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Der Maedchenmaler

Der Maedchenmaler

Titel: Der Maedchenmaler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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einmal neben ihn gesetzt und ihm zugesehen und bereits nach zehn Minuten festgestellt, dass ihr die Gelassenheit fehlte, die für diese Beschäftigung nötig war.
    Es schien neuerdings ihr Problem zu sein, nicht zur Ruhe kommen zu können. Nachts lag sie stundenlang wach und ihr Herzschlag raste. Es war hier auf dem Land absolut still. Die Luft stand schwer und dicht im Raum. Imke raschelte mit dem Bettzeug, um die Stille zu stören, aber es gelang ihr höchstens für ein paar Sekunden.
    Manchmal übernachtete Tilo bei ihr. Dann kuschelte sie sich an ihn, horchte auf seinen Atem und überlieߟ sich seiner Wärme. Ihr Herz schlug ruhig und gleichmäߟig und sie konnte die bohrenden Gedanken für eine Weile aussperren.
    »Du brauchst gar nicht so zu grinsen«, sagte sie. »Von mir hat sie das nicht.«
    Tilo beförderte ein blaues Puzzleteilchen an die richtige Stelle und drückte es mit einem leisen Knacken fest. »Ach nein?«
    Oft war er wie ein Spiegel für sie. Er stellte eine Frage und zeigte ihr damit ihr Gesicht. Und er mutete ihr die Wahrheit zu, ohne sie zu schonen.
    Sie hatte Jette gefragt, was die Polizei bisher in die Wege geleitet hatte, um Ilka zu finden.
    »Keine Ahnung«, hatte Jette geantwortet. »Ich glaube, sie gehen immer noch davon aus, dass Ilka abgetaucht ist.«
    »Und ihr?«
    »Das hätte sie Mike niemals angetan.«
    »Meinst du, Ilka könnte sich selbst €¦«
    »Ausgeschlossen. Sie hat Mike und sie hat uns. So was wirft man doch nicht weg.«
    Eine Weile schwiegen sie beide.
    »Mike ist davon überzeugt, dass Ilka entführt worden ist«, sagte Jette.
    Die Angst überfiel Imke ohne Vorwarnung. Ihre Hände zitterten. Der Schweiߟ brach ihr aus. Sie hielt sich die Hand vor den Mund, um nicht zu stöhnen.
    »Hat er €¦ dafür denn einen Anhaltspunkt?«
    »Das nicht, aber alle anderen Möglichkeiten schlieߟt er aus.«
    »Jette, versprich mir, dass ihr keine Dummheiten macht!«
    Sie hörte ihre Tochter leise atmen.
    »Versprich es mir! Bitte!«
    Warum, zum Teufel, antwortete sie nicht?
    »Wie geht€™s Oma?«
    Imke war nicht bereit, so schnell klein beizugeben. »Lenk nicht ab, Jette. Ich warte.«
    »Lass mich, Mama. Hab Vertrauen zu mir.«
    Mehr würde sie nicht sagen. Imke spürte ihre Entschlossenheit und wusste, sie konnte nichts dagegen tun. Wieder einmal wünschte sie sich, Jette wäre wieder im Kindergartenalter und das Leben fest umrissen und überschaubar. Sie beendete das Gespräch und versuchte, ein bisschen zu schreiben.
    Das alles ging ihr durch den Kopf, während sie Tilo betrachtete, wie er sich über sein Puzzle beugte. Er hatte Recht. Jettes Hartnäckigkeit schien eine Charaktereigenschaft zu sein, die sich in ihrer Familie von Generation zu Generation an die Frauen vererbte.
    »Was kann ich tun, um Jette zu schützen?«, fragte sie ihn.
    »Fang sie auf, wenn sie dich braucht.«
     
    Ilka saߟ auf dem Sofa, die Beine angezogen, den Kopf auf den Knien, und starrte zum Fenster hinauf. Das bisschen Licht, das durch die blinde Scheibe drang, war ihr einziger Trost. Sie dachte an Mike und fragte sich, wie er sich ihr Verschwinden wohl erklärte.
    Und Tante Marei. Sie musste in tausend Ąngsten schweben.
    Die Polizei hatte inzwischen bestimmt die Ermittlungen aufgenommen. Sie würden überall nach Spuren suchen. Aber würden sie auch welche finden?
    Ihre Augen brannten. Sie hatte so viel geweint, dass keine Tränen mehr übrig waren. Hätte sie es doch nicht immer wieder hinausgeschoben, Mike von früher zu erzählen und von Ruben. Aber sie hatte solche Angst vor seiner Reaktion gehabt. Wie konnte sie erwarten, Verständnis zu finden für das, was sie getan hatte? Ausgerechnet von ihm?
    Auch Tante Marei hatte sie nie eingeweiht. Niemand wusste von ihrem Geheimnis. Wie also sollte die Polizei darauf kommen?
    Ilka massierte sich die Schläfen. Wenn sie Pech hatte, würden sich ihre Kopfschmerzen zu einer handfesten Migräne auswachsen. Sie hatte immer schon Anfälle von Migräne gehabt. Ihre Mutter hatte sie dann ins Bett geschickt, das Zimmer abgedunkelt und ihr kalte Umschläge auf die Stirn gelegt.
    »Mama«, flüsterte Ilka. »Du fehlst mir so.«
    Würde ihre Mutter sie vermissen? Oder würde ihr gar nicht auffallen, dass sie nicht mehr zu Besuch kam?
    Ilka beugte sich zum Regal, um ein Buch herauszuziehen, doch die Bewegung verursachte eine Explosion in ihrem Kopf. Besser, sie verhielt sich absolut ruhig und schloss die Augen.
    Wo Ruben in diesem Augenblick wohl war? Sie

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