Der Lockvogel
glauben Sie denn nicht, dass die alle jemanden haben wie mich, um Dinge zu verbergen, um die Steuer zu umgehen? Es gibt Legionen von ihnen. Ich bin nur ein einziger Mann. Aber ich bin verdammt noch mal nicht einfach austauschbar, ist das klar?«
»Früher oder später wäre es sowieso passiert.«
»Was?«
»Es wäre sowieso passiert. Man kann solche Dinge nicht verborgen halten. Sie kommen heraus.«
»Und Sie helfen lediglich dabei? Ist es das?«
»Etwas in der Art.«
Lock lachte, ein hartes, scharfes Lachen. »Wie großartig. Wie nobel von Ihnen, Ben, wir arbeiten beide für Gauner. Wir spielen unsere Rolle, und das war’s. Und wenn wir es nicht täten, dann würde es jemand anderes machen. So ist die Welt.«
Webster steckte die Hände in die Taschen und schaute zu Boden. Er wollte sich nicht verteidigen; er hatte nicht das Gefühl, dass er das konnte. Lock hatte recht. Er sollte damit aufhören, es zu beschönigen.
Er seufzte und schaute Lock in die Augen. »Hören Sie. Es tut mir leid. Ich habe Malin unterschätzt. Das war mein Fehler. Vielleicht sollten Sie Dmitris Dateien zu Malin bringen. Um Ihre Loyalität zu zeigen. Sie würden wieder in den Schoß der Familie aufgenommen.«
Lock schüttelte den Kopf. »Nein. Nein. Das ist nicht das, was ich will. Verdammt, Ben, Sie können mich nicht so weit bringen und dann zurückschicken. Ich bin nicht mehr der Gleiche. Ich kann das nicht mehr.«
Webster war still.
»Bestand daraus etwa Ihr Plan?«, fragte Lock.
»Nein.«
»Wie riskant ist es?«
»Ich habe es Ihnen schon gesagt. Das müssen Sie entscheiden.«
»Nein. Sie stecken auch mit drin. Lassen Sie uns reingehen. Der Himmel weiß, dass ich es nicht eilig habe, mich in ein Auto zu setzen. Wir entscheiden das gemeinsam.«
Webster setzte sich in einen Sessel in der Ecke seines Zimmers und griff in seinen Aktenkoffer. Er nahm sein Handy heraus, ein ganz normales Nokia, und drückte einige Tasten. Lock saß auf dem Bett und sah zu. Webster legte das Telefon auf den Beistelltisch, der vor ihm stand. Eine Stimme ertönte aus dem Lautsprecher.
»Danke, dass Sie sich mit mir treffen ... Ich hätte nicht … Das ist nicht zu meinem Vergnügen, wissen Sie. Ich glaube, dass wir einander vielleicht helfen können. « Eine Pause. Lock schaute Webster an. »Sie waren fleißig in den letzten Wochen … Ich fange an zu wünschen, wir hätten Sie zuerst engagiert. « Wieder eine Pause. »Aber was mir Sorgen bereitet, ist, dass es nach Paris keine … keine Klarheit gibt. «
Während der Dialog weiterlief, fragte Lock: »Bin ich das?«
Webster nickte.
»… Ich denke, das beste Resultat für alle Beteiligten wird außerhalb des Gerichtssaals vereinbart werden. Außer für die Anwälte vielleicht. «
»Wie haben Sie das gemacht?«
»… schädigt mein Geschäft und kostet Aristoteles Geld. Ein Vermögen, wenn seine Honorarkosten so hoch sind wie unsere. «
Webster beugte sich vor und nahm das Handy in die Hand. Er drückte auf einen Knopf, und die Stimme verstummte.
»Wenn andere Leute herausfinden, was ich von Beruf bin, wollen sie meistens wissen, ob ich irgendwelche James-Bond-Gadgets habe. Ich sage immer Nein. Das hier ist das Einzige. Ein Mann in Belgien hat es für mich gemacht. Ehrlich gesagt, er hat es mir geschenkt. Er war ziemlich stolz darauf.«
»Ich hätte Sie durchsuchen sollen.«
»Sie hätten nichts gefunden. Es hat auf dem Tisch gelegen.«
Lock schüttelte den Kopf. »Kann ich mal sehen?«
Webster gab ihm das Handy. »Sobald man den Akku herausnimmt, fängt es an, mitzuschneiden. Wenn man ihn wieder hineinsteckt, hört es auf. Es ist eine brillante Idee. Angeblich hatte der Mossad sie zuerst.«
Lock hielt das Handy in der Hand und untersuchte es genau. »Was ich damit hätte machen können.«
»Genau. Das ist meine Idee.«
Lock schaute auf. »Das?«
»Zum Teil.« Lock wartete, spielte immer noch mit dem Handy herum. Webster redete weiter: »Was ist das Schlimmste, das Malin getan hat?«
»Wir wissen es nicht. Da liegt das Problem. Außer Sie zählen die Tatsache dazu, dass er mein Leben zerstört hat.«
»Genau. Er hat versucht, Sie umzubringen. Und wir sind ziemlich sicher, dass er Gerstman umgebracht hat. Aber der einzige Beweis dafür sind Sie und der Brief, den diese Kerle hinterlegt haben.«
»Welcher Brief?«
»Ein Abschiedsbrief. Er wurde in Ihrem Hotelzimmer deponiert.«
»Du lieber Himmel. Was stand drin?«
»Dass Sie Ihre Familie und Ihren guten Ruf verloren haben
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