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Der Maedchensammler

Der Maedchensammler

Titel: Der Maedchensammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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Sie klappte ihren Laptop auf und rief ihre E-Mails auf.
    »Hier, bitte. Lesen Sie die Nachricht, und dann tun Sie, was Sie für richtig halten.« Sie wandte sich zum Gehen.
    »Da hinten wartet Arbeit auf mich.«
    Er überflog die E-Mail und den Bericht, dann las er die Seite mit den Angaben zu den Opfern.
    Im nächsten Augenblick wurde er starr vor Schreck.
    »Verdammte Scheiße!«

    Haus am See Atlanta, Georgia
    Sie bekam keine Luft.
    Nein!
    Sie würde nicht sterben! Sie hatte es nicht so weit gebracht, um für immer in der Dunkelheit zu liegen. Sie war zu jung. Sie hatte noch so vieles vor.
    Noch eine Biegung, und noch immer kein Licht am Ende des Tunnels.
    Vielleicht hatte er gar kein Ende.
    Vielleicht war dies das Ende.
    Sie spürte, wie ein panischer Hilfeschrei in ihrer Kehle aufstieg.
    Nicht aufgeben. Panik war etwas für Feiglinge, und sie war noch nie ein Feigling gewesen.
    Großer Gott, es war so heiß. Sie konnte es nicht länger –
    »Jane.« Jemand schüttelte sie. »Um Himmels willen, wach auf, Liebes. Es ist nur ein Traum.«
    Kein Traum.
    »Wach auf, verdammt. Du machst mir Angst.«
    Eve. Sie durfte Eve keine Angst machen. Vielleicht war es wirklich ein Traum, wenn sie es sagte. Sie zwang sich, die Augen zu öffnen, und schaute in Eves besorgtes Gesicht.
    Die Sorgenfalten verschwanden. »Meine Güte, das muss ja ein schlimmer Albtraum gewesen sein.« Eve strich ihr ein paar Strähnen aus der Stirn. »Ich hab dich durch die geschlossene Tür stöhnen gehört. Alles in Ordnung?«
    »Ja.« Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Tut mir leid, dass ich dich gestört hab.« Ihr Puls beruhigte sich allmählich, und die Dunkelheit war verschwunden. Vielleicht würde sie nicht wieder zurückkehren. Und wenn doch, musste sie dafür sorgen, dass Eve sich nicht ängstigte. »Geh wieder ins Bett.«
    »Ich war noch gar nicht im Bett. Ich hab noch gearbeitet.« Eve schaltete die Nachttischlampe an und verzog das Gesicht, als sie ihre Hände betrachtete. »Und ich hab mir noch nicht mal den Ton von den Händen abgewischt, bevor ich reingekommen bin.
    Wahrscheinlich hab ich dir was davon in die Haare geschmiert.«
    »Macht nichts. Ich muss sie mir morgen früh sowieso waschen. Wenn ich die Fotos für meinen Führerschein machen lasse, will ich gut aussehen.«
    »Das ist schon morgen?«
    Jane seufzte. »Ich hab dir gestern gesagt, dass einer von euch beiden mich hinbringen muss.«
    »Das hatte ich ganz vergessen.« Eve lächelte. »Vielleicht versuche ich ja auch nur, es zu verdrängen. Den Führerschein zu machen, ist fast eine Art Initiationsritus. Vielleicht möchte ich nicht, dass du so unabhängig wirst.«
    »Doch, das möchtest du.« Sie schaute Eve in die Augen. »Seit ich bei euch bin, hast du mich zur Selbstständigkeit erzogen. Du hast mich Karate lernen lassen, und du hast dafür gesorgt, dass Sarah Toby zum Wachhund ausbildet. Also erzähl mir nicht, du hättest was dagegen, dass ich unabhängiger werde.«
    »Na ja, zumindest solltest du noch nicht so unabhängig werden, dass du Joe und mich verlässt.«
    »Das würde ich nie tun.« Sie setzte sich auf und gab Eve einen flüchtigen, unbeholfenen Kuss. Selbst nach all den Jahren fielen ihr solche zärtlichen Gesten schwer.
    »Da müsst ihr mich schon rauswerfen. Also, wer von euch bringt mich denn nun zur Führerscheinprüfung?«
    »Wahrscheinlich Joe. Ich muss diesen Schädel unbedingt fertig bekommen.«
    »Warum die Eile?«
    Eve zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Joe hat ihn aus dem Department mitgebracht und mich gebeten, mich sofort an die Arbeit zu machen. Es geht offenbar um den Zusammenhang zwischen mehreren Mordfällen.«
    Jane überlegte. »Ein Kind?«

    Eve schüttelte den Kopf. »Eine Frau.« Sie schaute Jane forschend an. »Dachtest du, es könnte sich um Bonnie handeln?«
    Jane dachte jedes Mal, es könnte sich um Bonnie handeln, Eves Tochter, die im Alter von sieben Jahren ermordet worden war, und deren Leiche man nie gefunden hatte. Die Tragödie hatte Eve dazu veranlasst, Gesichtsrekonstrukteurin zu werden, damit sie andere Mordopfer identifizieren und trauernden Eltern Gewissheit verschaffen konnte. Die Suche nach Bonnie und die Leidenschaft für ihren Beruf bestimmten ihr Leben bis heute.
    Sie schüttelte den Kopf. »Wenn du vermutet hättest, dass es Bonnies Schädel ist, an dem du arbeitest, hättest du mein blödes Gestöhne garantiert nicht gehört.« Sie hob eine Hand, als Eve etwas entgegnen wollte. »Ich weiß, ich weiß.

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