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Der Lockvogel

Der Lockvogel

Titel: Der Lockvogel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Morgan Jones
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eine Armee brauchen.«
    »Was ist mit dem Hotel?«
    Webster lächelte. »Mein Chef hat das arrangiert. Wir sind geschätzte Gäste. Man hat Herrn Maurer erzählt, Sie seien ein wichtiger englischer Geschäftsmann, der an einer seltenen Nervenkrankheit leidet und zu Hause einen unschönen Skandal verursacht hat. Sie waren in einem schicken Hotel in der Nähe von Berlin abgestiegen, aber die Presse hat Wind davon bekommen, und jetzt verstecken Sie sich hier. Er ist glücklich, weil wir ihm das Vierfache des normalen Preises bezahlen. Wenn jemand nach uns fragt, wird er es uns wissen lassen.«
    »Sollten wir nicht einfach verschwinden? Zurück nach London? Ist es nicht vorbei?«
    Webster drehte sich um und schaute auf den See hinaus. Das Wasser war inzwischen etwa vierzig Meter weit gefroren, und dort, wo Wasser und Eis ineinander übergingen, paddelten Enten. Sonst bewegte sich nichts.
    »Nina hat uns gegeben, was wir wollten«, sagte er und wandte sich wieder Lock zu, immer noch die Augen beschattend.

    »Die Daten?«
    »Er hatte sie auf einem Hotmail-Account. Offenbar hat er jeden Monat einmal eine neue Ladung Dokumente abgespeichert.«
    »Sie haben sie gesehen.«
    Webster nickte.
    »Und? Was ist es?« Locks müde Augen belebten sich.
    Webster schaute zu Boden, bevor er Locks Blick erwiderte. »Es ist nicht das, was wir erwartet haben.«
    »Jesus.« Lock fuhr sich mit der Hand durch die Haare. »Nicht, was Sie erwartet haben. Scheiße. Ich wusste, ich hätte nicht …« Er schloss die Augen und seufzte, ein langer, trauriger Seufzer. »Was ist es genau?«
    »Ich habe es mir heute Morgen angeschaut. Es handelt sich um sämtliche Kaufvereinbarungen zwischen Langland und den Unternehmen, die ihm Öl liefern. Jeder einzelne Vertrag, aus dem gesamten Zeitraum, den Gerstman dort war. Sie beweisen schlüssig, dass Langland bei jedem Handel etwas für sich abzweigt und dass die russischen Produzenten die Leidtragenden sind.«
    »Ich verstehe nicht. Das klingt doch gut.«
    »Es ist nicht schlecht. Eine Menge Journalisten würden sich freuen, das in die Finger zu bekommen. Aber es reicht niemals aus, um Malin wegen Betrugs zu verurteilen. Man müsste nachweisen, dass es Absprachen gab. Das heißt, man muss einen russischen Manager finden, der bereit ist auszusagen. Was nicht passieren wird.«
    Lock wandte sich von Webster ab und verschränkte die Arme. »Ich friere.«
    »Lassen Sie uns hineingehen.«
    »Und damit weitermachen? Zu welchem Zweck? Um Ihr
Honorar zu vergrößern?« Lock stand auf, sodass die Sonne hinter ihm verschwand, und schaute auf Webster hinunter. »Sie sollten sich einmal fragen, warum Sie bei diesem Spiel dabei sind, Ben. Um mir zu helfen? Um Malin eins reinzuwürgen? Oder haben Sie einfach Spaß daran? Was ist der Grund?« Webster antwortete nicht. »Ich glaube, wir sollten gehen. Ich würde ja anfangen, meinen Koffer zu packen, aber ich habe keine beschissenen Sachen mehr.« Lock drehte sich um und ging langsam in Richtung Hotel.
    »Richard.« Webster stand auf und folgte ihm. »Richard, warten Sie.« Lock ging weiter, seine Füße knirschten auf dem Kies. »Das war die schlechte Nachricht.«
    Lock blieb stehen und drehte sich um, sein Gesicht war dunkel. »Wenn es eine gute Nachricht gäbe, hätten Sie sie mir inzwischen gesagt. Was ist es?«
    »Malin hat versucht, Sie umzubringen. In Deutschland.«
    »Und das soll gut sein?«
    Webster blickte sich um, zögerte, dann wandte er sich wieder Lock zu. »Ich habe eine Idee. Das könnte ihm den Rest geben.«
    »Im Ernst?«
    »Es ist eine ernst gemeinte Idee. Aber Sie müssen entscheiden, ob sie etwas taugt. Ich dränge sie Ihnen nicht auf.«
    »Nein, das tun Sie nicht. Verdammt. In welcher Art von Welt leben Sie eigentlich? Geht es da jeden Tag so zu?« Er starrte Webster an. »Herumlaufen und sich Pläne ausdenken? Darf ich Sie etwas fragen? Wann fangen Sie an zu spielen? Oder verschieben Sie die Klötzchen nur?« Webster gab keine Antwort. Es kostete ihn einige Willensanstrengung, Locks Blick standzuhalten. »Sagen Sie mir eins: Was hätten Sie gemacht, wenn ich gestorben wäre? Einen anderen wie
mich gefunden? Jemand anderes an die Front geschickt? Scheiße, Ben, wenn Sie nicht wären, dann säße ich immer noch in Moskau, und nichts von dem hier würde passieren. Wäre das so schlimm? Gut, Malin ist also korrupt. Na und? Na und, verdammt noch mal? Alle sind korrupt. Tourna ist korrupt, zum Henker. Sogar noch schlimmer. Und all diese Bluechip-Unternehmen,

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