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Der Maedchenmaler

Der Maedchenmaler

Titel: Der Maedchenmaler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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Schwester gab? Er hatte die Spuren so sorgfältig verwischt, dass sie nicht leicht zu entdecken waren.
    »Ruben!« Ilka beugte sich über den Tisch und fasste ihn am Arm. »Du darfst mich hier nicht allein lassen!«
    Er fühlte sich entsetzlich bedrängt. Man konnte jedes Problem in den Griff kriegen. Aber man brauchte Zeit. Ilka konnte ihm nicht eine so schwerwiegende Frage stellen und sofort eine Antwort darauf erwarten. Er zog den Arm weg.
    »Dazu ist die Wohnung schlieߟlich da. Ich werde dir Vorräte bringen, die dich für eine ganze Weile unabhängig machen. Du kannst kochen, backen. Du wirst schon nicht verhungern.«
    Er lächelte erleichtert. Da hatte sie ihm doch wirklich beinah Angst eingejagt. Raffiniertes kleines Biest. Und er war darauf reingefallen.
    »Allerdings müssen wir damit noch ein bisschen warten. Im Augenblick kann ich dir nicht erlauben, mit Messern oder Gabeln zu hantieren.«
    »Glaubst du, ich will dich umbringen?«
    Sie starrte ihn an, als hätte sie ihn noch nie gesehen. Wie gut sie diesen Blick draufhatte! Aber er war gewappnet. Noch mal würde er ihr nicht ins Netz gehen.
    »Du würdest alles tun, um hier rauszukommen.«
    Tatsächlich war ihm das in diesem Moment bewusst geworden. Er musste höllisch aufpassen, durfte sich keine Schwäche gestatten, musste ständig wachsam sein.
    »Was ist, wenn du - verunglückst?«
    Sie wollte einfach nicht lockerlassen. Sah sie denn nicht, wie sie ihn mit ihrer Hartnäckigkeit quälte? War sie inzwischen so weit von ihm entfernt, dass sie überhaupt nicht mehr wahrnahm, was in ihm vorging?
    Er fühlte eine kalte Ruhe in sich aufsteigen. Oh nein. Er würde sich nicht beirren lassen von ihren unsinnigen Befürchtungen. Selbst wenn. Irgendwer würde sie schon rechtzeitig finden.
    »Schluss jetzt«, sagte er und stand auf. »Ich bring dich wieder runter.«
    »Warte, Ruben!« Sie sah ihn flehend an. »Ich könnte dir beim Abräumen helfen. Und beim Kochen. Lass mich doch noch ein bisschen bleiben!«
    Er packte sie am Arm und zog sie hoch. Er musste allein sein, wieder zur Ruhe kommen. Und nachdenken. Vielleicht würde es ihm gut tun, ein paar Stunden zu arbeiten. Oder einfach in der Gegend herumzufahren.
    Sie gab sich Mühe, nicht in Tränen auszubrechen. Selber schuld. Was musste sie auch die Stimmung so vergiften?
    Wortlos brachte er sie nach unten. Wortlos schloss er sie ein. Er lieߟ das Frühstücksgeschirr auf dem Tisch stehen, schnappte sich seine Jacke, stieg ins Auto und brauste mit quietschenden Reifen los.
     

Kapitel 18
    Bert hatte seinen Besuch nicht angekündigt. Manchmal war es ganz sinnvoll, den Menschen unerwartet auf die Pelle zu rücken. In diesem Fall drängte die Zeit. Er musste die jungen Leute unbedingt davon abhalten, Detektiv zu spielen, bevor sie sich in eine gefährliche Situation manövrierten.
    Üœberrascht hielt Merle ihm die Tür auf. Er fragte nach Mike.
    »Mike hat sich hingelegt«, sagte sie. »Er fühlt sich nicht besonders. Soll ich ihn wecken?«
    »Ich bitte darum.« Bert gab ihr seinen Mantel und betrat die Küche, den einzigen Gemeinschaftsraum in der Wohnung. »Und es wäre gut, wenn Sie und Jette ebenfalls bei dem Gespräch anwesend sein könnten.«
    Merle bedachte ihn mit einem argwöhnischen Blick. »Aus welchem Grund?«
    Bert hatte seine Hausaufgaben gemacht. Er wusste, dass sie militante Tierschützerin war. Er hatte auch erfahren, dass sie schon mehrfach vor Gericht gestanden hatte. Bisher hatte man ihr nichts nachweisen können, doch das war nur eine Frage der Zeit. Er konnte deshalb verstehen, dass seine Besuche keine Freude bei ihr auslösten.
    Im Laufe der Jahre hatte er gelernt, Dinge, die nicht zusammengehörten, sauber voneinander zu trennen. Merles Tierschutzaktivitäten gingen ihn nichts an. Er hatte eigentlich gehofft, ihr das klar signalisiert zu haben.
    »Hab ich nicht eben die Klingel €¦« Jette kam aus ihrem Zimmer und mit ihr eine Woge lauter Musik. Sie musste über ein ausgezeichnetes Gehör verfügen. Ein Lächeln glitt über ihr Gesicht. »Das ist aber eine nette ܜberraschung.«
    Bert begrüߟte sie und bat sie, Mike dazuzuholen. Auch Jette wirkte sofort alarmiert. Sie verlieߟ die Küche, man hörte Stimmengemurmel, wenig später saߟen sie am Tisch.
    Mike schlief noch halb. Die Haare standen ihm zu Berge. Bert konnte sich vorstellen, wie er als kleiner Junge ausgesehen haben musste. Kaum zu glauben, dass er bei Lara Engler einen solchen Auftritt hingelegt haben

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