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Der magische Reif

Der magische Reif

Titel: Der magische Reif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Prévost
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getan hätte, um mich zu retten, wie du. Insbesondere nicht Jerry. Ich glaube, ich habe wirklich meinen Traumprinzen gefunden . . .«
    Sie beugte sich zu ihm und küsste ihn sanft auf die Stirn.
    »Ich danke dir, Sam, aus tiefstem Herzen. Und jetzt«, fügte sie beinahe ausgelassen hinzu, »sollten wir zusehen, dass wir nach Hause kommen. Du musst dringend duschen . . .«
    Leicht verlegen ergriff Sam ihre ausgestreckte Hand und sie standen gemeinsam auf. Alicia war wirklich der wunderbarste Mensch auf Erden, in welcher Zeit auch immer . . .
    Sie folgten dem Flussufer bis zu dem schwimmenden Hafen, wo Sam vor einigen Stunden sein Boot festgemacht hatte. Die gute Nachricht war, dass es noch immer an seinem Platz lag, die schlechte, dass genau am gegenüberliegenden Ufer, dort wo sich der Sonnenstein befand, Soldaten ein Lager aufgeschlagen hatten. Samuel durchzuckte kurz der Gedanke, dass im nächsten Augenblick Diavilo und die Zwillinge auf dem Bootssteg gegenüber erscheinen würden, doch es handelte sich nur um einen Trupp Reiter, die wie am Morgen die Stelle aufsuchten, um ihre Pferde zu tränken. Die Tiere grasten friedlich im Schatten, etwas abseits vom Lager.
    »Was machen wir?«, flüsterte Alicia.
    »Wir gehen zuerst ein Stück flussaufwärts, dann lassen wir uns von der Strömung wieder hinuntertreiben. In der Hoffnung, dass sie zu betrunken sind, um uns zu hören!«
    Die Söldner schienen in der Tat in bester Stimmung zu sein, sangen aus voller Kehle und stießen mit dicken Tonkrügen an. Mit etwas Glück . . .
    »Also los«, gab Sam das Kommando.
    Sie machten das Boot los und zogen es lautlos flussaufwärts bis zu der Stelle, wo das Ufer auf einen alten Brückenkopf stieß. Auf der gegenüberliegenden Seite wurden die düsteren Befestigungsmauern des Borgo nur von ein paar spärlichen Fackeln beleuchtet. Im Norden erkannte man deutlich den hellen Schein der Engelsburg wie eine riesige Kerze über dem Wasser.
    Alicia kletterte als Erste ins Boot und legte sich flach auf den Boden, gefolgt von Sam, der das Boot kräftig vom Strand abstieß, bevor er sich ins Heck kauerte. Lautlos ließen sie sich mit der Strömung treiben und Sam gelang es mithilfe des Steuerruders, das Boot möglichst dicht ans westliche Ufer zu lenken. Sobald sie über die Mitte hinaus waren, würde die Strömung sie mit etwas Glück zur richtigen Seite treiben.
    Unterhalb des Borgo landeten sie auf dem Sandufer, unweit der Stelle, wo Sam seine Münzen vergraben hatte. Sie kletterten aus dem Boot und legten sich flach in den Sand: Etwa fünfzig Meter von ihnen entfernt hielten die Soldaten, ohne etwas zu merken, weiter ihr ausgelassenes Gelage ab. Nur eins der Pferde gab ein nervöses Wiehern von sich . . .
    Samuel robbte bis kurz vor die Mauer und wühlte in der Erde: Die sechs Münzen waren noch vollzählig!
    »Mist!«, fluchte er leise. »Ich hätte die Golddukaten wieder mitnehmen sollen!«
    »Was ist los?«, flüsterte Alicia hinter ihm.
    Er zeigte ihr die grau beschichtete Münze.
    »Die hat Rudolf mir gegeben, sie soll uns zurück in die Gegenwart bringen. Das Problem ist allerdings, dass man insgesamt sieben Münzen braucht, um sein Ziel zu bestimmen, wir haben aber nur noch sechs! Die siebte hat Diavilo eingesteckt.«
    »Und das heißt?«
    »Mit nur sechs Münzen schickt der Sonnenstein dich erfahrungsgemäß willkürlich in eine der sechs möglichen Epochen . «
    »Willst du damit sagen, dass wir nicht sofort nach Hause kommen? «
    »Die Chancen stehen leider sechs zu eins! Es sei denn, wir benutzen nur die graue Münze, so wie Rudolf es geplant hat, und lassen Merwosers Armreif zurück. Was ein großer Fehler wäre.« »Also gibt es nur eine Lösung, worauf warten wir dann noch? Wo immer wir landen, schlimmer als hier kann es doch nicht werden, oder?«
    Darauf antwortete Samuel lieber nicht. Es konnte immer noch schlimmer werden . . . Trotzdem schob er die Münzen auf den Armreif und sie krochen auf allen vieren am Fuß der Mauer entlang wie zwei Diebe. Bei Hathors Zeichen teilte Samuel das Gestrüpp und grub wieder in der Erde, bis der Sonnenstein zum Vorschein kam. Ein weiteres Pferd begann zu wiehern, dann ein drittes, und Sam hatte das Gefühl, dass ein paar der Soldaten verstummt waren.
    »Unglaublich!«, hauchte Alicia und strich mit den Fingern über den Stein.
    Samuel legte ihr die Hand auf den Mund. Er hatte sich nicht getäuscht: Der Gesang hatte aufgehört und zwei Soldaten waren aufgestanden und lauschten. Ohne Zeit

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