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Der magische Reif

Der magische Reif

Titel: Der magische Reif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Prévost
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Tätowierten vertrauen, das war die einzige goldene Regel . . .
    Samuel sah sich die alte Zeichnung genauer an. Es handelte sich um eine Ansicht von Rom in Schwarz-Weiß, von einem Punkt oberhalb der Stadt aus gesehen. Der Zeichner hatte nur einen eher mittelmäßigen Sinn für Perspektive bewiesen, denn die Häuser schienen sich wie eine Schar wärmesuchender Küken um zahlreiche Monumente zusammenzudrängen, die ohne Rücksicht auf Proportionen dargestellt waren: riesige gedrehte Säulen, die die angrenzenden Wohnhäuser überragten, gewaltige Tempel mit runden oder dreieckigen Dächern, die die Straßen mit ihrer Masse zu erdrücken drohten, Brunnen und Statuen, die allein inmitten riesiger Plätze standen, und so weiter. Ganz so, als habe der Künstler sich dafür entschieden, Rom anhand seiner architektonischen Denkmäler darzustellen und den Rest der Stadt zu vernachlässigen. Kurz gesagt, es war alles andere als der verlässliche und präzise Stadtplan, den Sam gebraucht hätte, um sich zurechtzufinden!
    Die drei mit Filzstift eingetragenen Zahlen befanden sich glücklicherweise alle recht nah beieinander. Die erste die den Sonnenstein markierte – lag direkt am Fuß der Stadtmauer; die zweite – die der Bibliothek – ganz nah bei einer großen Kirche; die dritte – der Treffpunkt mit Hauptmann Diavilo – in unmittelbarer Nähe eines großen ovalen Gebäudes. So auf dem Papier sah alles beinahe zu einfach aus.
    Doch es gab immer noch ein nicht zu unterschätzendes Hindernis: die Münzen. Die drei, die der Tätowierte ihm mitgeschickt hatte, eingerechnet, verfügte Sam nur über sechs Münzen. Um den Goldreif zu benutzen, brauchte man jedoch sieben. Und ohne den Goldreif war die Befreiung Alicias von vornherein undurchführbar: mission impossible . . .
    »Sammy?«
    Seine Großmutter rief nach ihm.
    »Es ist Zeit, in die Klinik zu fahren, Sammy. Bist du so weit?«
    Schnell ließ Sam den Umschlag unter seiner Bettdecke verschwinden und ging nach unten. Die ganze Familie machte sich bereit zum Aufbruch, Grandpa an der Spitze, gefolgt von Grandma, das Taschentuch bereits in der Hand, danach Tante Evelyn und Rudolf, in Schale geworfen, ganz in Schwarz wie für eine Beerdigung.
    »Tut mir leid, ich möchte lieber zu Hause bleiben. Falls die Todds anrufen, wegen Alicia, würde ich gern da sein . . .«
    »Ob du hier wartest oder nicht, wird sie auch nicht schneller zurückbringen«, erwiderte Tante Evelyn. »Du solltest lieber an der Seite deines Vaters sein.«
    »Und wenn Alicia versuchen sollte, dich zu erreichen, gibt es immer noch Handys«, ergänzte Rudolf. »Du hast deins zwar aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen verloren , aber deine Großmutter hat dir doch eins geliehen soviel ich weiß, oder? Du musst es nur mitnehmen.«
    Rudolf , der keine Gelegenheit ausließ, sich unbeliebt zu machen , spielte auf das Mal an, als Sam sein Telefon bei einem »Besuch« im Museum von Saint Mary verloren hatte, an dem Abend, als dort eingebrochen worden war. Die Polizei hatte das Handy am Tatort gefunden und natürlich den Jungen verdächtigt. Da es jedoch weder stichhaltige Beweise noch irgendein Motiv gab – warum sollte ein Vierzehnjähriger eine Handvoll alter, wertloser Münzen stehlen? – und im Hinblick auf Allans Situation, waren die weiteren Nachforschungen eingestellt worden. Grandma hatte daraufhin sofort Sam ihr Handy geliehen.
    Auf jeden Fall war klar, was er damit andeuten wollte: Man durfte den zukünftigen Kriminellen nicht eine Sekunde aus den Augen lassen, sonst würde er sofort wieder irgendeine Dummheit anstellen.
    » Im Krankenhaus sind Handys verboten«, erinnerte ihn Sam . »Ich bleibe hier.«
    Bevor die Auseinandersetzung sich zuspitzen konnte, schaltete sich Grandpa ein:
    »Unser Sammy hat die letzten drei Tage mehr oder weniger in der Klinik verbracht, wie mir scheint. Er hat das Recht , sich ein wenig Ruhe zu gönnen und sich zu erholen!«
    »Schade«, gab Tante Evelyn nach, »wo wir doch endlich mal alle zusammen bei dem armen Allan sein könnten
    Aus dem Mund seiner Tante klang diese plötzlich familiäre Hingabe etwas überraschend, doch für Sam zählte nur, dass er sich frei bewegen konnte.
    » Auch wenn ich heute nicht mitkomme«, erklärte er mit Nachdruck, »sagt Papa, dass ich ihn sehr lieb habe und dass ich bald zu ihm komme. Und vor allem, dass er mir vertrauen soll . . .«
    Grandma warf ihm zum Abschied eine Kusshand zu, Grandpa zwinkerte ihm zu, während die beiden

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