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Der Lüge schöner Schein

Der Lüge schöner Schein

Titel: Der Lüge schöner Schein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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erfassen?, fragte sich Pascoe. »Es ist doch seltsam, dass der Vorsitzende des örtlichen Bau- und Umweltausschusses so einen Besitz einfach verfallen lässt?«, murmelte er vor sich hin.
    Culpepper zog die Augenbrauen hoch.
    »Sie picken Ihre Informationen aber ganz schön flott auf, Sergeant.«
    »Unsere Arbeit ist ein einziges Picken im fremden Kornfeld, Sir.«
    Plötzlich nickte Culpepper zweimal, als hätte er eine Bestätigung erhalten. »Sie sind also der Freund der Hopkins, der bei der Polizei ist? Einer ihrer Wochenendgäste.«
    Schlauer Kerl, dieser Culpepper.
    »Ja, stimmt. Woher wissen Sie das?«
    »Mrs. Hopkins, Rose, hat Sie erwähnt, als ich gestern mit ihr gesprochen habe.«
    Ich war also ein Kuriosum, einer besonderen Erwähnung wert. Eine Art Berühmtheit. Oder ein Mann mit zwei Köpfen. Und jetzt, Mr. Culpepper? Empört über mein kleines Täuschungsmanöver?
    »Entschuldigen Sie, jetzt wird’s mir erst klar. Sie befinden sich ja in einer unerträglichen Situation«, sagte Culpepper mit anscheinend aufrichtigem Mitgefühl. »Waren Sie auch da, als es passierte?«
    »Nein«, erwiderte Pascoe kurz. »Ich habe sie heute Morgen gefunden, als wir ankamen.«
    »Entsetzlich. Sie sagten
wir?«
    »Eine Freundin. Sie erholt sich gerade von dem Schock.«
    »Entsetzlich. Ganz furchtbar. Solche Dinge sind eine Pein für Geist und Seele.«
    Backhouse und French kamen heraus.
    »Können wir, Hartley?«, rief der Coroner. »Also dann, heute Nachmittag um halb drei, Superintendent. Hoffentlich finden Sie Ihren Mann schnell.«
    Er sah Pascoe von der Seite an und schüttelte den Kopf, sagte aber nichts. Culpepper streckte ihm die Hand entgegen.
    »Auf Wiedersehen, Mr. Pascoe. Schade, dass wir uns unter solchen Umständen kennen lernen mussten. Ihre Freunde waren reizende Leute. Wir hier im Dorf haben uns glücklich geschätzt, dass sie herkamen.«
    Pascoe schüttelte ihm die Hand. Darauf war nichts weiter zu sagen, außer vielleicht, dass Rose sich wohl kaum glücklich geschätzt hätte, hierher gekommen zu sein, und Colin genauso wenig, egal wo er jetzt war.
    Das war wirklich das Einzige, worüber zu sprechen sich lohnte. Wo Colin war. Und warum. Backhouse wartete wahrscheinlich schon darauf, das Thema anzuschneiden.
    Und so war es auch. Kaum hatten French und Culpepper den Garten verlassen, stellte Backhouse die große Frage.
    »Sie hatten jetzt Zeit zum Nachdenken, Sergeant. Sagen Sie mir also: Warum sollte ein Mann wie Colin Hopkins eine Schrotflinte nehmen und seine Frau und zwei enge Freunde erschießen?«

Vier
    D ie Frage kam nicht überraschend, und er hatte sich ein ganzes Depot an Zorn und Entrüstung zugelegt, das nur darauf wartete, im geeigneten Moment zu explodieren. Doch irgendwie zündete der Funke nicht.
    »Wir wissen nicht, ob er das getan hat«, protestierte er schwach.
    »Sie sind Polizist«, erwiderte Backhouse. »Angenommen, es wäre Ihr Fall. Wovon würden Sie ausgehen?«
    »Wir haben nur Indizien. Wenn Sie Colin kennen würden, wüssten Sie, dass es ausgeschlossen ist.«
    »Ich habe schon eine ganze Menge Mörder gesehen«, sagte Backhouse geduldig. »Und ich wage zu behaupten, auch Sie haben schon den einen oder anderen vor sich gehabt. Eines hatten sie alle gemeinsam, nämlich eine Handvoll enger Freunde, die auf das Entschiedenste versicherten, dass der Beschuldigte eines solchen Verbrechens ganz und gar unfähig sei. Habe ich recht?«
    »Ich glaube schon.«
    »Gut. Wie dem auch sei, Sie haben es vorhin selbst gesagt, manches ändert sich mit den Jahren. Situationen ganz bestimmt. Menschen genauso, wenn auch in geringerem Maße. Erzählen Sie mir also, was Sie wissen, woran Sie sich erinnern. Ist er leicht aufbrausend?«
    »Was zum Teufel spielt das für eine Rolle?«, fragte Pascoe. Wenn er wie ein gewöhnlicher Zeuge befragt werden sollte, würde er auch ein paar von den Privilegien eines gewöhnlichen Zeugen in Anspruch nehmen. Wie zum Beispiel, sich überflüssige Höflichkeit gegenüber dem ermittelnden Polizisten zu sparen. »Sie werden ihn ohnehin nicht in Ruhe lassen. Sie werden ihn zur Strecke bringen und ihn verhören. Wenn es genügend Beweise gibt, werden Sie ihn vor Gericht bringen. Warum verschwenden Sie dann eigentlich Ihre Zeit mit mir?«
    »Das wissen Sie«, erwiderte Backhouse kühl. »Natürlich lassen wir ihn nicht in Ruhe. Natürlich gehen meine Männer –
Ihre
Kollegen – davon aus, dass er einen dreifachen Mord begangen hat. Sie gehen auch davon aus, dass er

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