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084 - Im Schatten der Guillotine

084 - Im Schatten der Guillotine

Titel: 084 - Im Schatten der Guillotine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Rötliches Morgenlicht drang gefiltert durch die Ritzen der Schilfmattenhütte. Der Urwald ließ seine aufdringliche Morgensinfonie erklingen.
    Vanessa Kayne hatte das Zetern der Papageien, das Kreischen der Äffchen und all die anderen Laute stets als ermunternd empfunden; aber an diesem Tag erschienen sie ihr wie ein böses Omen, als Auftakt zur Verdammnis.
    Vanessa Kayne lag in verkrümmter Haltung auf dem feuchten Hüttenboden. Die Hände hatten sie ihr auf den Rücken gefesselt, und auch die Fußknöchel waren stramm zusammengeschnürt worden. So hatte sie die Nacht verbringen müssen. Kein Auge hatte sie zugetan. Das Schicksal, das sich ihre rege Fantasie ausmalte, hinderte sie daran, auch nur für eine Minute einzuschlummern.
    Es raschelte. Dann traten zwei der dunkelhäutigen Männer ein, die sie gegen Mitternacht auf einem Dschungelpfad überrascht hatten. Vanessa schimpfte sich eine Närrin, weil sie es gewagt hatte, so spät allein durch den Busch zu wandern. Aber was nützte das jetzt? Die bittersten Selbstvorwürfe halfen ihr nicht weiter. Es gab keinen Ausweg.
    Die beiden Männer waren kahlköpfig, ihre Hautfarbe war nicht so dunkel wie beispielsweise die der Zulu- oder Watussi-Rasse; sie näherte sich eher einem kräftigen Milchkaffeebraun. Ihre Oberkörper waren nackt. Vanessa betrachtete sie aus geweiteten Augen und konnte das Spiel ihrer Muskeln verfolgen. Beide hielten Speere, mit deren unteren Enden sie jetzt auf den Boden pochten.
    Eine dritte Gestalt schlüpfte ins Innere der Schilfmattenhütte. Vanessa schrie auf. Die Gestalt war kleiner als ein normalgewachsener Mann, und aus einem sehr plausiblen Grund: Ihr fehlten sowohl Arme als auch Beine. Direkt aus dem Unterleib wuchsen übergangslos mehrere Füße hervor. Vanessa war wie gelähmt vor Entsetzen, automatisch begann sie die schaurigen Gliedmaßen zu zählen. Es waren zwölf, mit denen der Schaurige sich vorwärtsbewegte. Nachdem Vanessa jedoch genauer hingeschaut hatte, korrigierte sie ihre Feststellung: nur auf zweien konnte er stehen, nur mit zweien gehen. Die übrigen berührten nicht den Boden, waren verwachsen; einige waren so verkümmert, daß die Zehen nur noch ansatzweise zu erkennen waren. Alle zuckten jedoch unausgesetzt.
    Ein weiterer Schrei entrang sich Vanessas Kehle, als einer der hünenhaften Männer dem Verwachsenen einen Umhang abnahm, den dieser lose über den Schultern getragen hatte. Jetzt kamen emsige kleine Finger zum Vorschein, die der verzweifelten Frau in ihrer Angst wie zuckende Schlangenhäupter erschienen. Dem Scheusal wuchsen aus jeder Schulter sechs Hände.
    Vanessas Blick war auf die furchterregende Erscheinung geheftet; sie konnte einfach nicht aufhören, ihn anzuschauen. Vier der Hände, so stellte sie fest, waren voll funktionsfähig; die übrigen wiesen ähnliche Mängel wie die verkümmerten Füße auf.
    Der Verwachsene kicherte. Sein Gesicht war ebenfalls verunstaltet, ein Klumpen Lehm, in den ein zynischer Werkmeister eine Fratze des Grauens hineinmodelliert hatte. Das Scheusal mußte zum gleichen Stamm wie die glatzköpfigen Krieger gehören.
    „Geh fort!" stieß Vanessa Kayne keuchend hervor. „Du bist - ein Wesen der Hölle. So etwas kann keiner - keiner Laune der Natur entsprungen sein."
    Der Verwachsene lachte kehlig und blickte die Wächter an. Sie verzogen keine Miene.
    „Sehr richtig", versetzte er, nachdem er seine wäßrig glänzenden Pupillen wieder der Frau zugewandt hatte. „So was wie ich entstammt anderen Bereichen."
    „Wie kommt es, daß du meine Sprache beherrscht?"
    „Eine Kleinigkeit", erwiderte der Verwachsene.
    Er machte eine wegwerfende Handbewegung mit zwei der aus der rechten Schulterpartie hervorsprießenden Gliedmaßen. Die übrigen Hände und auch die Füße fächerten eifrig.
    „Du bist - ein Zombie?"
    „Nein." Er stapfte mit einem Fuß auf. „Ich zähle zu der Kategorie, die man Freaks nennt. Mein Name ist Hafalli. Früher war ich der Medizinmann dieses Stammes - der Merinas. Lange Zeit verstrich, ohne daß ich meinen Einfluß geltend machen konnte. Aber jetzt bin ich zurückgekehrt, um als Kultpriester das große Ritual zu leiten."
    „Was habt ihr mit mir vor?"
    Er kicherte wieder. „Das wirst du schon erleben, Vanessa Kayne."
    Er trat neben sie, bückte sich und faßte mit drei Händen in ihren langen, schwarzen Haarschopf. Sie schrie. Knurrend zog er ihr Gesicht zu sich hoch und glotzte sie drohend an.
    „Du bist braunhäutig wie die Vazimba, Vanessa. Dein

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