möglich auszulaufen, das waren die Arbeiten, an deren Erledigung Kongre und seine Gefährten gingen, ohne eine Stunde zu verlieren.
Die Reparaturen am Rumpfe der ›Maule‹ waren tatsächlich über Erwarten umfänglicher Art. Der Zimmermann Vargas war aber tüchtig in seinem Berufe, und da es ihm weder an Werkzeugen noch an Material fehlen konnte, würde die Arbeit ohne besondere Schwierigkeiten auszuführen sein.
Zunächst mußte der Ballast aus der Goelette beseitigt werden, um diese dann auf den Strand des Landeinschnitts schleppen zu können, wo sie auf Steuerbord übergeneigt werden sollte, um verletzte Teile des Gerippes ersetzen und für die eingedrückten Planken neue einfügen zu können.
Es war also möglich, daß das schon eine gewisse Zeit beanspruchte; an dieser fehlte es Kongre aber nicht, da die bessere Jahreszeit seiner Rechnung nach ja noch zwei volle Monate dauern sollte.
Was das Eintreffen der Ablösung betraf, so würde er sich damit schon abzufinden missen.
Das in der Wohnstube gefundene Leuchtturm-Tagebuch hatte ihm über alles Wissenswerte Auskunft gegeben: da die Ablösung der Wärter nur alle drei Monate erfolgen sollte, konnte der Aviso ›Santa-Fe‹ nicht vor den ersten Tagen des März erscheinen, und jetzt waren noch die letzten
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