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Der Maedchenmaler

Der Maedchenmaler

Titel: Der Maedchenmaler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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ein grüner Fleck, spätestens in diesem Moment hatte ich sie endgültig ins Herz geschlossen. Ich war froh, dass Mike mit ihr zusammen war.
    »Malst du mir auch ein Bild an die Wand?«, fragte ich sie, nachdem wir die Kommode in Mikes Zimmer abgesetzt hatten. »Irgendwann mal, wenn du Lust dazu hast?«
    Ilka stemmte die Arme in die Hüften. Sie pustete sich eine Strähne aus dem erhitzten Gesicht. »Gern«, sagte sie und sah mich prüfend an. »Sobald ich weiߟ, wovon du träumst.«
    Mike hatte sich lange nach einem eigenen Zuhause gesehnt. Deshalb hatte sie es ihm gemalt. Darauf hätte ich auch von allein kommen können. Ich machte mich an der Kommode zu schaffen, verschob sie ein wenig und setzte die Schubladen ein. Wie sollte ich Ilka von meinen Träumen erzählen, wo ich doch nur noch Albträume kannte?
    Die Möbel waren schnell verteilt, es waren ja bloߟ ein Bett, ein Schrank, die Kommode, ein Schreibtisch und ein Stuhl. Wir halfen Mike noch, das Regal zusammenzubauen, dann zogen Merle und ich uns zurück. Wir setzten uns in die Küche und tranken einen Cappuccino.
    »Schön, dass wieder was los ist bei uns«, sagte ich.
    Merle nickte.
    »Und dass wir die beiden mögen.«
    Merle nickte wieder.
    »Das ist nicht selbstverständlich.«
    Merle hörte gar nicht mehr auf zu nicken.
    »Caro wäre damit einverstanden. Bestimmt.«
    Merle hob den Kopf. Sie runzelte die Stirn, wie sie das immer tat, wenn sie über etwas nachdachte. Allmählich wurde ich unruhig.
    »Was ist an einem Kunststudium so fürchterlich?« Sie sah mich fragend an. »Ich meine, für mich wäre so was der absolute Horror, aber für Ilka? Die hat eine irre Begabung. Ich kapier das nicht.«
    »Vielleicht hasst sie ihre Kunstlehrerin? Oder sie hat als kleines Kind aus Versehen einen Becher Wasserfarbe getrunken. Kann aber auch sein, dass...«
    »Jette! Du bist doch nicht blind. Wenn du so ein Talent hast, dann ziehst du ein Kunststudium doch wenigstens in Erwägung.«
    »Ilka eben nicht.« Ich hatte keine Lust auf Ungereimtheiten. Ich wollte einfach hier sitzen und meinen Cappuccino genieߟen. »Was ist daran so verwunderlich?«
    »Die Heftigkeit, mit der sie geantwortet hat«, sagte Merle. »Das kam wie aus der Pistole geschossen.«
    Und es war Angst in Ilkas Augen gewesen. Inzwischen war ich mir ganz sicher. Doch das gab ich nicht zu. Mit unserem Leben ging es allmählich wieder bergauf. Ich hatte nicht vor, das auch nur mit einem einzigen Gedanken zu gefährden und das Unheil herbeizureden.
    »Irgendein Erlebnis aus ihrer Kindheit vielleicht.« Ich legte die Hand auf Merles Arm. »Hör auf, dir was einzureden. Mike ist ein netter, sympathischer, völlig normaler Kerl und Ilka ist ein nettes, sympathisches, völlig normales Mädchen. Und wir werden nett, sympathisch und völlig normal miteinander leben.«
    »Amen«, sagte Merle und stand auf, um sich noch einen Cappuccino zu machen.
     
    Mike war froh darüber, dass Ilka sich mit den Mädchen verstand. Und dass die Mädchen Ilka mochten. Er hätte ausrasten können vor Freude über sein neues Zuhause und die Freiheit, die es ihm schenkte. Oft stand er mitten in seinem Zimmer, sah sich um und begeisterte sich an jeder Einzelheit.
    Noch wirkte alles ein bisschen provisorisch, viel zu aufgeräumt, fast kahl. Es roch nach Farbe und es gab noch so gut wie keine Lebensspuren. Die würden erst allmählich kommen, unmerklich, eindeutige Anzeichen dafür, dass dieser Raum bewohnt wurde.
    Endlich lebte er sein eigenes Leben und konnte selbst entscheiden, mit wem er es teilte. Als Gegenleistung für die finanzielle Unterstützung verlangte sein Vater, dass Mike sich einen Nebenjob suchte. Das würde er in den nächsten Tagen in Angriff nehmen.
    Zeit genug hatte er ja dazu. Ilka war längst nicht so oft bei ihm, wie er sich das wünschte. Er fragte nicht, wie sie die Nachmittage verbrachte, obwohl er nichts lieber getan hätte. Die Unsicherheit machte ihn fertig.
    Aber sie musste ihm aus eigenem Antrieb davon erzählen. Es würde ihm nicht gelingen, sich in ihr Leben zu drängen, wenn sie ihn da nicht haben wollte. Wenn er sich an sie klammerte, würde er sie bloߟ verlieren. Und davor hatte er Angst. So groߟe Angst, dass er nachts davon träumte. In diesen Träumen durchstreifte er Wälder, kämpfte sich durch Menschenmengen oder lief keuchend über endlose Flure, immer auf der Suche nach Ilka, die eben noch bei ihm gewesen und dann plötzlich verschwunden war.
    »Lass die Finger von den Frauen«,

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