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Der Lüge schöner Schein

Der Lüge schöner Schein

Titel: Der Lüge schöner Schein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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eine Doppelflinte hat, von der er Gebrauch machen wird. Ich will Informationen, alles, was ich kriegen kann. Ich möchte wissen, wie man am besten mit ihm umgeht, wie er wahrscheinlich reagieren wird. Ich dachte, was für ein Glück, als ich hörte, Sie seien bei der Polizei. Ein Profi als Erster am Tatort. Für Sie war’s Pech. Ich dachte, für mich wär’s ein Glück.«
    »Ist mir alles klar«, sagte Pascoe zähneknirschend. »Ich kann nur einfach nicht glauben, dass er’s war.«
    »Nur zu verständlich. Aber warum dann so feindselig? Erzählen Sie mir lieber etwas, das mich von seiner Unschuld überzeugt. War er eifersüchtig, was glauben Sie? Hätte ihm seine Frau Anlass dazu gegeben?«
    »Unwahrscheinlich«, antwortete Pascoe stirnrunzelnd. »Zumindest sah es so aus, als hätten sie sich für die Ewigkeit eingerichtet. Fragen Sie Ellie. Miss Soper. Sie hat die beiden erst vor kurzem gesehen. Aber wir haben viel über sie gesprochen, und sie hätte bestimmt etwas gesagt, wenn es Hinweise auf Spannungen gegeben hätte.«
    »Zwei allein stehende Männer waren gestern Abend im Haus«, sagte Backhouse beiläufig. »Alte Freunde. Noch aus der Zeit vor ihrer Ehe.«
    Da musste Pascoe lachen.
    »Ja, natürlich! Das Dreieck. Oder sogar das Viereck. Da sind Sie völlig auf dem falschen Dampfer. Timmy und Carlo waren einander beinahe noch inniger zugetan als Rose und Colin.«
    »Aha«, sagte Backhouse leise. »Verstehe. Aber die Dinge ändern sich, wie Sie sagen. Auch … der Geschmack. Was könnte es sein, das Mr. Hopkins zu einem seiner fürchterlichen Zornesausbrüche veranlasst hat?«
    »Wie bitte?«
    »In dem Brief, den Sie mir gezeigt haben, schreibt er, wie fürchterlich sein Zorn sein würde, wenn Sie nicht kämen, und fügt hinzu, dass Sie genau wüssten, wie fürchterlich er in seinem Zorn sein könne. War das nur so eine Redensart?«
    Pascoe ging langsam weiter und blieb an der Böschung stehen, die steil zum Bach abfiel. Die gesamte Polizeiaktion spielte sich nun im Wald auf der anderen Seite ab. Eine langsame, methodische, aber bis jetzt völlig ergebnislose Suche. Trotz der Hitze trugen viele der Polizisten wasserdichte Überhosen, weil das Unterholz noch vom Regenguss der vergangenen Nacht triefte. Der hatte bestimmt sämtliche Spuren menschlicher Anwesenheit vernichtet, aber eine Schrotflinte konnte auch er nicht wegwaschen.
    »Nein, keine Redensart«, sagte Pascoe. »Er war aufbrausend. Aber nie gewalttätig, nie hat er Menschen gegenüber Gewalt angewendet. Und ganz sicher ist er nie auch nur annähernd so in Rage geraten, dass er sich eine Schrotflinte schnappen, zwei Freunde damit umbringen, wieder laden und seine Frau erschießen würde. Was ist übrigens mit der Waffe?«
    »Kaliber 410, soviel wissen wir von den Patronenhülsen. Das ist aber auch alles. Keine Spur eines Waffenscheins im Haus. War Hopkins einer, der gern schießt? Auf Wild, meine ich.«
    »Nicht, dass ich wüsste. Aber ein richtiger Gegner war er auch nicht, anders als Carlo und Timmy.«
    »Und seine Frau? War sie dagegen?«
    »Rose? Nicht die Spur. Rose ist auf dem Land aufgewachsen, für sie war es ganz normal, dass Vögel von den Bäumen direkt in den Brattopf trudeln.«
    »Also könnte die Tatsache, dass er das hier …«, Backhouse deutete auf den Wald, »… vor der Haustür hatte, eine Versuchung für ihn gewesen sein?«
    »Fragen Sie doch Pelman. Der wird wohl wissen, wer auf seinem Grund jagt.«
    Backhouse grinste.
    »Nur keine Angst, den fragen wir schon. Und wir überprüfen alle Waffenscheine für Schrotflinten, die in den letzten drei Monaten hier ausgestellt wurden. Mr. Dalziel wäre stolz auf uns. Sie glauben also, es ist ausgeschlossen, dass er in blinder Wut gehandelt haben könnte?«
    Langsam gewöhnte sich Pascoe an die Verhörmethode des Superintendent. Ohne Zögern sagte er: »Völlig ausgeschlossen. Punkt.«
    »Also nicht in blinder Wut. Aber kaltblütig vielleicht? Was könnte Ihren aufbrausenden, extrovertierten Freund veranlassen, jemanden kaltblütig zu erschießen?«
    »Diese Variante ist noch unwahrscheinlicher als die andere!«
    »Es ist also wahrscheinlicher, dass er es in blinder Wut getan hat?«
    »Das habe ich nicht gesagt«, protestierte Pascoe.
    »Tut mir leid. Ich dachte, Sie hätten gesagt, es wäre
unwahrscheinlicher
, dass er es kaltblütig tat?«
    »Zum Kuckuck noch mal! Wir sind hier nicht vor Gericht!«, fauchte Pascoe, dem dieses Geplänkel langsam auf die Nerven ging.
    »Und das ist ein

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