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Der Lügner

Der Lügner

Titel: Der Lügner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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Ihnen, und Sie können damit nach Belieben verfahren, Sir David. Gegen Kugeln kenne ich keine Argumente. Ich muß Sie jedoch bitten, meine Ansprache beenden zu dürfen. Dann mögen Sie uns alle umbringen, und Sie müssen uns schon alle umbringen, denn ich bin sicher, für alle im Raum Anwesenden zu sprechen, wenn ich sage, daß ich die feste Absicht habe, Ihre politischen Herren von dem ganz und gar verwerflichen Part in Kenntnis zu setzen, den Sie in dieser Affäre gespielt haben.«
    »Aber gewiß werde ich Sie alle umbringen«, sagte Sir David. »Mit dem größten Vergnügen der Welt werde ich Sie alle umbringen.«
    »Natürlich. Aber ich kann nicht zulassen, daß Sie Mendax erlangen, nicht einmal zum Schleuderpreis von sechs Kugeln, ohne Ihnen eine Demonstration seiner großartigen Leistungsfähigkeit angeboten zu haben. Man kann doch nicht erwarten, daß Sie die Katze im Sack kaufen, SirDavid … das hat es ja noch nie gegeben. Deswegen ist Adrian schließlich bei uns.«
    Sie David kreuzte die Arme und dachte nach. »Also gut«, sagte er. »Wenn es Ihnen Spaß macht.«
    »Danke«, Trefusis beugte sich über den Tisch. »Sagen Sie jetzt, wenn ich etwas falsch mache, Stefan, aber ich glaube, wir brauchen die beiden Radios nur so zu verbinden …«
    Adrian zwang seine Augen von der Waffe in Listers Hand weg auf Trefusis hinter sich. Der hatte die Batteriefächer beider Radios geöffnet. Aus dem einen hing jetzt ein verbindendes Doppelkabel, das in einen Stecker mündete. Als Trefusis diesen Stecker in das Batteriefach des anderen einführte, rastete er mit einem weichen Plastikklick ein. Den Kopfhörer stöpselte er in die Buchse eines der Radios ein und sah fragend auf Stefan, der den Kopf schüttelte. »Nicht die, es muß die andre sein. Bestimmt die andre.«
    »Danke, mein Junge.« Trefusis löste den Kopfhörer vom ersten Radio und steckte ihn in den Anschluß des zweiten. »Zweihundertfünfzig Meter, glaube ich?«
    »Genau«, sagte Stefan. »Sie werden Rauschen hören.«
    Trefusis hielt den Kopfhörer an ein Ohr und drehte am Senderknopf des ersten Radios. »Aha!« sagte er endlich. »Adrian, wenn Sie so nett wären …«
    Mit zitternden Händen griff Adrian nach dem Kopfhörer. Er schaute zu Trefusis hoch, der seinen Blick zärtlich erwiderte. »Es muß sein, mein Lieber«, sagte er. »Ich glaube nicht, daß es Ihnen irgendwie weh tun wird.«
    Sobald er den Kopfhörer aufgesetzt hatte, fühlte Adrian sich wieder sicher. Ein sanftes Zischen füllte seinen Kopf, übertönt von helleren, schärferen kleinen Geräuschen, die wie ein akustisches Gegenstück zu Flecken vor den Augen wirkten. Es war sehr angenehm, sehr entspannend; einHeilbad fürs Gehirn. Er hörte auch ziemlich deutlich das wirkliche Außengeräusch, mit dem Trefusis eine Taste auf dem Apparat hinter ihm drückte. Der Effekt davon war, daß das Zischen und die vor ihm tanzenden kleinen Klänge von einem weiteren, tieferen Summen abgelöst wurden. Langsam verlor Adrian alle Sinneswahrnehmungen körperlichen Kontakts mit der Welt. Er wußte ganz genau, daß er auf einem Stuhl saß, aber er fühlte nicht, welche Teile seines Körpers ihn berührten. Irgendwo im Zentrum dieses warmen, schwerelosen Klangbeckens hing die Stimme von Donald Trefusis.
    »Sagen Sie mir, wie Sie sich fühlen, Adrian.«
    Adrian wußte, wie er sich fühlte. Er wußte alles. Plötzlich gab es in seinem Gehirn keine Geheimnisse mehr; alles war offen und klar. Es war, als schwömme er durch die Lobi, Falten, Neuronen, Synapsen, Kammern und Kontakte seines eigenen Gehirns.
    »Ich fühl mich verflucht spitze«, verkündete er. »Als ob ich schwimme fühl mich wie das Mal wo ich in Marks Bude in der Winnet Street gekifft habe – muß auch schon Jahre her sein – ich seh die Umrisse von Listers Schwanz so wie er dasteht – total schlecht geschnittener Safarianzug finde ich – auch klein und beschnitten – und nachdem wir das Gras geraucht hatten hab ich Marks Kunstsamt vollgekotzt – als Onkel David bei uns gewohnt hat und ich zwölf war hab ich unter seinem Bett Magazine gefunden weiß ich noch – der Staubgeruch unter dem Klappbett – hab ich wieder gerochen als wir am Mittwoch auf dem Weg nach Salzburg im Hotel übernachtet haben – und ich mußte so tun als wüßte ich den Unterschied zwischen Gras und Haschischharz wußte ich natürlich nicht was lächerlich ist denn es ist doch so verdammt offensichtlichoder – ich wünschte ich hätte Onkel Davids verdammtes Geld

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