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Der magische Reif

Der magische Reif

Titel: Der magische Reif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Prévost
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Tür klingelte . . . Du solltest lieber mit runterkommen.«
    Samuel war plötzlich mit einem Schlag hellwach und spürte, wie die Angst in ihm hochkroch. Was trieb Helena Todds so früh am Morgen hierher?
    Er streifte ein Sweatshirt über und folgte Rudolf im Laufschritt die Treppe hinunter. Helena war auf dem Sofa im Wohnzimmer zusammengesunken und schluchzte in ihr Taschentuch, Tante Evelyn hockte neben ihr und versuchte, sie zu beruhigen. Was war nur passiert?
    »Mrs Todds?«, stammelte Sam.
    Sie sah ihn tränenüberströmt an, mit rot geränderten Augen und zerzausten Haaren.
    »Sammy? Hast du sie gesehen?«
    »Ob ich sie gesehen habe?«, wiederholte Sam verständnislos.
    »Alicia . . . Sie ist heute Nacht nicht nach Hause gekommen. Sie wollte gestern Abend ins Kino gehen und . . . sie hat mir nicht Bescheid gesagt, weder mir noch ihrem Vater, niemandem. Normalerweise ruft sie immer an, wenn sie bei jemandem übernachtet, aber diesmal . . . Wir haben schon hundert Mal auf ihrem Handy angerufen, in den Krankenhäusern . . . Sie ist unauffindbar!«
    Samuel versuchte, das Zittern in seinen Beinen zu unterdrücken.
    »Seit wann ist sie verschwunden?«, fragte er so ruhig, wie es eben ging.
    »Gegen 18 Uhr«, antwortete Helena schniefend. »Sie war mit Jerry verabredet, sie wollten zusammen essen und sich dann den Film ansehen und . . .«
    »Jerry Paxton?«, unterbrach er sie. »Haben Sie schon bei ihm nachgefragt?«
    »Natürlich! Ich weiß, dass es zwischen den beiden in letzter Zeit nicht mehr so gut lief, aber der Ärmste war genauso vor den Kopf geschlagen wie wir. Er hat alle Kinos abgesucht, hat immer wieder versucht, sie anzurufen, nichts! Alicia scheint wie vom Erdboden verschluckt! Nach der Entführung deines Vaters und dem Überfall auf unsere Nachbarin Miss MacPie mache ich mir schreckliche Sorgen!«
    »Haben Sie die Polizei benachrichtigt?«
    »Mark hat Alicias Verschwinden gegen Mitternacht gemeldet. Sie haben gesagt, dass sie vielleicht nur weggelaufen ist und dass es sich heute sicher aufklären würde. Weggelaufen! Das macht doch überhaupt keinen Sinn! Außerdem hätte sie dann doch zumindest ihr Taschengeld und etwas zum Anziehen mitgenommen, oder nicht?«
    »Und Sie haben gedacht, sie wäre vielleicht hier?«, fragte Sam weiter.
    »Ich ... ich weiß nicht! Ich konnte einfach nicht länger zu Hause herumsitzen und nichts tun. Also ist Mark zu Hause geblieben und ich bin mit dem Auto herumgefahren, für den Fall, dass sie irgendwo herumläuft.. . Und als ich hier in der Nähe vorbeikam, ist mir eingefallen, dass sie dir vielleicht irgendetwas anvertraut hat.«
    Sie sah Sam so inständig bittend an und wie gerne hätte er ihr geholfen.
    »Es tut mir leid, aber sie hat mir nichts anvertraut.«
    »Nicht mal eine kleine Andeutung? Jemand, den sie vielleicht treffen wollte? Ein Ort, zu dem sie gefahren sein könnte?«
    Samuel versuchte, sich im Schnelldurchlauf ihre letzten Gespräche wieder in Erinnerung zu rufen, doch ihm fiel beim besten Willen nichts dergleichen ein. Außerdem hatte Alicia genug Rückgrat, um hinzugehen, wo immer sie wollte, ohne es vor jemandem zu verheimlichen. Heimlich abzuhauen, das passte überhaupt nicht zu ihr.
    »Ich denke nicht, nein.«
    »Oder eine Nachricht?«, fragte sie verzweifelt. »Hätte sie nicht vielleicht eine Nachricht auf deinem Handy hinterlassen können?«
    »Ich kann ja mal nachsehen«, sagte er wenig überzeugt.
    Er eilte zurück in sein Zimmer und hatte die ganze Zeit das Gefühl, sein ganzer Körper bestände aus Watte, als ob er gerade eine schwere Grippe ausbrütete. Alicia war verschwunden und sie befand sich in großer Gefahr, das spürte er . . .
    Er stürzte sich auf sein Telefon, das er abends zum Aufladen angeschlossen hatte. Keine neuen Nachrichten. Klar. Warum hätte Alicia ihn auch anrufen sollen? Sie hatte ihre Eltern, sie hatte Jerry .. . Oder vielleicht. .. Auf gut Glück schaltete er seinen Computer ein und öffnete seinen Posteingang. Über Nacht war nur eine einzige Mail eingegangen. Er starrte nachdenklich auf die angegebene Adresse: »[email protected]« . Arkeos, so hieß eine Gesellschaft, die mit Antiquitäten handelte und mit der sein Vater zu tun gehabt hatte. Was es mit dem »Ratewer« auf sich hatte .. .
    Fieberhaft öffnete Sam die Mail: ein langer Text, unter einem Briefkopfzeichen, das er sofort erkannte: das Zeichen von Hathor, der Tochter des Gottes Re, ein U-förmig geschwungenes Hörnerpaar, das eine Sonnenscheibe

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