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Der Maedchensammler

Der Maedchensammler

Titel: Der Maedchensammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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gelangen.

    Nachdem sie durch die Öffnung gekrochen und kaum fünfzig Meter weit gegangen war, hörte sie Joe, der mit Eve redete, während er Geröll beiseite schob.
    »Joe?«, rief sie. »Meine Taschenlampe ist aus. Red weiter.«
    Stille. »Jane? Gott sei Dank.«
    »Trevor hat mir gesagt, dass Eve verschüttet, aber unverletzt ist. Ist sie –«
    »Alles in Ordnung«, hörte sie Eve rufen. »Bist du verletzt?«
    »Nur ein bisschen.« Jane atmete erleichtert auf. Eve hörte sich an, als würde es ihr tatsächlich gut gehen.
    »Was zum Teufel soll das denn heißen?«
    »Also, jedenfalls bin ich nicht verschüttet worden.«
    »Und was ist mit Aldo?«
    »Aldo ist tot.« Jetzt sah sie den Schein von Joes Taschenlampe. »Trevor ist los, um Hilfe zu holen.«
    »Warum bist du nicht mit ihm gegangen?«
    »Er hat mich nicht darum gebeten. Und wenn er es getan hätte, dann hätte ich mich geweigert. Ich kann euch doch nicht allein hier unten lassen.« Sie setzte sich neben Joe, nahm einen Stein und warf ihn fort. »Joe, wie lange dauert es noch, bis wir sie da raus haben?«
    »Nicht mehr lange.« Er lächelte sie an. »Jedenfalls nicht so lange, wie es gedauert hätte, wenn ich es allein machen müsste.«

    Sie nickte und warf den nächsten Stein hinter sich.
    »Ganz bestimmt nicht. Allein arbeiten ist Mist. Zu zweit geht es viel besser.«

    »Wie geht es Jane?«, fragte Joe, als Eve aus der Notaufnahme kam.
    »Sie ist nicht gerade begeistert.« Sie verzog das Gesicht. »Sie haben die Wunde genäht, wollen sie aber zur Beobachtung über Nacht hier behalten. Sie war äußerst empört darüber, dass sie nicht stattdessen mich dabehalten haben.«
    »Das wäre keine schlechte Idee.«
    »Doch, das wäre es. Es geht mir gut. Ich habe nur ein paar Prellungen.«
    »Dann lass uns zurück in die Villa fahren, damit du dich ins Bett legen kannst.« Er wandte sich zum Gehen. »Du musst dich ausruhen und –«
    »Nein.«
    »Nein?« Er drehte sich zu ihr um. »Willst du bei Jane bleiben?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Sie braucht mich nicht, aber ich habe etwas zu erledigen.« Sie drückte den Fahrstuhlknopf. »Und du auch.«

    »Du bist vollkommen verrückt, Eve.« Joe stellte Giulias Schädel auf den Sockel. »Du solltest dich ins Bett legen und dich ausruhen, anstatt zu arbeiten.«
    »Ich muss das tun.« Sie richtete einen Strahler auf den Schädel. »Hat die Polizei dir keinen Ärger gemacht, weil du ihn aus dem Sarg genommen hast?«
    »Die haben das gar nicht mitgekriegt. Ich habe einfach das Geröll von dem Sarg entfernt und den Schädel an mich genommen. Da unten herrscht ein heilloses Durcheinander. Da treten sich so viele Rettungsleute, Archäologen und Polizisten gegenseitig auf die Füße, dass mich keiner beachtet hat. Bei uns wäre das unmöglich. Gott, ich kann es kaum erwarten, zurück nach Atlanta zu kommen.«
    »Ich auch nicht.« Ein Schauer lief ihr über den Rücken, als sie die Rekonstruktion betrachtete. Janes Gesicht auf diesem antiken Schädel zu sehen, hatte etwas Makabres. Sie schüttelte den Gedanken ab. Das war ihre eigene Arbeit, und Jane lebte.
    »Ich habe dieses Chaos gründlich satt. Als ich unter dem Geröll gelegen habe, konnte ich an nichts anderes denken als an Jane und diesen Mörder. Ich bin fast verrückt geworden.« Sie presste die Lippen aufeinander. »Gar nicht auszudenken, welchen Schaden der Kontakt mit diesem Monster bei ihr angerichtet hat.
    Wenn sie ein normaler Teenager wäre, hätte sie diese Erfahrung für ihr Leben traumatisiert.«
    »Sie ist aber kein normaler Teenager. Sie wird damit klarkommen.«
    »Ich hoffe es. Aber es hat alles viel zu lange gedauert und ihr Schmerzen zugefügt, und das kann ich nicht ertragen. Ich möchte, dass sie nach Hause kommt und wieder ein normales Leben führt.«
    »Die paar Tage werden ihr nichts ausmachen.«
    »Aber mir.« Sie nahm die Glasaugen aus dem Schädel. »Ich will hier weg, und das hier ist das Letzte, was ich tun muss, um diese Geschichte abzuschließen. Ich muss Giulia ihr wahres Gesicht verleihen und sie Trevor übergeben, damit er sie ins Museum zurückbringen kann.« Vorsichtig begann sie, das Gesicht zu entfernen, das sie geschaffen hatte. Die Gewebetiefe stimmte, und sie brauchte daran nichts zu ändern, als sie die abschließende Modellierung vornahm. »Also lass mich allein, damit ich in Ruhe arbeiten kann. Das wird eine lange Nacht.«
    »Ich werde dir Gesellschaft leisten.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Wenn du mir einen Gefallen tun

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