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Der Liebespakt

Titel: Der Liebespakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Leinemann
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nicht recht zu passen. Meinst du nicht eher, dass sich hier zwei Seesterne paaren? Ich meine, in deren Welt sind doch eher wir die Miesmuscheln, oder?«

    Zum ersten Mal seit 48 Stunden musste Toni lachen.
    Sie zeigte in Richtung Clubhaus, von wo aus nun eine zweite Frau angerannt kam. Sie sah aus wie eine geklonte Karoline. Das gleiche gefärbte Blond, nur etwas billiger. Die gleiche abweisende Aura, nur etwas weniger kühl. Die gleiche XXL-Beinlänge, nur künstlich. Wahrscheinlich hatte sich Sandrine in einer obskuren tschechischen Klinik die Beine brechen und verlängern lassen, um auch die perfekte Höhe von mindestens 1,83 Meter zu erreichen. Diese Beinlänge trug man heute so.
    Tonis Finger zeigte immer noch auf Sandrine. »Das ist die Miesmuschel. Ihre Assistentin Sandrine.«
    »Sie hat eine Assistentin?«, echote Shirin erstaunt.
    »Sie ist beim Fernsehen«, sagte Toni trocken.
    Chefin und Assistentin hatten sich nun vom anderen Stehtisch verabschiedet und setzten ihren Weg in Tonis Richtung fort. Keine Frage, Karoline wollte wirklich herüberkommen. Warum, fragte sich Toni, geht sie mir nicht aus dem Weg? Nichts leichter als das. Karoline hätte kurz hinübernicken und sich an einen anderen Tisch stellen können. Denn eines war vom ersten Moment ihres Kennenlernens an klar gewesen: Toni und Karoline würden nie Freundinnen werden. Bislang war man meist kühl, aber einigermaßen korrekt miteinander umgegangen. Ab und zu eine Spitze, mehr nicht. Die höfliche Fassung wurde allerdings nur gewahrt, weil die Männer sich gegenseitig schätzten. Georg und Tom waren gute Kollegen und oft genug im Vorstand auch Verbündete. Was Georg nicht davon abgehalten hatte, sich an Toms Verlobte heranzumachen.
    Toni hatte keine Ahnung, wie lange Georgs Affäre mit Karoline schon ging. Sie vermutete, das Ganze war eher frisch, zwei, drei Monate vielleicht. Georg war ihren bohrenden Fragen konsequent ausgewichen. Plötzlich fiel Toni auf, dass Karoline sich in den letzten Wochen regelrecht um sie bemüht hatte. Auf
einer Cocktailparty in Mitte war sie ihr nicht von der Seite gewichen, nach einer Theaterpremiere hatte sie darauf bestanden, gemeinsam essen zu gehen. Unglaublich, ab und zu hatte sie sogar angerufen, um ein Treffen vorzuschlagen.
    Toni wurde plötzlich klar, dass Karoline regelrecht ihre Nähe suchte und sie genoss. Es verschaffte ihr offensichtlich ein extrem befriedigendes Triumphgefühl. Die groß gewachsene Nebenbuhlerin baute sich neben der deutlich kleineren und unwissende Ehefrau auf, schaute auf sie herab und dachte: Ich schlafe mit deinem Mann. Bald lässt er sich von dir scheiden - für mich. Und dann nehme ich deinen Platz ein.
    »Du Miststück! Fall hin, stürz jetzt! Mitten rein in Matsch und Pferdescheiße!«, flüsterte Toni beschwörend. Wie in einem Horrorfilm versuchte sie mit ihren Gedanken Karolines Schritte zu manipulieren. Hypnose, Telekinese, Gedankenmanipulation. Doch Karoline kam mit schnellen Schritten voran und war nun dem Stehtisch schon ziemlich nah.
    Toni seufzte tief - und in diesem Moment passierte es. Mit ihrem linken Fuß blieb Karoline hängen - war es tatsächlich ein Maulwurfsloch oder tat sich die Erde auf, damit das Flittchen für immer im Höllenschlund verschwand? Karoline verlor das Gleichgewicht, ihre langen, dünnen Arme mit dem Goldschmuck ruderten in der Luft, um Halt zu finden, alles ging jetzt ganz schnell. Toni sah sie nach vorn kippen, sie konnte das saftige Geräusch des Körpers, der auf Matsch trifft, schon hören, Sekunden bevor es wirklich geschah. Eine Frau am Nebentisch schrie auf, ein Mann riss die Arme hoch. Toni jubelte innerlich und schnappte sich das Handy, um Karolines Sturz zu filmen! Doch - so ein Pech - das große Schlammfinale blieb aus, denn Assistentin Sandrine fing Karoline im letzten Moment auf. Schnell legte Toni das Handy zurück auf den Stehtisch und wandte sich enttäuscht Shirin zu.

    »Ich hätte es fast geschafft«, sagte Toni.
    »Alle Achtung - du hast wirklich den bösen Blick«, bestätigte Shirin anerkennend.
    Karoline und Sandrine richteten sich schnell auf, vollzogen flink noch kleine Zupfkorrekturen an Kleidung und Haar und sahen danach haargenau so perfekt aus wie vorher. Toni hatte einmal den Verdacht geäußert, Karoline besprühe sich jeden Morgen, bevor sie das Haus verließ, von Kopf bis Fuß mit Haarspray, um jedes, aber auch jedes Detail an sich zu fixieren. Das perfekte Langweilergesicht, die perfekte Kleidung mit dem

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