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Der Liebe Gott Macht Blau

Titel: Der Liebe Gott Macht Blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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wir mal, wer die Leute sind, bringen Sie diesen ›Gott‹ in Begleitung von Leibwächtern her.«
    Der Kardinal machte sich auf den Weg, um Pirjeri mitzuteilen, dass der Papst ihn empfangen wolle.
    Der hatte inzwischen genug davon, beim Papst anstehen zu müssen, und so wartete er bereits mit seinen Engeln hinter der Tür und trat ein. Der Kardinal stellte ihn dem Papst vor:
    »Eure Eminenz, das hier ist Gott, von dem ich sprach.«
    Der Kardinal und die Engel ließen die beiden allein. Pirjeri trat zum Papst und drückte ihm die Hand, gleichzeitig sah er ihm scharf in die Augen. Der Kirchenfürst musste sicheingestehen, dass der Blick seines Gegenübers göttlichen Glanz hatte.
    »Wie kann ich helfen?«, fragte der Papst. Er fingerte an seinem Brief beschwerer aus weißem italienischem Marmor, der die Form einer Halbkugel hatte und in den eine Silberplatte eingelassen war, auf der zu lesen stand: »Für den heiligen Vater. Kniescheibe des heiligen Petrus, überreicht von der liebenden Synode der Nonnen des Mittelmeerbezirkes.«
    »Im Himmel kommen in den letzten Jahren immer mehr Gebete besonders von gläubigen Katholikinnen an, in denen es fast immer um dieselben Probleme geht«, begann Pirjeri.
    »Die Menschen haben ja laufend Probleme, besonders die Frauen«, bestätigte der Papst.
    »Gerade darüber möchte ich mit dir sprechen«, sagte Pirjeri. »Speziell der römisch-katholische Glaube, der unter deiner Leitung steht, ist, offen gesagt, sehr konservativ und überhaupt nicht auf der Höhe der Zeit.«
    Den Papst erschütterten diese harten Worte nicht sonderlich. Er bat Pirjeri, sein Anliegen näher zu erläutern.
    Pirjeri sagte, dass sich Paare, die von einem katholischen Priester getraut worden waren, auch heute noch – zu Beginn des zweiten Jahrtausend – nicht scheiden lassen durften, mochte ihre Ehe auch nur mehr auf dem Papier Bestand haben. Auch eine Geburtenregelung sei unmöglich, und Abtreibungen seien nicht erlaubt. Hier sei die Religion hart und gnadenlos. Unter dieser konservativen Haltung der Kirche litten vor allem die Frauen. Er als Gott, so Pirjeri, erwarte, dass der Papst von nun an darüber nachdenke, wie sich die Fesseln des Glaubens in den katholischenLändern so weit lockern ließen, dass die Menschen und vor allem die Frauen freier leben konnten.
    Der Papst bestritt die Behauptungen. Er erinnerte daran, dass die Ehe von Gott selbst eingesetzt worden sei, also könne weder er als Papst und schon gar nicht Pirjeri als ehemaliger Kranfahrer sie abschaffen. Geburtenregelung und Abtreibung seien Kindesmord schlimmster Natur, den er auch auf Geheiß des amtierenden Gottes niemals zulassen werde. Ansonsten jedoch wolle er in allem so handeln, dass Gott nichts auszusetzen habe.
    »Ist das dein Ernst, mein Sohn?«, fragte Pirjeri erstaunt.
    »In Glaubensdingen meine ich es immer ernst«, versicherte der Papst, ohne mit der Wimper zu zucken.
    Pirjeri erklärte, dass er ihn in diesem Falle gegen eine liberalere Person austauschen werde.
    Der Papst gab zu, dass Gott allein darüber zu entscheiden habe. Aber Pirjeri solle wissen, dass sein Nachfolger noch konservativer sein würde als er selbst. Er kenne seine Kardinäle.
    »Ich bedaure, aber der katholische Glaube ist bei den hier im Vatikan tätigen Kardinälen so fest verankert, dass eine Veränderung leider und Gott sei Dank nicht mehr möglich ist.«
    Pirjeri begriff, dass die Verhandlungen mit dem starrsinnigen Alten zu nichts führten. Er teilte dem Papst mit, dass er von seiner Haltung enttäuscht sei, und sagte ihm geradeheraus, dass er spätestens im Frühjahr seine Sachen packen könne. Bis dahin glaubte Pirjeri unter den Kardinalen einen jüngeren und liberaleren Mann gefunden zu haben, der dann von dem Konklave zum neuen Kirchenfürsten gewählt werden würde.
    »Versuchen Sie es nur, allerdings glaube ich nicht, dass es klappt«, brummte der Papst. »Ich bin der Stellvertreter Gottes auf Erden, und ich bin nicht verpflichtet, der Stellvertreter seines Stellvertreters zu sein. Außerdem bin ich unkündbar.«
    Pirjeri ärgerte sich so sehr über die Widerspenstigkeit des Papstes, dass er ihm zum Abschied nicht mal die Hand gab.
    »Im Frühjahr sehen wir uns, mein Papst, und falls ich dann noch als Gott amtiere, brechen für dich harte Zeiten an, das schwöre ich. Denk an meine Worte, wenn du das nächste Mal deine konservativen Lehren zum Besten gibst.«
    Nach diesen Worten verließ Pirjeri den Papst, verabschiedete sich von seinen Engeln

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