Der Liebesbeweis

ausprobiert.”
    Jess versuchte sich daran zu erinnern, welchen Kamasutra-Tipp Katie letzten Freitag gebracht hatte.
    “Freut mich, dass es so gut geklappt hat”, sagte Katie.
    “Wird das KRZE-Gebäude wirklich abgerissen?”, wollte die Kellnerin wissen.
    “Nicht, wenn ich es verhindern kann”, versprach Katie.
    “Meine Mutter putzte früher für die Dame, die dort wohnte”, sagte die Kellnerin. “Ich begleitete sie manchmal und spielte mit ihrer Enkelin. Ich …”
    “Lupita? Du bist die Lupita?”
    “Du meine Güte! Du bist die Katie? Die mit den Star-Wars-Figuren, mit denen wir immer im Garten spielten?”
    “Ja!” Katie sprang auf, und die beiden Frauen umarmten sich. “Ich kann es nicht fassen! Wie klein die Welt doch ist.”
    “Nicht wahr?” Lupita strahlte. “Ich habe mich immer gefragt, was aus dir geworden ist, aber kleine Kinder machen sich nichts aus Nachnamen, deshalb kam mir nie in den Sinn, du könntest Crazy Katie sein.”
    “Ich bin es.” Katie wandte sich an Jess. “Und das ist Jess, ein Freund von mir.”
    “Freut mich, Sie kennenzulernen, Lupita.” Jess fiel auf, dass Katie seinen Nachnamen nicht genannt hatte. Er war nicht sicher, ob sie sich oder ihn schützen wollte. Trotzdem war er dankbar dafür.
    Er hörte zu, wie sie und Lupita Erinnerungen austauschten, wie sie im Garten hinter dem alten Lehmziegelhaus mit Star-Wars-Figuren gespielt hatten. Das Haus von Katies Großmutter – das war also die Verbindung. Allmählich ergab alles einen Sinn.
    Schließlich nahm Lupita ihre Bestellung auf.
    “Grüß deine Mutter herzlich von mir”, sagte Katie, als Lupita sich zum Gehen wandte. “Sie machte die besten Tamales.”
    “Und du grüß bitte deine Großmutter”, erwiderte Lupita. “Was für eine nette Dame.”
    “Sie ist vor fünfzehn Jahren gestorben”, sagte Katie. “Deshalb verkaufte mein Großvater das Haus – er konnte es nicht ertragen, ohne sie darin zu leben.”
    “Das tut mir leid.” Lupita machte eine Pause. “Aber jetzt arbeitest du dort. Das ist doch schön.”
    “Ja, besonders, wenn ich weiterhin dort arbeiten kann.” Katie sagte das jedoch ohne Seitenblick auf Jess.
    Er konnte ja auch nichts dafür, schließlich hatte er keine Ahnung gehabt, dass er an einem Projekt beteiligt war, das das Haus ihrer toten Großmutter zerstören würde. Verdammt, dachte er. Ich hätte ahnen müssen, dass es ihr nicht bloß um die Rettung eines historischen Gebäudes geht.
    Endlich kehrte Lupita in die Küche zurück.
    “Das ist es also”, meinte Jess. “KRZE ist im ehemaligen Haus deiner Großmutter untergebracht. Dann gibt es also eine gefühlsmäßige Bindung für dich.”
    Ihre Züge wurden sanft. “Ja. Es war ein Haus voller Liebe. Meine Eltern verstanden sich ganz gut, aber zwischen meinen Großeltern war es die große Liebe. Ich fühlte mich sehr geborgen bei ihnen.”
    “Das hast du aber früher auf der High School nie erwähnt.”
    Sie stützte die Arme auf den Tisch. “Damals war mir nicht klar, wie außergewöhnlich ihre Beziehung war. Ich musste erst erwachsen werden, um das zu erkennen. Ich glaube nicht, dass es auf jemand anderen aus meiner Familie einen solchen Einfluss hatte wie auf mich. Das Haus zu retten sollte mir vielleicht nicht so wichtig sein, aber das ist es nun mal.”
    “Du hättest es mir erzählen sollen.”
    “Ich habe niemandem davon erzählt, schon gar nicht, nachdem meine Eltern deutlich machten, dass ihnen nichts an der Rettung des Hauses liegt.” Sie zeichnete mit dem Finger ein paar alte Wasserflecken auf der Tischplatte nach, ehe sie wieder aufsah. “Eine persönliche Kampagne, um das Haus meiner Großmutter zu retten, weil sie tot ist und es nicht selbst kann – das hört sich ziemlich verrückt an, oder?”
    “Finde ich nicht.” Ein Gefühl, viel stärker als Verlangen, durchströmte ihn. “Aber du kannst den Bau des Hochhauses und des Einkaufszentrums nicht aufhalten. Das Grundstück ist zu wertvoll, um dort ein einzelnes kleines Haus stehen zu lassen. Das ist nun mal die Realität.”
    “Wieso wird nicht eines der alten Gebäude in der Innenstadt renoviert? Die bieten ähnlich viel Büroraum, ohne dass sich die Skyline so drastisch verändert.”
    “Ein Neubau ist weniger teuer als die Modernisierung eines alten Hauses. Außerdem wird die Aussicht vom obersten Stock atemberaubend sein.”
    “Wenn ich eine tolle Aussicht will, kann ich auf den A-Mountain fahren.”
    Bei der bloßen Erwähnung des A-Mountain