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Der Maedchenmaler

Der Maedchenmaler

Titel: Der Maedchenmaler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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hatte? Ich verstand jetzt besser, warum Mike von seinem Gespräch mit ihr so frustriert gewesen war.
    »Sie ist doch deine Freundin«, startete ich einen neuen Versuch. »Dir hat sie doch wahrscheinlich Dinge anvertraut, über die sie mit andern nicht gesprochen hat.«
    »So€™ne Art Freundinnen waren wir nicht.« Sie nippte an ihrem Milchkaffee. »Ab und zu haben wir zusammen rumgehangen, ein bisschen gequatscht.«
    Dieses Treffen hätte ich mir wirklich ersparen können. Zum Trost bestellte ich mir eine Waffel mit Kirschen und Sahne. Charlie knabberte an dem Keks, der zu ihrem Milchkaffee serviert worden war. Sie sah dem Kellner nach, der lässig ein paar Tassen und Teller zur Theke balancierte.
    »Diese Italiener haben eine irre Körperhaltung«, sagte sie. »Da können unsre Jungs nur von träumen.«
    Ich dachte an Mike mit seinen langen Armen und Beinen, die ihm oft im Weg zu sein schienen, und wusste, er hatte ganz sicher andere Träume.
    »Hat Ilka mal über Probleme gesprochen?«, fragte ich. »Üœber ihre Therapie zum Beispiel?«
    »Ilka hat eine Therapie gemacht?« Erstaunt riss Charlie die Augen auf.
    Ich sah, wie mir die Felle davonschwammen. Sollte unsere Verabredung wirklich nur ein Schlag ins Wasser gewesen sein? Dann hätte ich ebenso gut in die Schule gehen können. Charlie übrigens auch. War sie eine notorische Schwänzerin, oder war es reiner Zufall gewesen, sie an einem Vormittag zu Hause zu erwischen?
    »Ich hab heute erst zur dritten«, sagte sie, als hätte ich laut gedacht. »Und du?«
    Der Kellner mit der Wahnsinnshaltung brachte mir die Waffel. Charlie vergaߟ ihre Frage. Mit hungrigem Blick sah sie mir beim Essen zu. Charlie. Sie passte nicht in ihren Namen. Er war zu lebhaft, zu witzig, zu warmherzig und zu humorvoll für sie.
    »Hast du auch eine richtige Freundin?«, fragte ich. »Eine, mit der du nicht nur abhängst? Mit der du durch dick und dünn gehen kannst?«
    »Ich hab die Clique«, sagte sie kühl und trank ihren Milchkaffee aus. »Tut mir Leid, wenn ich dir nicht helfen konnte.«
    Sie winkte dem Kellner, zahlte und verabschiedete sich. Ich begriff erst nicht, warum sie überhaupt zu diesem Treffen gekommen war. Doch dann dämmerte es mir. Sie hatte mir gar nichts mitteilen wollen. Sie wollte etwas von mir erfahren.
    Ilka, dachte ich, da hast du aber wirklich keine gute Wahl getroffen.
     
    Fast war es wie in seinen Träumen. Fast. Denn Ilka hielt Abstand zu ihm, und wenn er sie berührte, erschrak sie. Dabei gefiel ihr das Haus. Ruben hatte sie bei ihrem Rundgang genau beobachtet. Besonders die Jugendstilornamente der Wohnzimmerfenster hatten es ihr angetan. ܜberhaupt hatten alle Fenster sie regelrecht angezogen. Es musste ein Horror für sie sein, sich in Räumen ohne direktes Tageslicht aufzuhalten.
    »Wie sich die Tage hier gestalten«, sagte er, »kannst du selbst bestimmen. Ich will dich nicht einsperren, Ilka. Ich möchte, dass du freiwillig mit mir lebst.«
    Um ihren Mund zuckte es. Aber sie antwortete nicht. Sie sah an ihm vorbei zum Fenster.
    »Die oberen Räume sind noch gar nicht endgültig eingerichtet. Ich möchte die Möbel mit dir zusammen aussuchen. Irgendwann. Das Haus soll genau so sein, wie du es haben willst.«
    »Wozu ist dann die Kellerwohnung gut?«
    Ilka schenkte sich noch einmal Kaffee ein. Ihre Bewegungen waren so entspannt und natürlich, dass Ruben sich für einen Moment einbilden konnte, sie seien ein normales Liebespaar, das miteinander gefrühstückt hatte.
    Das eigentliche Frühstück lag schon eine Weile zurück. Ruben hatte eine zweite Kanne Kaffee gekocht. Sie hatten nicht viel geredet, aber das war auch nicht nötig gewesen. Wer nichts sagte, sagte wenigstens nichts Falsches.
    »Du bist noch nicht so weit«, sagte er. »Du musst dich erst €¦ eingewöhnen. Und du wirst verstehen, dass ich dich nicht frei im Haus herumlaufen lassen kann, wenn ich unterwegs bin. Ab und zu muss ich Besorgungen machen. Und ich hab ja auch noch meinen Beruf.«
    Entsetzt starrte Ilka ihn an. »Du willst mich da unten allein lassen?«
    Er lächelte bitter. »Bisher hatte ich nicht den Eindruck, dass dir viel an meiner Gesellschaft liegt.«
    »Und wenn dir was zustöߟt? Dann hocke ich hier im Keller, und keiner weiߟ, wo ich bin!«
    Darüber hatte er in all den Monaten des Planens nicht nachgedacht. Ein Unfall auf der Autobahn war schnell passiert. Wie viel Zeit verging bis zur Benachrichtigung der Angehörigen? Wer wusste überhaupt, dass es eine

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