Der Lügner
niemals aufhören weil –«
»Danke, Adrian, ich denke, das genügt.«
Trefusis zog ihm den Kopfhörer ab, und die Luft schien mit einem riesigen elektrischen Schock in Adrians Schädel einzuströmen. Er keuchte wie ein Sporttaucher, der an die Oberfläche kommt. Er spürte Donalds Hand auf seiner Schulter, und das Starren aller Anwesenden im Raum durchbohrte ihn bis ins Mark. Auf seinem Stuhl vor- und zurückschwingend, vergrub er den Kopf in den Händen und begann zu weinen.
Durch das nahe Schniefen seines Weinens hörte er, wie sich die Geräusche des Saales wiederherstellten: die Musik unten im Hof, das Ticken der Uhr und Onkel Davids ungehobeltes Piesacken.
»Welchen verdammten Zweck soll das haben? Der Junge hat nichts gemacht, als wie ein Irrer zu faseln und zu blubbern. Ich brauche keine Maschine, damit er das macht. Ein schneller Tritt in die Zwölf reicht.«
»Ich stelle mir vor«, sagte Trefusis, »daß, wenn wir die Maschine länger befestigt gelassen hätten, jede Wahrheit in Adrians Gehirn ausgespien worden wäre.«
»Welch ein ekelerregender Gedanke.«
Adrian lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und öffnete die Augen.
»Darf ich bitte aufstehen?« fragte er mit schwacher Stimme. »Ich glaube, mein Bein ist eingeschlafen.«
»Ja, ja, natürlich. Gehen Sie ein wenig im Saal umher, mein Junge.«
Den Blick von Stefan, Simon und den Biffens vermeidend, stieg Adrian vom Podest herab.
Sir David machte die ausladende Gebärde eines Mannes, der sich von Narren umzingelt glaubt. »Nun, ich würde sagen, es funktioniert«, sagte er. »Rührt es nicht an, und tretet vom Tisch zurück, ja?«
»Sofort, David«, sagte Trefusis. »Ich muß nur noch erst …«
Trefusis erhob den Hammer wie ein wohlwollender Richter und ließ ihn auf die beiden verbundenen Radios herabsausen. Plastiksplitter flogen durch den ganzen Raum. Sir David erstarrte. »Sie sind ein toter Mann, Donald«, zischte er. »Machen Sie schon, Dickon!«
»Nein! Nein, nein, nein, nein, nein!«
Mit einem Kreischen, das seine Stimme überschnappen ließ, warf Adrian sich auf Lister und stieß ihn zu Boden. Mit einem Brüllen stürzte er auf ihn, stieß mit dem Kopf auf seine Brust, kläffte und knurrte ihm ins Gesicht.
»Ich bring dich um! Bring dich um! Ich bring dich um!«
Er spürte das scharfe Profil der Waffe in seinem Bauch, die nach oben drückte, als Listers Schußhand sich von Adrians Körpergewicht zu befreien versuchte.
Durch die Hintergrundgeräusche schriller Stimmen glaubte Adrian zu hören, wie Simon Hesketh-Harvey rief: »Zieht ihn weg!«
Hände rissen grob an seinen Schultern, versuchten ihn wegzuziehen. Warum zum Teufel flohen sie denn nicht? Warum konnten sie ihn nicht liegenlassen? Welchen Sinn hatte es, sich zu opfern, wenn die eigenen Verbündeten stehenblieben, um zuzuschauen? Das war doch ihre Fluchtchance.
Wollten
sie denn umgebracht werden?
Adrian trat Lister mit dem Knie in den Bauch, und die Waffe explodierte mit einem stumpfen Bumm.
Eine Sekunde lang starrten Lister und Adrian sich an. Jemand, es konnte Onkel David gewesen sein, sagte ziemlich ungeduldig: »Ja, um Himmels willen!«
Adrian fühlte heißes Blut wie eine Ladung Samen gegen seinen Bauch strömen und fragte sich, ob es seins war oder Listers.
»O Scheiße«, sagte er, als Lister wegrollte. »Das ist meins.«
»Es ist nicht meine Schuld!« rief jemand neben ihm. »Er ist einfach …«
Adrians Augäpfel drehten sich nach oben, und er fiel nach vorn. »Es tut mir so leid«, sagte er.
Kurz bevor er bewußtlos wurde, glaubte er Bobs Stimme zu hören, den Wirt aus dem Shoulder of Lamb.
»Sie dummer Arsch, Sir. Ich hatte ihn die ganze Zeit im Visier.«
Aber als Adrian wegglitt, verlor sich Bobs Stimme, wenn sie überhaupt dagewesen war, und löste sich auf im einzigen Geräusch, das Adrian in der Dunkelheit begleitete, dem Geräusch von Trefusis’ Klagen.
DREIZEHN
Das Gesicht von Professor Donald Lister hing über Adrian wie ein großer weißer Ballon. Adrian riß seine Augen weit auf und versuchte sich zu erinnern, wer Professor Donald Lister sein mochte. Er hatte nicht gewußt, daß es diese Person gab.
Der Ballon glitt fort und teilte sich in zwei, wie die Teilung einer gigantischen Zelle.
»Sie sollten schlafen, mein Sohn«, sagte Trefusis.
»Schlafen«, echote Dickon Lister.
Die beiden neuen Ballons trennten sich und verschwanden aus Adrians Gesichtskreis.
Kurze Zeit danach öffnete er erneut die Augen und sah Istvan Moltaj
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