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Der Lilith Code - Thriller

Der Lilith Code - Thriller

Titel: Der Lilith Code - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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tausend Jahre vorüber sind, wird der Satan für kurze Zeit aus seinem Gefängnis freigelassen.
    Alle Völker der Welt, den Gog und den Magog, wird er dann anstiften und zum Kampf aufmarschieren lassen. So zahlreich wie der Sand am Meer werden sie sein.
    Neues Testament, Buch der Offenbarung, Kapitel 20, 7–8
     
    Der alte Mann atmete tief ein. Seine Bronchien rasselten, und beim zweiten Ausatmen füllte Schleim Fischers Mund. Er behielt ihn einen Moment darin, kaute darauf und spuckteihn in die Toilettenschüssel. Er spülte und schlurfte dann in sein Wohnzimmer. Gudrun hatte ihm das Frühstück, obschon es noch stockdunkel war, bereits auf den Tisch gestellt, sich dann still in die Küche zurückgezogen. Er sah hinaus auf das Meer, das in der tintenschwarzen Nacht rauschte. Die Terrassentür hatte die Haushälterin geöffnet. Frische Meeresluft wehte in die stickige Wohnung. Er hob seine Arme, legte seine Hände hinter seine großen Ohren, aus deren Muscheln weiße Haare wild hervorwuchsen, schloss die Augen und wartete. Ein Unbeteiligter, der den Greis so sah, hätte glauben können, dass Fischer sich nur reckte. Aber er lauschte. Hörte in sich hinein. Achtete auf seinen Atem, seinen Herzschlag und senkte langsam und stetig die Frequenz seiner Gedankenströme. Bald war er nur ein langsamer, dauerhafter Herzrhythmus. Alles um ihn herum schwand. Und nur die Bilder von einst flimmerten jetzt wie eine schlechte TV-Übertragung vor seinen inneren Augen.
    Ein Dorf in der östlichen Ukraine, die Familie. Er hatte zum ersten Mal das Sonderkommando angeführt. Sommer 1942 – das Jahr der ACHT. Neun minus eins und viermal zwei. So hatte er es in den Büchern des Abraham von Worms gelesen. Es musste ein bedeutendes Jahr werden. Und das war es auch. Berauscht und glücklich waren sie alle, noch war die Wehrmacht im Osten auf dem Vormarsch, von einer Niederlage keine Spur.
    Die Erinnerung ließ seinen Herzschlag stärker werden, er musste sich wieder ins Lot bringen, die Bilder drohten zu verschwinden.
     
    Schon den ganzen Morgen hatten sie die Menschen aus ihren Häusern getrieben. Seine Truppe hatte er selbst zusammengestellt. Alles Männer aus deutschen Zuchthäusern: Vergewaltiger, Betrüger, Psychopathen und Mörder. Die Wehrmacht war weitergezogen, nur ein Zug lag etwas außerhalb des Dorfes, das den Namen Magotzje trug, und suchte Schlaf und Erholung von diesem rasanten Vorstoß. Die meisten Dorfbewohner waren in
die Wälder geflüchtet. Aber sein Instinkt sagte ihm, dass in den Kellern und Heuschobern, den Ställen und Dachböden noch genügend verängstigtes Gewürm saß. Und so gingen sie von Haus zu Haus, ließen keinen Winkel aus. Bald hingen in jedem Garten, zwischen prachtvoll blauen Lupinen und goldschimmernden Sonnenblumen die Bewohner, zuckten noch mit ihren Gliedmaßen kurz, ehe sie sich dem Tod ergaben. Wer davonlief, wurde mit einer kurzen Salve niedergemäht. Am Ende standen er und sein Unterscharführer Teschner vor einer windschiefen Kate. Er rief nach dem Flammenwerfer, so viel Stroh und Holz würde prächtig brennen und ein risikoreiches Hineingehen vermeiden. Ein junger Soldat mit einem großen Benzintank auf dem Rücken, einer umgedrehten Gasflasche ähnelnd, rannte im Laufschritt die staubige Straße zu ihnen herunter. Fischer deutete auf die Kate, ging zwei Schritte nach hinten und zündete sich eine Zigarette an. Der Soldat öffnete das Ventil des Werfers, es zischte. Er zündete, und ein ohrenbetäubender Krach erfüllte die gespenstische Stille. Ein zischender Strahl entfuhr dem Rohr, das der Soldat mit deutlicher Kraftanstrengung festhielt und auf das Haus richtete. Nur wenige Sekunden später loderten die ersten Flammen auf dem Dach, im Fenster und an der Tür. Die öffnete sich, das konnte Fischer noch erkennen. Etwas trat heraus, aber das war in dem Flammenstrahl nicht zu erkennen. Er riss seine Walther PPK hoch und wollte schießen. Jetzt konnte er es erkennen, ein hünenhafter Mann griff aus dem Feuerstrahl scheinbar ohne Schmerz nach dem Rohr, umfasste es, griff mit der anderen Hand nach dem Soldaten, der zurückwich, und stieß ihn um. Dabei drehte er das Rohr, presste es in das Gesicht des Jungen und drückte auf den Zünder. Der Stickstoff im Tank quetschte das Flammöl durch das Rohr, und eine Fontäne aus den restlichen im Tank noch befindlichen Ölvorräten ergoss sich mit einer Temperatur von 1200 Grad in den Mund des Soldaten. Fischer schoss. Aber sowohl seine als auch die MP

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