Der Luftraum darf nicht mit dem Fahrrad verletzt werden - Gesetzliche Kuriositäten und bürokratische Monster
Sehschwäche ebenfalls.Aber für alle anderen? Interessanter würde das Spiel dadurch gewiss nicht werden, auch wenn der deutsche Trainer Felix Magath ein vehementer Verfechter dieser Idee ist. Die Abseitsregel stirbt ohnehin einen schleichenden Tod.
! 1907 wurde Abseits in der eigenen Hälfte abgeschafft, 1920 nach Einwürfen. Seit 1990 ist gleiche Höhe kein Abseits mehr. Zur Jahrtausendwende wurde das passive Abseits eingeführt, nach der nur derjenige Balltreter zurückgepfiffen werden darf, der aktiv auf das Spielgerät aus ist.
Eine Regel, die seit ihrer Einführung mehr als umstritten ist, schließlich grenzt es schon an Beleidigung oder zumindest an böswillige Unterstellung, wenn man einem Fußballspieler vorwirft, passiv zu sein, oder gar, sich nicht an einem Spielzug zu beteiligen. Und dann dieses andauernde Wechseln von passiv zu aktiv – man kommt sich im Stadion schon fast vor wie bei einer Bilanzpressekonferenz.
! Dass die Regel vom passiven Abseits einer Überarbeitung bedurfte, das hatte der Weltverband FIFA zeitig begriffen. Doch die anlässlich des Confederations Cup 2005 eingeführte Vorgabe, dass Linienrichter erst dann die Fahne heben sollten, wenn ein Spieler den Ball auch wirklich berührte, ging total in die Hose. Stürmer rannten sich über 30, 40 Meter die Seele aus dem Leib, um letztlich festzustellen, dass der ganze Aufwand völlig für die Katz war. Selbst bierernste deutsche Schiedsrichter lachten sich nach eigenen Angaben über diese Norm kaputt, während die Fußballwelt Sturm lief gegen die realitätsferne Regel. Sie wurde ziemlich schnell wieder abgeschafft, das passive Abseits allerdings blieb.
Von der Einsamkeit des Schiedsrichters
So ist das oft bei Joseph „Sepp“ Blatter und seinen FIFA-Funktionären: Dinge, die dringend geändert werden müssen, sind wie eingemeißelt. Man nehme nur die dauerhafte Verweigerungshaltung, was technische Hilfsmittel angeht.
Würde ein Videorichter alles überwachen, dann könnte man sich natürlich nicht mehr über so groteske Fehlentscheidungen wie jene beim WM-Achtelfinale 2010 amüsieren, als der Schuss des Engländers Lampard einen halben Meter hinter der deutschen Torlinie aufkam, dieses klare Tor jedoch vom Unparteiischen aus Uruguay unerklärlicherweise übersehen wurde.Aber der Gerechtigkeit wird eben nur Genüge getan, wenn man die Unparteiischen und deren Unzulänglichkeiten in ihrer Wahrnehmung unterstützt. Mitten im digitalen Zeitalter mit allen technischen Möglichkeiten und Dutzenden
von Kameras im Stadion entscheiden ein paar einsame Männer auf dem Fußballfeld nur auf Grundlage ihrer Sehkraft in Bruchteilen von Sekunden über Sieg und Niederlage und damit über Haben und Nicht-Haben von Millionen von Euro. Wenn Jules Verne so etwas vor 150 Jahren in einer seiner Science-Fiction-Geschichten geschrieben hätte, man hätte ihn für verrückt erklärt.
Tod der Punkteteilung!
Andere Dinge, die eigentlich ganz gut funktionieren, will man in der Verbandszentrale im schweizerischen Nyon dagegen unbedingt ändern. Wie sagte Diego Maradona doch einst: „Jetzt fehlt nur noch, dass Blatter eines Morgens aufsteht und fordert, dass Fußball mit Dartpfeilen gespielt wird.“ Nun, darauf ist der quirlige Funktionär noch nicht gekommen, dafür treibt Blatter die fixe Idee um, das Unentschieden abzuschaffen – zumindest bei Weltmeisterschaften. Der Plan des globalen Fußball-Chefs dahinter ist der:Vorrundenspiele sollen attraktiver werden, die Teams davon abgebracht werden, zu taktieren und sich Pünktchen für Pünktchen dem Weiterkommen zu nähern.
Man denke an die Italiener im Jahr 1982: Drei Unentschieden – gegen Peru, Polen und Kamerun – brachten sie in die Zwischenrunden, und das nur, weil sie mehr Tore als Kamerun erzielten (2:2 gegenüber 1:1). Dann drehten sie so richtig auf und wurden am Ende Weltmeister. Für Blatter offenbar eine ungute Geschichte. Fragt sich nur, ob es bei Gleichstand nach 90 Minuten mit Verlängerung oder gleich Elfmeterschießen weitergehen soll. Oder mit einer Runde Dart.
Holländische Gladiatorenspiele
Der holländische Trainer Louis van Gaal hat sich darüber auch mal seine Gedanken gemacht und vorgeschlagen, das Elfmeterschießen abzuschaffen. Stattdessen plädiert der Fußballlehrer für „Gladiatorenspiele“, was nicht heißt, dass nach 90 Minuten Löwen und Tiger ins Stadion gelassen werden, die dann je nach Trikotfarbe und Leibesfülle der einzelnen Akteure mit der einen oder der
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