Der Liebesbeweis

kaufte einen weißen Spitzenbody, in der Hoffnung, dass Katie den für ihn anziehen würde.
    Als er endlich nach Hause kam, war es fast neun, daher hörte er sich Katies Sendung unter der Dusche an. Die Nachrichten endeten, als er sich gerade einseifte. Sobald er Katies Stimme hörte, wusste er, dass er einen Fehler gemacht hatte. Ihr nackt zuzuhören war keine gute Idee.
    “Hallo, Tucson! Hier ist Crazy Katie an diesem milden Montagabend im Oktober mit
Sex Talk,
der Sendung, die die außerordentlich wichtige Frage stellt – welche sexuellen Symbole gibt es in eurem Leben? Habt ihr zum Beispiel jemals über die Bedeutung von Kerzen und Kerzenhaltern nachgedacht? Man braucht nicht viel Fantasie, um zu sehen, was sie repräsentieren, oder?”
    Jess stöhnte. Dank der Kombination von warmem Wasser und Katies sinnlicher Stimme bekam er eine Erektion. Er war überzeugt, dass die Anspielung auf Kerzen ihm galt.
    “In wenigen Minuten werde ich ein Telefoninterview mit einem besonderen Gast führen, der Werkzeug und Arbeitsmaterial aus der Baubranche unter diesem Aspekt betrachtet hat. Wie ihr alle wisst, ist unser kleiner Sender davon bedroht, wegen des geplanten Bauprojekts nebenan zu verschwinden. Ich frage mich, was die kräftigen Kerle vom Bau sagen würden, wenn sie wüssten, dass sie den ganzen Tag mit Fruchtbarkeitssymbolen hantieren.”
    “Verdammt, Katie! Ich habe schon genug Ärger mit meinen Leuten!”
    “Doch bevor wir uns diesem Thema widmen, kommt der Kamasutra-Tipp des heutigen Abends. Diesmal geht es um jene wunderbaren kleinen Übungen, die eine Frau am Schreibtisch, im Auto, ja sogar auf der Straße machen kann. Niemand wird mitbekommen, dass ihr sie macht. Und wenn ihr eure Liebesmuskeln stärkt, wird euer Mann es euch danken.”
    Jess schloss die Augen. Katie hatte dieses Thema bestimmt extra gewählt, um ihn zu quälen.
    “Besonders dankbar wird er sein, wenn ihr die Stellung ‘Die stolze Königin’ probiert. Setzt euch rittlings mit dem Rücken zu ihm auf ihn und spannt eure inneren Muskeln an. Vertraut Crazy Katie, das ist gut für euch und für ihn! Wir machen eine kurze Pause und sind gleich wieder da mit Dr. Gerald Brewster, mit dem wir über das Thema seiner Doktorarbeit sprechen werden: ‘Die sexuelle Symbolik von Werkzeug’. Bleibt dran!”
    Jess ließ das Radio an, als er aus der Dusche trat und sich abtrocknete. Er hoffte, dass Katie heute Abend vorbeikommen und bereit sein würde, richtig mit ihm zu schlafen, denn so frustriert wie jetzt war er sein ganzes Leben noch nicht gewesen.
    Gerald Brewster hörte sich an wie der weise Yoda aus “Krieg der Sterne”. Aber wer in Eisenwarengeschäften und Baumärkten nach sexueller Symbolik forschte, musste wohl ein bisschen schräg sein. Jess ging ins Schlafzimmer, um sich anzuziehen, und schaltete das Radio dort ein.
    “In Gewinde werden Schrauben gedreht, in weiches Holz dringen Nägel ein”, verkündete Brewster.
    “Und würden Sie sagen, dass diejenigen, die mit diesen Materialien arbeiten, unbewusst den Sexualakt nachvollziehen, Dr. Brewster?”
    Jess schnaubte. Was für ein Blödsinn!
    “Selbstverständlich.”
    “Auf dem Bau arbeiten hauptsächlich Männer, oder?”
    “Das ist zutreffend.”
    “Weil sie ihre Männlichkeit beweisen müssen, indem sie mit diesen Objekten hantieren?” Katie klang vergnügt.
    “Ganz genau.”
    “Du Idiot!”, rief Jess und kam sich schrecklich albern vor, weil er das Radio anschrie. Er stellte sich lieber nicht vor, was morgen auf dem Bau los sein würde. Vielleicht hörte ja niemand von seinen Leuten die Sendung. Allerdings war das nicht sehr wahrscheinlich. Nach Freitagabend versammelten sich bestimmt alle in ihrer Lieblingsbar um ein Radio.
    Seine Leute wären gar nicht begeistert, wenn sie wüssten, dass er hoffte, heute Abend mit Katie zu schlafen. Sie würden ihn Verräter nennen, weil er sich mit dem Feind verbündete.
    Trotzdem konnte er es kaum erwarten, dass Katie kam, denn ihre Sendung hatte ihn auf eine Idee gebracht, wie es weitergehen könnte.
    Obwohl Katie sich einzureden versucht hatte, die Entscheidung sei noch nicht getroffen, hatte sie längst gewusst, dass sie nach ihrer Sendung zu Jess fahren würde. Vorher zog sie sich noch um, um nicht dasselbe anzuhaben, was sie zum Lunch getragen hatte – abgesehen davon, dass ihre Sachen nach dem Sex in seinem Pick-up ein wenig zerknittert waren. Jetzt trug sie einen dünnen Rock, ein Trägertop und eine leichte Jacke.
    Noch bevor sie