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Der Lüge schöner Schein

Der Lüge schöner Schein

Titel: Der Lüge schöner Schein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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um die Vase aufzufangen, als sie von ihrem Sockel kippte, aber es war zu spät.
    Sie fiel zu Boden und explodierte in grüne, blaue und weiße Scherben. Zwischen ihnen lag etwas wie ein Geschenk in einem Schokoladenosterei.
    Eine Schrotflinte.
    Pascoe war schnell, aber die Alte war im Weg, und die Waffe befand sich in Culpeppers Händen, bevor er an ihr vorbeikam.
    »Es tut mir leid, mein Junge«, sagte die Alte. »Ich hab lang genug gewartet. Vielleicht zu lang. Du hättest es ihm selber sagen müssen.«
    In Pascoes Kopf drehte sich alles. Für Angst war da kein Platz, oder zumindest für keine andere als die, er könne die Wahrheit niemals erfahren.
    »Aber warum?«, schrie er. »Warum.«
    »Ihr Freund hatte vor, es allen zu sagen«, antwortete Culpepper, sein Gesicht war verzerrt in dem Bemühen, Verständnis zu finden. »Dazu hatte er kein Recht. Verstehen Sie das? Und mir war nicht klar, dass es ohnehin schon alle wussten. Aber ich habe nie … ich wollte nie …«
    Im Wohnzimmer hörte man die beinahe gleichzeitig abgefeuerten Schüsse. Eine Sekunde lang regte sich niemand. Dann stürzten alle in die Eingangshalle und starrten mit Gesichtern, in denen sich die unterschiedlichsten Grade von Fassungslosigkeit spiegelten, auf die Szene, die sich ihnen bot.
    Pascoe, die alte Mrs. Culpepper und ihr Sohn standen im Porzellanzimmer und besahen sich den Schaden, den die zwei Schrotladungen aus der Flinte, die noch immer in Hartleys Händen rauchte, in seiner Sammlung angerichtet hatten.
    Einige Stücke waren unversehrt. Da trat Culpepper vor und zertrümmerte sie mit dem Büchsenlauf. Als er sich endlich ausgetobt hatte, ließ er die Waffe fallen und trat in die Diele, wo er stehen blieb und emotionslos seine Frau betrachtete, die in Sam Dixons Armen rhythmisch schluchzte.
    Dixon?, fragte sich Pascoe, den nichts mehr wunderte.
    Die Tür des Arbeitszimmers öffnete sich, und Davenant und Ferguson kamen heraus.
    Davenant warf einen Blick in das Porzellanzimmer und schüttelte angesichts der Verwüstung den Kopf. Dann wandte er sich an Pascoe.
    »Schade. Ich hatte gehofft, er hätte Ihnen Ihren verfluchten Schädel weggepustet.«

Elf
    Aussage Antony Neville Dick, zu Protokoll genommen auf dem Polizeirevier Thornton Lacey, Oxfordshire, in Anwesenheit von Detective Superintendent D. S. Backhouse.
    Ich arbeite als freier Journalist unter dem Namen Anton Davenant. Meine Arbeit bringt mich in engen Kontakt mit vielen Leuten aus der Kunst- und Antiquitätenszene, und ich betätige mich gelegentlich als Agent für Kunsthändler. Ich hatte zu keiner Zeit Grund zur Annahme, dass einer der Händler, mit denen ich zusammenarbeitete, keinen Rechtsanspruch auf die Waren hatte, die ich in Kommission nahm.
    »Kann er sich damit rausreden?«, fragte Pascoe beinahe bewundernd.
    »Wir können nur hoffen, dass Sie oben in Yorkshire Ihre Arbeit besser machen als hier bei uns«, sagte Backhouse.
    Freitag, den 17. September, besuchte ich gegen 19.00 Uhr das Brookside Cottage in Thornton Lacey. Der Zweck des Besuchs war teils gesellschaftlicher Natur, da ich die Besitzer Mr. und Mrs. Colin Hopkins kannte, teils geschäftlicher. Mr. Timothy Mansfield, einer der Hausgäste, hatte eine Porzellanfigur mitgebracht, die er mir übergeben wollte, damit ich sie einem ortsansässigen Sammler zeigen konnte, Mr. Hartley Culpepper.
    »Gibt es noch andere Hinweise als Davenants Behauptung, dass Timmy in diese Sache verwickelt war?«, fragte Pascoe.
    »Nur Indizien.«
    »Aber Sie glauben es?«
    »Es klingt glaubhaft, mehr nicht.«
    »Und die anderen?«
    »Kunden vielleicht. Ein paar Sachen sind nach dem Brand aus dem Haus verschwunden. Ich vermute, Davenant hat sie abgeholt, um nur ja keine Beweise zu hinterlassen.«
    »Er hat den Brand gelegt?«
    »Hat einen Gashahn offen gelassen, glaube ich. Schließlich hat die Zündflamme das ausströmende Gas zur Explosion gebracht. Aber das lässt sich alles nicht beweisen.«
    Ich hatte schon früher mit Mr. Culpepper Geschäfte gemacht. Und da er mir fast viertausend Pfund aus einem früheren Geschäft schuldete, war ich selbstverständlich besorgt, als sein Name in Zusammenhang mit dem Buch genannt wurde, an dem Mr. Hopkins gerade arbeitete. Das Thema war Armut in wohlhabenden Kreisen, und es beschäftigte sich nicht so sehr mit Menschen, die unter der Armutsgrenze leben, sondern mit Leben auf Pump, demonstrativer Verschwendung, Arbeitslosigkeit unter Führungskräften und solchen Dingen. Mr. Hopkins

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