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Der Liebe Gott Macht Blau

Titel: Der Liebe Gott Macht Blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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jetzt. Die Holzkirche von Kerimäki, natürlich! Auf der ganzen Welt gab es keine zweite von dieser Art und Größe. Pirjeri war vor ein paar Jahren mit seiner Freundin Eija Solehmainen dort gewesen, auf demselben Ausflug hatten sie auch das Kunstzentrum Retretti besucht. Er erinnerte sich, dass die Kirche von Kerimäki mehrere tausend Gottesdienstbesucher fasste. Platz war also genug, sogar der Himmel passte noch mit hinein.
    »Moses, was hältst du davon, wenn wir hinreisen und uns die Kirche ansehen, du hast doch sicherlich Zeit, mich nach Finnland zu begleiten?«
    Moses betrachtete es als große Ehre, mit dem Stellvertreter Gottes auf Reisen zu gehen. Und Zeit hatte er natürlich, bis zum Ende der Welt!
    Der Erzengel Gabriel und der heilige Petrus erschienen zum morgendlichen Befehlsempfang. Sie erschraken, als sie im Turmzimmer den Patriarchen Moses in Gesellschaft des amtierenden Gottes antrafen. Mit stierem Blick gaben sie ihm die Hand.
    Pirjeri erklärte in offiziellem Ton, dass er, bevor er das Wetter für die Erde regeln würde, eine wichtige Sache besprechen wollte, in der er sich von Petrus und Gabriel eine Klärung erhoffte.
    »Barmherziger Herrscher, uns ist es recht«, sagten die heiligen Männer beflissen.
    »Dann erzählen Sie mir doch, wo genau ein Prophet wie Obadja momentan wirkt. Moses hat mir gegenüber erwähnt, dass er seinen Freund schon seit Langem nicht mehr getroffen hat. Petrus, vielleicht weißt du etwas über ihn.«
    »Tja … Obadja? Also dieser kleine Kerl … ja, Obadja. Da muss ich mal nachforschen.«
    Der Erzengel Gabriel erklärte, dass Obadja keine wirklich bedeutende Stellung im Himmel innehatte, deshalb ließ sich nicht so auf die Schnelle sagen, wo er sich aufhielt. Aber man würde sich sofort darum kümmern.
    »Moses hier behauptet gehört zu haben, dass Obadja in die Hölle verbannt worden sei. Was sagst du, Petrus, ist da was dran?«
    Petrus und Gabriel wiesen die Behauptung strikt zurück. Obadja, diesen frommen alten Propheten, hatte man nie und nimmer in die Hölle geschickt, kein Gedanke daran. Der allmächtige Pirjeri möge sich ein Weilchen gedulden, man werde nach Obadjas Verbleib forschen und dann sofort Bericht erstatten.
    »Dann forschen Sie doch auch gleich nach dem Verbleib des Erzengels Michael und des Apostels Paulus, ich glaube, ich sollte mich auch mit ihnen mal treffen.«
    Petrus und Gabriel versprachen, zu tun, wie Herr Ryynänen befahl. Pirjeri sagte ihnen noch, dass er vorhatte, mit Moses nach Finnland zu reisen und die Kirche von Kerimäki zu besichtigen.
    »Es ist die größte Holzkirche der Welt, und sie steht im Winter leer, wir wollen uns ansehen, ob sie sich als Himmel eignen würde. Aber jetzt ist es Zeit, das Wetter für diesen Tag zu planen. Was empfehlen die Herren Heiligen?«
    »Wir würden für den Norden eine leichte herbstliche Kälte vorschlagen, und weiter südlich dachten wir uns …«
    Moses verbeugte sich vor Pirjeri und entfernte sich, um nicht bei der Wettererstellung zu stören. Nach langer Zeit fühlte er sich wieder als geachteter Patriarch, der sogar eine lebendige Gottesbeziehung hatte.

20
    Pirjeri hatte in dieser Woche mehr als sonst auf Erden zu tun, denn auf den Weltmeeren tobten zwei Orkanstürme gleichzeitig. Es galt, beide zu besänftigen, und da durfte der amtierende Gott nicht faulenzen.
    Endlich legten sich die Winde, und Pirjeri konnte in den Himmel zurückkehren. Gabriel und Petrus empfingen ihn und verkündeten sofort, dass sie Obadja gefunden hatten. Ob der barmherzige Ryynänen den vermissten Propheten wohl sofort sprechen wollte?
    Obadja wurde zu Pirjeri gebracht. Er war ein kleiner Mann mit einem verschmitzten Blick und um die sechzig Jahre alt, bekleidet war er mit einem abgetragenen Umhang. Wie ein großer Kirchenfürst wirkte Obadja auf den ersten Blick nicht.
    Pirjeri fragte ihn, wo er die letzte Zeit gewesen sei. Habe er Klagen, was seinen Aufenthalt im Himmel angehe?
    Obadja erzählte, dass er die letzten zweihundert Jahre mit zweitrangigen Aufgaben auf den Hinterhöfen des Himmels beschäftigt gewesen sei, man habe ihn dazu eingesetzt, die Neulinge unter den Engeln im Sortieren der Gebete zu unterweisen. Die Arbeit sei leicht gewesen, allerdings auch sehr eintönig. Die Gebete, die man seiner Gruppe zum Analysieren gegeben habe, seien imAllgemeinen purer Unsinn gewesen, nichtiges Geseufze und Bitten mit niederer Gesinnung. Aber auch zu denen musste ja irgendjemand Stellung nehmen, das sei ihm klar, und er

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