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Der magische Reif

Der magische Reif

Titel: Der magische Reif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Prévost
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und erinnerte eher an ein Einkaufszentrum, trug aber ähnlich seltsame Beschriftungen: Amphitheater der Pilger, Brücke der Wanderung, Daten-Theke, Studio der Sechs Geburten ... Der ganze Komplex war umgeben von hohen Bäumen, blühenden Alleen und Wasserbecken. Das Säulenportal vor dem Haupteingang trug die Inschrift: KIRCHE DER SIEBEN AUEERSTEHUNGEN.
    »Hast du eine Ahnung, was dieses ganze Kauderwelsch bedeuten soll?«, fragte Alicia.
    »Vielleicht«, antwortete Sam und zog die graue Münze aus seiner Tasche. »Das Zeichen von Hathor ist auch das Logo von Arkeos, der Firma, die Rudolf für seinen Handel mit Antiquitäten aufgebaut hat. Es könnte sein, dass er uns genau hierherbringen wollte.«
    »Willst du damit sagen, in seine Firmenzentrale? Aber was sollen wir hier?«
    »Wenn ich das wüsste.«
    »Aber sollten wir dann nicht lieber sofort hier verschwinden?«
    »Wohin? Zurück nach Rom? In Qins Mausoleum? Nein, wir müssen erst ein Mittel finden, um nach Hause zu kommen. Wenn wir wirklich in seinem Unterschlupf gelandet sind, müsste es hier irgendwo Münzen geben . . .«
    »Und wenn er uns sieht?«
    »Ja dann ... werden wir es ihm zeigen«, versetzte er grimmig.
    Erst einmal sahen sie sich die Fotos an den Wänden des Saals genauer an. Sie zeigten antike Gegenstände, Skulpturen, kleine Statuen, Halsketten und so weiter, sogar eine Großaufnahme vom Nabel der Welt, einem heiligen Stein, der angeblich die Mitte der Welt markierte und der vor Jahrhunderten in Griechenland, in Delphi, gestohlen worden war, als Sam sich auch gerade dort aufgehalten hatte.
    »Ganz bestimmt sind wir bei Rudolf«, stellte Sam fest. »Das Foto dort zeigt den Nabel der Welt . . . Arkeos hat ihn gerade vor einigen Wochen für zehn Millionen Dollar verkauft. Das hier muss eine Art Galerie sein, in der er seine Trophäen ausstellt.«
    »Und auf der anderen Seite?«
    Sechs große Poster unter Glas, alle mit einer Legende versehen, deckten die gegenüberliegende Wand ab. Das erste trug den Titel Djoser-Pyramide, um 2600 v. Chr. und zeigte eine ägyptische Kartusche , auf der vor allem Hathors Zeichen vorkam. Beim zweiten handelte es sich um die Reproduktion eines chinesischen Textes, der mit einem stilisierten Hörnerpaar endete, das eine Sonnenscheibe umschloss, beschriftet als: Ode an ri-dhi-fi, Gedicht-Kanon, um 1000 v. Chr. Dann folgte Inschrift des Apollo-Tempels in Delphi, V. Jahrhundert v. Chr., zu sehen waren in eine Marmorplatte gravierte griechische Schriftzeichen, wieder mit dem Zeichen von Hathor. Auf dem vierten stand: Fenster der Kathedrale von Canterbury, XII.-XIII. Jahrhundert n. Chr., die Vergrößerung eines farbigen Kirchenfensters, auf dem wieder das gleiche Zeichen deutlich zu erkennen war, diesmal mit blau-roten Ranken, die wiederum von zwei großen R umrahmt wurden . . .
    Kurz vor dem fünften Poster murmelte Sam: »Siehst du auch, was ich sehe?«
    Alicia trat einen Schritt näher heran ... Es war eine Reproduktion des Gemäldes mit dem Titel Die Falschspieler, 1595 von Caravaggio gemalt. Eine großartige Komposition, sowohl was die Farben anging als auch das kontrastreiche Spiel von Hell und Dunkel, das das Gemälde lebendig erscheinen ließ. Was Samuel jedoch fesselte, war weder die Vollkommenheit des Bildes noch das Thema. Das Gemälde zeigte einen jungen Kartenspieler, dessen Gutgläubigkeit von drei Falschspielern ausgenutzt wird. Einer von ihnen hatte eine frappierende Ähnlichkeit mit Rudolf im Alter von ungefähr dreißig Jahren, mit noch dunklen Haaren, der sich ein kleines Bärtchen hatte wachsen lassen und einen Hut mit Feder und gelöcherte Handschuhe trug . . . »Unglaublich!«, staunte Alicia. »Das ist er! Diese Ähnlichkeit kann doch kein Zufall sein, oder?«
    Samuel fuhr mit dem Finger über eine der Karten, die der erste Spieler hinter seinem Rücken versteckte: Was von Weitem wie eine Herz oder Karo Sieben aussah, waren eindeutig kleine Us mit einem Kreis in der Mitte . . .
    »Rudolf reist durch die Zeit und meistens mithilfe von Hathors Zeichen. Was sollte ihn daran hindern, für einen Maler im 16. Jahrhundert Modell zu sitzen?«
    »Nur, um sich hier sein blödes Affengesicht an die Wand zu hängen? Der Typ hat wohl ein überdimensionales Ego?«
    »Und ich fürchte, das ist noch längst nicht alles«, warnte Sam.
    Er stand gerade vor dem letzten Poster, der schönen Schwarz-Weiß-Fotografie eines Gebäudes, das sich noch im Bau befand. Durch das Gerüst hindurch erkannte man sein Metallgerippe.

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