Der Luftraum darf nicht mit dem Fahrrad verletzt werden - Gesetzliche Kuriositäten und bürokratische Monster
anderen Mannschaft aufräumen.Vielmehr meint van Gaal damit, dass jedes Team nach und nach dezimiert wird. Und das soll so funktionieren: Geht eine Partie in die Verlängerung von zweimal 15 Minuten, wird alle 5 Minuten von jeder Elf ein Mann herausgenommen. Nach 95 Minuten spielen 10 gegen 10, nach 100 Minuten 9 gegen 9.Ab der 115. Minute dann nur noch 6 gegen 6. Bei einem Unentschieden nach 120 Minuten entscheidet das Golden Goal. Wir hätten da noch eine kleine Ergänzung zum Vorschlag des bayerischen Meistermachers:Wenn nach zweieinhalb Stunden kein Tor gefallen ist, kommen doch noch Löwen und Tiger in die Arena. Da bekäme die holländische Formulierung vom Spiel um „Gladiolen oder Tod“ eine ganz neue Dimension.
Der Einwurf, das unbekannte Wesen
Van Gaal hatte noch eine weitere Idee, für die übrigens auch Blatter und Magath zu haben sind: Er plädiert für eine Abschaffung des Einwurfs. Die Spieler würden sich zweimal überlegen, ob sie die Kugel ins Seitenaus bolzen, wenn der Gegner daraufhin eine Art Freistoß von der Stelle bekommt, wo das Ding über die Linie getreten ist, so seine Überlegung.
Felix Magath findet, eigener Einwurf sei bisher eher ein Nachteil: Die verteidigende Mannschaft habe es immer leicht, den Raum zuzustellen und schnell zu kontern.
! Der Einwurf ist bislang ja so ein bisschen das unbekannte Wesen im Fußball. Wenn etwa ein Spieler einen Einwurf – warum auch immer – so ausführt, dass der Ball, ohne einen weiteren Spieler zu berühren, ins eigene Tor geht, so gibt es, was kaum einer weiß: Eckball für den Gegner. Wenn er ihn ins gegnerische Gehäuse semmelt, gibt es dementsprechend Abstoß. Sollte aber zwischen Wurf und Tor ein Spieler den Ball berühren, zählt der Treffer.
Das weiß man in Deutschland seit den 80er-Jahren, als der Bremer Uwe Reinders den damals neuen Bayern-Torwart Jean-Marie Pfaff mit einem Einwurf zum Gespött machte. Der ist Belgier und machte gleich bei seinem Debüt deutlich, warum seine Landsleute einen ähnlichen Ruf wie die Ostfriesen haben.
Nackte Körper unerwünscht
Dann wollen wir uns noch ein bisschen mit den Klamotten der Fußballer beschäftigen, denn – ganz klar – auch da gibt es einiges zu berücksichtigen. Dass Torschützen, die sich ihres Trikots entledigen mit einer Gelben Karte bestraft werden, ist bekanntlich eine der dämlichsten Regeln des modernen Fußballs. Damit wird das harmlose Abstreifen der Textil-Pelle genauso heftig geahndet wie eine gesundheitsgefährdende Grätsche oder ein leichter Ellbogencheck. Das wäre ungefähr so, als würde im Strafgesetzbuch auf schweren Raub und Radeln auf der falschen Straßenseite gleichermaßen mehrere Jahre Zuchthaus stehen. Es drängt sich der Verdacht auf, dass die Idee
zum Stripverbot von einigen älteren Herren kam, die den Anblick junger, durchtrainierter Sportlerkörper vor Neid nicht mehr ertragen.
Jesus lieben verboten!
Aber nicht nur nackte Haut ist den Funktionären ein Graus – auch das, was die Profis drunter haben, muss exakt den Vorstellungen der Regelhüter entsprechen.
! So dürfen Spieler keine Unterwäsche mit Slogans oder Werbeaufschriften zur Schau tragen.Wer nun bei der Formulierung dieser Norm gleich an sexy Slips mit aufgedruckter Kondom- oder Viagra-Reklame denkt, dem sei mitgeteilt, dass diese Vorschrift natürlich in erster Linie auf unter den Trikots getragene T-Shirts gemünzt ist. Seit diese Regel im Sommer 2007 eingeführt wurde, dürfen die Mitglieder des Bibelkreises nicht mehr das gern genommene „Jesus liebt dich“ aufs Hemdchen pinseln, auch Botschaften an die Familie („Muckelchen, Du bist mein wahrer Volltreffer“) sind verboten.
Ein früherer St.-Pauli-Profi hatte stets ein Supermann-Leibchen gezeigt, wenn er das Runde mal ins Eckige bugsierte – ebenfalls untersagt – schließlich wird hier Werbung für eine kommerzielle Comicfigur gemacht.
! Apropos Werbung: In der UEFA Champions League ist auf mehr als 90 Seiten Reglement wirklich alles festgelegt, was man sich vorstellen kann. Natürlich auch, was passiert, wenn zwei Klubs aufeinandertreffen, die den gleichen Trikotsponsor haben. Dann spielt nämlich nicht Opel gegen Opel oder Ford gegen Ford. Nur der Heimverein darf mit dem Schriftzug der Firma auf der Brust antreten. Der Gastverein hingegen darf nur für ein Produkt dieses Sponsors werben.
Im Fall der Fälle also Eon gegen Atomstrom, Barilla gegen Penne Rigate oder Bayer gegen Aspirin.
Ein Trikot ist ein Kleidungsstück
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