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Der magische Reif

Der magische Reif

Titel: Der magische Reif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Prévost
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Rückfahrkarte«, stieß Sam hervor.
    Er versuchte, das Schnappschloss der Vitrine zu öffnen, doch es war fest verriegelt. Alicia und er untersuchten daraufhin sämtliche Vitrinen, die der Schrank barg, doch alle waren versperrt.
    »Daran soll es nicht liegen . . .«, murmelte Sam entschlossen.
    Er nahm einen schweren Edelstahlaschenbecher von einem der Beistelltische und wollte irgendeins der Fächer damit aufschlagen, als Alicia ihn am Arm zurückhielt.
    »Warte! Es gibt eine Alarmanlage!«
    Samuel sah nach oben an die Decke: Über jeder Vitrine war in der Tat ein kleiner Kasten angebracht, in dem ein rotes Lämpchen blinkte.
    »Bevor du alles zerschlägst, sollten wir lieber erst nachsehen, ob der Schlüssel nicht hier irgendwo versteckt ist. Ich durchsuche die Kleiderkammer, kümmerst du dich um den Schreibtisch?«
    Samuel verabschiedete sich von der Idee, beim Zertrümmern der Scheibe etwas Dampf abzulassen, und machte sich daran, den Schreibtisch unter die Lupe zu nehmen. Das Möbelstück spiegelte den Größenwahn seines Besitzers wider: riesige Ausmaße, schwarz glänzender Lack, mit allerlei kleinen Kostbarkeiten bestückt, aber auch Schriftstücke, Briefe, Rechnungen . . . Unübersehbar prangte in der Mitte ein Buch: Die Wahrheit über meine sieben Auferstehungen, von Pandit Rudolf, auf dem Umschlag das erhabene Porträt besagten Pandits vor einem Sonnenuntergang. Samuel machte sich nicht einmal die Mühe, es aufzuschlagen . . .
    Es gab auch zahlreiche Fotos von Rudolf und einigen Stars, auf denen er aussah, als wäre er schon eine halbe Ewigkeit engstens mit ihnen befreundet – Samuel erkannte unter anderem eine berühmte Sängerin, mittlerweile etwas gealtert, und einen ergrauten Schauspieler, der seine besten Zeiten schon länger hinter sich hatte . . . Dazwischen prangte eine etwa dreißig Zentimeter hohe Replik des Sonnensteins aus einem hässlichen blauen Kunststoff, aber mit einer perfekten Nachbildung der eingravierten Sonne und der Transport-Vertiefung. Obendrauf gab es einen Schlitz wie bei einer Kinderspardose . . . War die Ironie beabsichtigt? Denn genau das war der Sonnenstein für Rudolf: eine riesige Spardose, die enorme Gewinne einbrachte!
    Samuel durchsuchte die mit Briefen, Dokumenten und unsortierten Zeitschriften vollgestopften Schubladen. In einer Schublade fand er einen Stapel Zeitungen, die er sofort erkannte: Saint Mary Tribune, die Tageszeitung seiner Heimatstadt! Er schlug ein paar Exemplare auf, in denen es immer um dasselbe Thema ging: die Kirche der sieben Auferstehungen. Beim Überfliegen der Schlagzeilen ging Sam ein Licht auf: Rudolf hatte seine Sekte der Erleuchteten nirgends anders als in Saint Mary gegründet! Die Titelseiten der Zeitungen sprachen Bände: Kirche der sieben Auferstehungen – Stadtverwaltung erteilt Baugenehmigung! Oder auch: Bewohner der Barenboim-Straße wehren sich vergeblich gegen Pläne des Pandits . . . Dann, auf der nächsten Seite: Pandit Rudolf: »Unsere Stiftung ist ein hervorragender Wirtschaftsmotor für Saint Mary.« Und die aktuellste titelte: Barenboim-Viertel: Bauarbeiten beginnen! Dazu ein Foto von Bulldozern, die die kleinen viktorianischen Häuser, die Samuel so gut kannte, abrissen.
    Alicia riss ihn aus seiner Verblüffung.
    »Samuel, ich habe hier was für dich! Den Schlüssel habe ich zwar nicht gefunden, dafür aber . . .«
    Sie legte ein rechteckiges weißes Plastikkärtchen mit der Aufschrift Privatresidenz des Pandit auf die Schreibunterlage.
    »Sie steckte in seiner Anzugjacke. Das ist bestimmt die Magnetkarte für den Eingang, was meinst du?«
    Samuel nickte wortlos, immer noch schockiert von dem, was er gerade gelesen hatte. Er nahm Alicias Hand und sah ihr in die Augen.
    »Was ist los?«, fragte sie.
    Sam zeigte ihr die Titelseiten der Tribune.
    »Weißt du, wo er gerade seine verdammte Stiftung baut? Bei uns, in Saint Mary, mitten an der Barnboimstraße. Er zerstört das ganze Viertel, reißt unsere Häuser ab . . .«
    Sie überflog die Schlagzeilen und ihr Blick verdüsterte sich.
    »Wie ist das möglich? So etwas darf man doch gar nicht! Da muss es doch Gesetze geben!«
    »Hast du eine Ahnung! Bei dem Geldsegen, der auf ihn herunterrieselt, hat Rudolf alle Mittel, den Bürgermeister und die Hälfte der Abgeordneten zu kaufen!« »Und die Buchhandlung? Glaubst du . . . glaubst du, sie ist auch nicht mehr da?«
    »Natürlich ist sie nicht mehr da!«, antwortete Sam bitter. »Wir sind gerade genau darunter! Und der Stein

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