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Der Maedchensammler

Der Maedchensammler

Titel: Der Maedchensammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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»Wir sind eine Familie, Jane. Wir packen unsere Probleme gemeinsam an.« Sie kletterte in den Tunnel hinunter.
    »Nein!«
    Joe begann den Abstieg. »Du kannst es ihr nicht ausreden. Ich werde schon auf sie aufpassen, Jane.«
    »Pass auf dich selbst auf, Joe«, flüsterte sie. Eine böse Vorahnung überkam sie. Es hatte kaum begonnen, und schon lief alles aus dem Ruder.
    Joe war in der Dunkelheit des Tunnels verschwunden.
    »Davon habe ich nichts gewusst«, sagte Trevor. »Gott ist mein Zeuge. Ich dachte, Eve würde hier oben in der Villa bleiben.«
    »Das weiß ich«, erwiderte Jane mit zitternder Stimme. »Man könnte fast an Schicksal glauben, nicht wahr?« Sie schüttelte den Kopf, um einen klaren Gedanken fassen zu können. »Aber nicht an Aldos Version von Schicksal. Das dürfen wir nicht zulassen.«
    »Sie wird bei Quinn und mir sein. Ich werde mein Versprechen halten.«
    »Das kann ich Ihnen nur raten.« Am liebsten wäre sie die Leiter hinuntergeklettert und hinter Eve und Joe hergelaufen.
    Aber das ging nicht. Sie musste warten, bis sie ihren Posten auf dem Felsvorsprung bezogen hatten.
    Fünfzehn Minuten.
    21. Oktober 20:02 Uhr
    »Ich lasse Sie jetzt allein«, sagte Trevor leise, als er sich auf den Boden kniete, um in den Felsspalt zu kriechen. »Ich klettere zu Eve und Joe hinauf. Das Vomitorium ist gleich da vorn.« Er reichte ihr eine Taschenlampe. »Unter dem roten Tuch liegt eine zweiunddreißiger Smith and Wesson und noch eine im Sarg. Joe sagt, Sie können damit umgehen, aber benutzen Sie sie nur, wenn es unbedingt nötig ist. Wenn Aldo Sie mit einer Pistole in der Hand sieht, sagt er sich womöglich, dass es sicherer ist, Sie von weitem zu erschießen. Die Fackeln im Vomitorium brennen. Aber halten Sie sich lieber im Schatten.«
    Sie schluckte. »Wie soll er mich dann sehen?«
    »Er wird Sie schon sehen. Machen Sie es ihm nicht zu leicht.«
    Sie rang sich ein Lächeln ab. »Keine Sorge. Das ist keinesfalls meine Absicht. Aber mich im Schatten zu verstecken, wird mir nicht viel nützen. Sie haben gesagt, er würde mich nicht erschießen, und es geht doch darum, ihn in meine Nähe zu locken, damit Joe ihn erwischen kann.«
    Trevor fluchte vor sich hin und leuchtete ihr mit der Taschenlampe ins Gesicht. »Sie haben Angst. Wir können das Ganze immer noch abblasen. Noch ist es nicht zu spät.«
    »Nein, wie können es nicht abblasen.« Sie hielt sich eine Hand schützend vor die Augen. »Und natürlich habe ich Angst. Ich bin doch kein Idiot. Los, beeilen Sie sich. Ich will, dass Sie da sind, um Eve und Joe zu beschützen.«
    Nach kurzem Zögern kroch er durch die Öffnung.
    Er war verschwunden.
    Stille.
    Dunkelheit.
    Allein.

    War sie wirklich allein? Oder lauerte Aldo irgendwo in der Dunkelheit hinter ihr?
    Nein, Trevor hatte Bartlett außerhalb des Tunnelsystems postiert, um Wache zu halten. Wenn Aldo sich im Tunnel befand, dann vor ihr im Vomitorium. Dann wartete er dort auf sie.
    Ihr Herz schlug so heftig, dass sie das Gefühl hatte, es würde durch den ganzen Tunnel dröhnen.
    Alles würde gut werden. Joe würde sie warnen, wenn Aldo schon im Vomitorium auf sie wartete. Er würde Aldo entweder erschießen oder, wenn das nicht ging, würde er einen Warnschuss abfeuern.
    Sie holte tief Luft und ging los. Einfach geradeaus, hatte Trevor gesagt. Sie setzte einen entschlossenen Blick auf. Die Sache einfach hinter sich bringen.
    Gott, wie die Dunkelheit ihr zusetzte.
    Hast du dich auch so gefühlt, Cira?

    »Mist, Mist, Mist.« Wie ein Mantra stieß Trevor Flüche aus, während er durch den Spalt rannte, die Taschenlampe in der Hand. Sie hatte Angst. Natürlich hatte sie Angst. Sie war noch ein halbes Kind.
    Aber Aldo betrachtete sie nicht als Kind. Für ihn war sie ein Dämon. Für ihn war sie dem Tod geweiht. Verfluchter Dreckskerl.
    Warum verfluchte er Aldo? Er selbst hatte sie schließlich allein in diesen dunklen Tunnel geschickt.
    Eigentlich müsste alles gut gehen. Er hatte getan, was er konnte, hatte alle erdenklichen Vorsichtsmaßnahmen getroffen.
    Nein, es gab noch etwas, das er hätte tun können. Er hätte eine andere Möglichkeit finden können, als Jane den Lockvogel spielen zu lassen. Er hätte Pietro vergessen und sich sagen können, dass sie es verdient hatte, ein langes, glückliches Leben zu – Rot.

    Er blieb wie angewurzelt stehen.
    Im Lichtkegel seiner Taschenlampe hatte er weiter vorn auf dem Boden vor einem Felsbrocken etwas Rotes aufleuchten sehen. Es war nur ein schwacher

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