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Der magische Reif

Der magische Reif

Titel: Der magische Reif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Prévost
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verändert. Jede der noch unversehrten Doppelseiten zeigte den gleichen Text über den Woiwoden der Walachei mit dem Titel: Verbrechen und Folter unter der Herrschaft von Vlad Tepes. Das hieß, dass seit Sams Rückkehr von Draculas Schloss niemand den Sonnenstein benutzt hatte. Wenn der Tätowierte Alicia in eine andere Zeit transportiert hatte, so musste er demnach über andere Mittel und Wege verfügen . . . Gegen elf Uhr, als Sam mindestens zum hundertsten Mal den Posteingang seiner E-Mails überprüfte, hörte er seine Großmutter von unten rufen:
    »Sammy! Ein Paket für dich . . .«
    »Ich komme gleich, Grandma! Ich mach nur noch schnell etwas zu Ende und . . .«
    Ein Paket, schoss es ihm plötzlich durch den Kopf. Natürlich, ein Paket!
    Er flog förmlich die Treppe hinunter und überrannte beinahe seine Großmutter, deren müde Züge und gebeugte Haltung zeigten, wie sehr sie sich um Allans Gesundheitszustand sorgte. Sie hielt einen dicken, in Plastik eingehüllten Umschlag eines Express-Kurierdienstes in den Händen.
    »Dein Großvater mähte gerade den Rasen, als der Kurier kam«, erklärte sie und reichte ihm das Paket. »Alles in Ordnung? Du siehst merkwürdig aus . . .«
    »Ich mache mir Sorgen um Alicia.«
    »Alicia ist ein großes Mädchen und ein sehr selbstständiges noch dazu. Ich bin sicher, sie ist noch vor heute Abend wieder zu Hause!«
    »Das . . . das glaube ich auch«, stimmte Sam ihr zu. »Ach übrigens, dieser Kurier – wie sah er aus?«
    Grandma sah ihn mit großen, staunenden Kinderaugen an und wirkte auf einmal zwanzig Jahre jünger.
    »Du stellst vielleicht Fragen! Wie ein Kurier, nehme ich an. Warum, stimmt etwas nicht mit dem Paket?«
    Samuel nahm den Umschlag und küsste sie auf die Wange. »Reine Neugier, Grandma.«
    »He«, rief sie hinter ihm her, als er mit Riesenschritten die Treppe hinaufstürmte, »du denkst doch daran, dass wir bald zu deinem Vater fahren wollen?« »Na klar!«
    Sobald er in seinem Zimmer war, schloss Sam hinter sich ab und untersuchte den Umschlag eingehend von allen Seiten. Er sah ganz normal aus, mit der vollständigen Adresse und den notwendigen Aufklebern des Kurierdienstes. Im Absenderfeld war mit Großbuchstaben ein seltsamer Name angeben: ZIB SERAKO. Eine Art Augenzwinkern oder Erkennungszeichen, denn man musste nur die Buchstaben in die richtige Reihenfolge bringen, um auf ARKEOS BIZ zu kommen. Sehr gewieft . . . Leider gab es ansonsten keine weiteren brauchbaren Hinweise darüber, wo und wann die Sendung aufgegeben worden war. Schade, dass Grandpa den Kurier hatte so schnell entwischen lassen . . .
    Sam riss den Umschlag auf und leerte ihn über seinem Bett: Heraus fielen ein paar zusammengefaltete Blätter und ein kleiner schwarzer Stoffgeldbeutel. Er löste die Bänder, mit denen der Beutel verschlossen war, und schüttelte den Inhalt in seine Hand: drei Metallmünzen . . . Die erste war aus glänzendem Gold und nur ihre leicht unregelmäßige runde Form ließ auf ihr wahres Alter schließen. Sie war in der Mitte gelocht, rundherum zog sich eine Inschrift: candor illaesus. Latein? Auf der Rückseite war das Bild einer Sonne zu erkennen, deren kräftige Strahlen sich in der leeren Mitte verloren. Noch eine Sonne!
    Die zweite Münze schien weniger wertvoll, aus Kupfer geprägt, das durch den Gebrauch eine grünliche Farbe angenommen hatte. Die halb verwischten Zeichen erinnerten entfernt an chinesische Buchstaben. Auffallend war allerdings etwas ganz anderes: das eckige Loch in der Mitte. Wurde man sie trotzdem für den Sonnenstein benutzen können?, fragte Sam sich sofort. Oder hatte der Tätowierte sie für etwas anderes vorgesehen?
    Die dritte Münze schließlich war von einer gräulichen Schicht überzogen, trug aber, abgesehen von ihrem Loch in der Mitte, kein besonderes Kennzeichen.
    Dann wandte er sich den gefalteten Papieren zu. Auf dem einen Blatt war die Zeichnung einer Festungsstadt am Ufer eines Flusses zu sehen, ein Gewirr aus Häusern und Denkmälern. Das andere war der Ausdruck eines computergeschriebenen Textes:
    Lieber Samuel,
    du hast keine Zeit verschwendet, hervorragend! Von meiner Seite war alles so weit vorbereitet, dass ich nur noch die Absendung bestätigen musste, damit dir das Paket zugestellt werden konnte. Wie du siehst, sind wir bereits ein gutes Team!
    Unter uns gesagt: Du musst ganz schön verliebt in Alicia sein, so schnell, wie du reagiert hast! Wenn ich mir eine Bemerkung erlauben darf: Verlass dich nie auf deine

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