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Der Lilith Code - Thriller

Der Lilith Code - Thriller

Titel: Der Lilith Code - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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hatte ruhig zugehört. Jetzt hob er die Hand. »Auch wenn wir beweisen könnten, dass unser Schriftstück im Zusammenhang mit dem aus London steht oder gar dieselbe Quelle hat und darüber hinaus gefälscht ist, muss man erstens damit so schnell wie möglich an die Öffentlichkeit, und zweitens muss man es uns glauben.«
    »Wieso unser Schriftstück?« Regina schaute den Syrer angriffslustig an. »Noch gehört es Jan und mir. Und nochsind wir uns nicht sicher, was eure Interessen sind und ob sie sich mit den unseren decken.«
    Jan lachte insgeheim in sich hinein. Seine neue Liebe verstand zu handeln, aber das hier waren Levantiner, die Meister des Feilschens, da war mehr als Vorsicht geboten.
    »Meine liebe Regina«, Faruks Stimme wurde leise und sanft, »in EUREN Sachen befindet sich doch auch das Tagebuch einer Archäologin, die du suchst, nicht wahr?« Er hatte seine Arme auf den Tisch gestützt und die Fingerspitzen der beiden Hände aneinandergefügt. Regina reagierte nicht. Sie konnte Stille ertragen, ein bei vielen Verhören erprobtes Verfahren, das sie bei der Kripo in Wien gelernt hatte. Sie griff in ihre Tasche, drückte mit ihrem Fingernagel die Öffnung einer neuen Zigarettenschachtel auf, roch an ihnen, klopfte an den Boden und nahm sehr langsam eine Zigarette mit dem Mund aus der Schachtel. Nicht nur Jan war hingerissen. Dann sagte Regina: »Mein treuer syrischer Freund, du willst mir jetzt erzählen, dass euer Geheimdienst zufällig meine Almut gefunden hat? Und du würdest sie mir gern überbringen, aber da wäre ja noch das Schriftstück und so wird aus ›meins‹ schnell ›deins‹.«
    Für einen Moment war eine fast greifbare Spannung im Raum.
    Faruk drehte sich zu Jan. »An deiner Stelle würde ich aufpassen, wen du heute Abend mit in dein Bett nimmst, sie ist eine Teufelin.«
    Jan lehnte sich zurück. »Du wusstest, wo diese Almut steckt, und hast es uns die ganze Zeit verschwiegen?«
    »Warum sollte er mit dir reden?«, fragte Elijah.
    Jan entgegnete leise: »Weil es um Menschenleben geht.«

Peschawar, Pakistan, 21. 06., 5.34 Uhr
    Alle Bemühungen um die Ästhetisierung der Politik gipfeln in einem Punkt. Dieser eine Punkt ist der Krieg.
    Aus: Walter Benjamin »Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit«
     
    Die nordpakistanische Stadt Peschawar liegt am nordöstlichen Ausgang des Chaiberpasses, der Hauptschlagader des Warenverkehrs zwischen Afghanistan und Pakistan. Alexander der Große überquerte ihn vergeblich, um den indischen Subkontinent von hier aus zu erobern. Und der Islam kam hier im 12. Jahrhundert von Afghanistan nach Indien. Das Gebiet wird mehrheitlich von dem Stamm der Paschtunen besiedelt. Ihre Herkunft ist unklar. Weder entstammen sie der arabischen noch der indischen Welt; einige Stämme behaupten, sie gehörten zu dem verschollenen zehnten Stamm Israels. Sie gelten als gastfreundlich, aber auch rachsüchtig, gaben Osama bin Laden Asyl und wissen wohl als einzige Volksgruppe über seinen endgültigen Verbleib. Sie sind gefürchtete Krieger und orthodox sunnitische Muslime, auch deswegen konnten die Taliban dort schnell Fuß fassen. Für den pakistanischen Geheimdienst ISI war es deshalb eine unfassbare Dummheit, als der amerikanische Nachrichtendienst NSA ausgerechnet hier einen geheimen Stützpunkt aufbauen wollte. Die Chance der Soldaten zu überleben wurde auf wenige Wochen taxiert. Doch die Amerikaner hielten sich, trotz häufiger Überfälle, Anschläge und Drohungen. Jeden Tag konnten sie aus ihrer Zentrale mehrere Stockwerke tief unter der Erde des amerikanischen Konsulats den gesamten Kommunikationsfluss der Region kontrollieren, teils mit ihren Radaranlagen, teils mit ihren unbemannten Drohnen, die in großer Zahl über der Grenzregion ihre Bahnen zogen. Seit Beginn der Unruhen hatte es einen wahren Kommunikationssturm gegeben. Die in mehreren arabischen Dialekten ausgebildeten Übersetzer musstenSonderschichten einlegen, um der Informationsflut Herr zu werden. Das war umso erstaunlicher, als gerade hier die Taliban und ihre Unterstützer auf Telefon oder Computer vollständig verzichteten. Denn sie wussten um das Abhörzentrum ihres Feindes. Aber die weltweiten Unruhen ließen ihre Vorsicht etwas nachlassen. Sie versuchten, mehrere Codierungen zu verwenden, nicht wissend, dass der ISI wenige Wochen zuvor erstmalig eine Gruppe Überläufer zum Übersetzen der Codes »überreden« konnte. Und so erfuhren der amerikanische Nachrichtendienst

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