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Der Maedchensammler

Der Maedchensammler

Titel: Der Maedchensammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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etwas schief ging. Über diese Möglichkeit wollte sie lieber gar nicht nachdenken. »Morgen Abend.« Sie bemühte sich um eine feste Stimme. »Nach all dem Warten kann ich kaum glauben, dass es endlich –«
    »Hören Sie auf, sich das Hirn zu zermartern«, unterbrach er sie schroff. »Wenn Sie aussteigen wollen, jetzt haben Sie noch Gelegenheit dazu. Ich habe mein Bestes getan, und trotzdem gefällt mir die Sache nicht. Sie werden viel Glück brauchen, um da lebend rauszukommen.«
    »Es braucht Ihnen nicht zu gefallen. Sie brauchen nur Joe und Eve zu beschützen.« Sie überlegte. »Sie versuchen immer wieder, mir das auszureden, als wären Sie … hin- und hergerissen. Vielleicht war es nicht nur das Geld. Vielleicht hat dieser Pietro Ihnen wirklich etwas bedeutet.«
    »Wie großzügig von Ihnen, mir menschliche Gefühle zu unterstellen.«
    »Woher soll ich wissen, was Sie für Gefühle haben, wenn Sie sie nicht zeigen? War es das Gold, oder war es Pietro Tatligno?«
    »Das Gold natürlich.«
    »Reden Sie mit mir, verdammt.«
    »Was wollen Sie von mir hören?« Seine Mundwinkel zuckten.
    »Dass Pietro mir in Kolumbien das Leben gerettet hat? Dass er der einzige Mensch war, dem ich je in meinem Leben vertraut habe? Dass er mir näher stand als ein Bruder?«
    »Stimmt das?«, flüsterte sie.
    »Nein, alles erstunken und erlogen. Es ging mir nur um das Gold.« Er stand auf und ging zur Tür. »Kommen Sie, wir sagen Eve und Quinn, dass die Sache läuft.«
    21. Oktober 19:37 Uhr
    Es wurde dunkel.
    »Es ist so weit«, sagte Trevor ruhig von der Tür aus. »Sie hatten mich gebeten, Ihnen Bescheid zu geben, wenn Quinn in den Tunnel geht. Er ist gerade auf dem Weg in die Küche.«
    Jane wandte sich vom Wohnzimmerfenster ab und ging in die Diele. »Haben Sie den Felsspalt noch mal überprüft?«
    »Ja, gerade eben.« Er lächelte. »Sieht man das nicht? Ich sehe doch aus, als wäre ich durch ein Abwasserrohr gekrochen. Er ist sicher. Zuerst habe ich mit Bartlett zusammen den Sarg runtergetragen und aufgestellt, dann habe ich den Felsspalt überprüft. Und ich habe Bartlett im Tunnel gelassen, der dort Wache steht, bis Quinn seinen Posten auf dem Felsvorsprung bezogen hat.«
    Sie blieb stehen. »Bartlett?«
    »Keine Sorge. Ich habe ihm eine Schrotflinte in die Hand gedrückt und ihm befohlen, auf jeden außer mir und Quinn zu schießen. Um mit einer Schrotflinte umzugehen, braucht man kein geübter Schütze zu sein. Wenn wir alle unten sind, wird Bartlett sich an der Leiter postieren und den Eingang zur Villa bewachen. Es ist besser, wenn jemand außerhalb des Tunnelsystems aufpasst, um Alarm zu schlagen, falls irgendetwas schief geht.«
    Falls etwas schief geht. Die Vorstellung versetzte sie in Panik.
    »Ich dachte, Bartlett würde hier oben bei Eve bleiben.«
    »Das dachte ich auch. Aber er hat es sich anders überlegt. Ich habe stattdessen vier Sicherheitsleute zu ihrem Schutz abgestellt. Der Himmel weiß, welche zusätzlichen Schutzmaßnahmen Quinn getroffen hat.«
    »Sie haben mir ein Versprechen gegeben.«
    »Und ich werde es halten. Aldo wird nicht an mir vorbeikommen, um über die Leiter in die Villa zu gelangen.«
    Er bugsierte sie in Richtung Küche. »Wenn Sie Quinn sehen wollen, bevor er in den Tunnel hinuntersteigt, müssen Sie sich beeilen. Er war eben schon dabei, die Falltür zu öffnen.«
    »Wir geben Joe fünfzehn Minuten, und dann folgen wir ihm?«
    Trevor nickte. »Das dürfte ihm genügend Zeit verschaffen, um sich auf dem Felsvorsprung zu postieren. Ich werde da sein, um ihm Feuerschutz zu geben, falls –«
    » Eve! « Jane rannte zu der Falltür hinüber. »Was machst du da?«
    Eve war dabei, die Leiter hinunterzuklettern. »Was glaubst du denn, was ich hier mache?« Sie nahm die nächste Sprosse.
    »Wirklich, Jane, was hast du denn erwartet? Ich lasse Joe nicht allein da hinuntergehen.«

    »Du solltest doch …« Sie fuhr zu Joe herum. »Sag ihr, sie soll
    … Halt sie zurück!«
    »Glaubst du etwa, das hätte ich nicht versucht? Nichts zu machen. Du kennst sie ja. Wir können nur auf Schadensbegrenzung hoffen.«
    »Warum hast du mir nichts davon gesagt?«, fragte Jane verzweifelt. »Warum hast du nicht –«
    »Weil ich wusste, dass du dich aufregen würdest.«
    Eve verzog das Gesicht. »Und offenbar habe ich richtig gelegen. Aber du brauchst deswegen nicht tagelang zu schmollen. Komm, Joe, machen wir uns auf den Weg.«
    »Tu’s nicht, Eve«, flehte Jane. »Bitte.«
    Eve schüttelte den Kopf.

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