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Der Lüge schöner Schein

Der Lüge schöner Schein

Titel: Der Lüge schöner Schein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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einen Zeugen brauchst für diesen groben Missbrauch von Polizeigewalt, sag mir Bescheid. Jetzt muss ich aber los und mich um mein Pub kümmern.«
    »Danke, JP «, antwortete Culpepper. »Ihre Geschichte ist auch sonst recht dürftig, Pascoe. Zum Beispiel, wenn ich so dringend Geld bräuchte, warum sollte ich die Sache dadurch verkomplizieren, dass ich Angus einschalte? Warum sollte ich es mir nicht selbst besorgen?«
    Er lächelte in die Runde, als hätte er soeben ein Kaninchen aus dem Hut gezaubert.
    Armes Schwein, dachte Pascoe.
    Er machte nur widerwillig weiter. Jeder Mensch hatte ein Recht auf eine gewisse Privatsphäre. Warum sollte er Culpeppers kleines Geheimnis aufdecken?
    Weil, sagte er sich, während er in die erwartungsvollen Gesichter ringsum blickte, weil es vielleicht etwas mit einem Verbrechen zu tun hat oder haben könnte.
    Und vielleicht auch, weil etwas in diesen Gesichtern war – Misstrauen, Erwartung, Drohung oder, im Fall von Marianne Culpepper, blasiertes Desinteresse. Das vor allem.
    »Weil Sie, Mr. Culpepper, gar nicht mehr bei der Nordrill Mining Company beschäftigt sind. Ja, ich glaube, Sie sind überhaupt nirgends mehr beschäftigt. Sie sind arbeitslos, und zwar schon seit sechs Monaten, und praktisch mittellos.«
    Wenn er erwartet hatte, dass er damit eine Bombe zum Platzen gebracht hatte, wurde er schwer enttäuscht.
    Culpepper selbst stand zwar reglos da, mit versteinertem Gesicht, so als ob ein Film plötzlich bei einer Einstellung stehen geblieben wäre. Doch die anderen waren offenkundig unbeeindruckt.
    »Ich wüsste nicht, was Sie Hartleys finanzielle Angelegenheiten angehen«, sagte Pelman verächtlich.
    »Na und?«, fragte Dixon unerwartet aggressiv.
    Nur Davenant war die Überraschung anzumerken. »Sie haben es alle gewusst? Na dann. Ist das nicht interessant? Sie haben’s alle gewusst, Hartley, alter Junge.«
    »So viel zu Ihrer Bombe«, murmelte Backhouse, der Pascoe zum Erkerfenster führte. »Das hab sogar ich gewusst. Es stand in dem ersten Schwung Hintergrundinformation von Crowther. Wie sind Sie dahinter gekommen?«
    »Ich habe bei Nordrill angerufen, ein bisschen Theater gespielt«, gestand Pascoe, der plötzlich ziemlich blamiert dastand. »Es gab da einiges, was nicht zusammenpasste. Das Datum der Jahreshauptversammlung und die Auktion bei Sotheby’s überschnitten sich zum Beispiel, und andere Dinge. Ich dachte, ich hätte es recht schlau angestellt.«
    »Auf jeden Fall schlauer als sich zu prügeln. Aber ich fürchte, Sie haben unseren liebenswürdigen Gastgeber umgehauen.«
    Er hatte recht. Culpepper sah nicht gut aus. Das bisschen Farbe war aus seinem Gesicht gewichen, und er machte nicht den Eindruck, als kümmere er sich groß um die Versuche der anderen, ihn in ihre Konversation miteinzubeziehen. Nur Marianne hatte sich den allgemeinen Bemühungen um Hartley nicht angeschlossen. Sie hatte vermutlich Bescheid gewusst – oder hatte er sich eingebildet, seine Insolvenz auch vor ihr geheim gehalten zu haben? Unmöglich. Pelman hatte es gewusst, und Pelman hätte es ihr bestimmt gesagt.
    Pelman war es, der jetzt wieder zum Angriff überging.
    »Beschuldigungen und Andeutungen haben wir jetzt genug gehört, Superintendent«, sagte er zu Backhouse. »Ich glaube, es ist Zeit, die Karten offen zu legen.«
    »Hervorragende Idee. Vielleicht möchten Sie anfangen, Sir, indem Sie uns erzählen, warum Sie, obwohl Sie von Mr. Culpeppers finanziellen Nöten wussten, ihm so bereitwillig tausend Pfund geliehen haben?«
    Einen Augenblick war Pelman peinlich berührt, doch er erholte sich rasch.
    »Na, Sie haben’s doch gerade selbst gesagt! Weil ich wusste, dass er in finanziellen Schwierigkeiten steckte, darum. Was gibt es für einen besseren Grund, einem Nachbarn ein Darlehen zu geben? Man verleiht doch wohl kein Geld, wenn’s nicht gebraucht wird, oder?«
    »Mir war gar nicht klar, dass Sie so gute Freunde sind, Sir«, sagte Backhouse lächelnd. Nachdenkliches Schweigen trat ein.
    Bestimmt weiß er, dachte Pascoe, dass Pelman was mit Marianne hat. Geld gegen schlechtes Gewissen, was sonst? Die Frage war, was Culpepper damit zu tun beabsichtigte. Davenant stand noch immer am Rand der Gruppe, scheinbar völlig unbefangen. Bestimmt schadete es nicht, ihn aus dem Zimmer und den laufenden Gesprächen zu entfernen. Doch ehe Pascoe etwas sagen konnte, ergriff Backhouse wieder das Wort.
    »Die Frage ist und bleibt«, wandte er sich an Culpepper, der die ganze Zeit wie

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