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Der Liebe Gott Macht Blau

Titel: Der Liebe Gott Macht Blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Menschen zu zerstören.
    Vielleicht bestand ja noch Hoffnung? Sollte er ein weiteres Mal den harten Kampf aufnehmen, alle himmlischen Heerscharen versammeln und dem Menschen das Böse austreiben? Es würde enorme Kraft kosten, darüber war sich Gott im Klaren. Er fühlte sich zu müde für diesen Kampf, war die Welt und ihre Angelegenheiten leid; wenn es so weiterginge, wäre er bald gänzlich ausgebrannt. Gott litt wie kein anderer an mentaler Erschöpfung. Er stand unter schwerem Stress.
    Der Allmächtige seufzte erschöpft. Wenn er wenigstensmal ein Jahr lang Urlaub machen und, frei von den Sünden der Welt, ausruhen könnte! Das wäre herrlich. Er könnte beispielsweise auf die Kehrtkugel reisen, den nächstgelegenen Planeten im Universum. Dort führten Wesen, die einen höheren Entwicklungsstand als die Menschen hatten, in aller Stille ein anständiges und frommes Leben. Gott fühlte sich wirklich reif für ein Sabbatjahr, er erinnerte sich, dass er bereits seit dem Ersten Weltkrieg unter Depressionen litt.
    Der Allmächtige hatte zwei enge Gehilfen, so etwas wie himmlische Kanzleichefs, den heiligen Petrus und den Erzengel Gabriel. Beide waren fähige und erfahrene Beamte. Petrus war seinerzeit ein tüchtiger Fischer, später dann ein Jünger Jesu und schließlich Apostel gewesen. Der Erzengel Gabriel hatte über lange Zeit himmlisch-administrative Erfahrungen gesammelt, er kannte die Angelegenheiten der Welt fast ebenso gut wie Gott selbst.
    Petrus und Gabriel hatten energisch gegen Gottes düsteren Plan zur Vernichtung der Welt protestiert. Immerhin hätte das für sie den Verlust ihrer Stellung bedeutet, da ihre Fähigkeiten nach dem Weltuntergang wohl kaum auf einem anderen Planeten gefragt sein würden. Sie waren Spezialisten für die Angelegenheiten der Menschheit, Gefangene der Erde. Die fremden Bedingungen auf einem anderen Planeten hätten das Ende ihrer Karriere bedeutet. So hatten sie denn Gott gegenüber versichert, dass die Vernichtung der Erde eine äußerst unüberlegte Tat, eine große Sünde wäre, und sie hatten erreicht, dass er sein schreckliches Vorhaben aufgab. Also durfte die Erdkugel, zumindest vorerst, auf ihrer Bahn bleiben, der Weltuntergang würde zunächst einmal ausfallen.
    Ein Sabbatjahr wollte Gott aber dennoch einlegen, darauf bestand er. Er war so müde und hatte die Welt so gründlich satt, er konnte die schrecklichen Taten der Menschen einfach nicht mehr ertragen. Petrus und Gabriel fanden den Gedanken verständlich, wenngleich auch ungewöhnlich. Ein »urlaubender Gott«, allein schon der Begriff wirkte irgendwie radikal. Auf jeden Fall musste ein Vertreter für Gott her, der sich um die Angelegenheiten der Welt kümmerte, während Gott selbst seinen verdienten Urlaub machte und für die Zukunft Kräfte sammelte.
    Gott war der Ansicht, dass sich Petrus oder Gabriel gleichermaßen als seine Urlaubsvertretung eigneten. Er vertraute ihnen. Ein Jahr war schließlich nur eine kurze Zeitspanne in der Geschichte der Menschheit, in der ohne Weiteres die Kanzleichefs das Amt ausüben konnten.
    Der Gedanke entsetzte sowohl Petrus als auch Gabriel. Kaum jemand kannte so gut wie sie den elenden Zustand der Welt, unter keinen Umständen wollten sie die Verantwortung für die Geschicke der Menschheit tragen, nicht mal einen Monat, geschweige denn ein ganzes Jahr lang. Zwar war das Angebot, Gott zu spielen, an sich schmeichelhaft, aber trotzdem war die Aufgabe einfach zu undankbar. Gottes Gehilfen lehnten das verlockende Angebot ab. Ja, es wäre zweifellos eine Ehre, das Amt zu übernehmen, doch alles hat seine Grenzen. Außerdem waren beide schon jetzt mehr als genug mit ihren eigenen Pflichten ausgelastet; zusätzlich noch Gott zu sein, überforderte sie.
    Gabriel schlug einen Kompromiss vor. Wenn man nun einen frommen und fähigen Menschen mit der Vertretung betrauen würde? Vor allem Petrus unterstützte den Gedanken. Letzten Endes hatten ja die Menschen ihreProbleme selbst verursacht, es wäre also nur gerecht, wenn einer von ihnen eingesetzt würde, wenigstens ein Jahr lang die schmutzige Wäsche zu waschen, die sie mit ihrem schlimmen Treiben angehäuft hatten.
    Gott dachte darüber nach. Der Vorschlag erschien ihm auf einmal recht plausibel.
    »Außerdem«, sagte Erzengel Gabriel, »sollte es doch nicht schwer sein, interessierte Menschen für das höchste Amt der Welt zu finden.«
    »Der Mensch muss endlich die Verantwortung für seine Taten übernehmen«, fügte Petrus

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