Der magische Reiter reiter1
Thronsaals wider.
Amilton brach zusammen. Der silberne Stirnreif fiel zu Boden und rollte zu König Zacharias’ Füßen. Dort kreiselte er wie eine Münze, bis Zacharias ihn mit zitternder Hand ergriff.
Der Eleter löste sich wie eine Rauchwolke auf.
Karigan stöhnte, als die letzten Reste Magie ihren Körper verließen und der Schmerz abnahm. Das Gesicht ihres Vaters nahm vor ihren Augen Gestalt an, und er schien auf sie herabzublicken. Sevano und eine blonde Lady mit den grünen Augen, die ihr vage vertraut vorkam, starrten ebenfalls auf sie herunter.
»Kari?«, fragte ihr Vater heiser.
»Äh … «, war alles, was sie sagen konnte.
Er ergriff ihre Hand. Seine Hand war warm, und seine wettergegerbte Haut fühlte sich gut an. Sie fühlte sich echt an.
»Kannst du dich aufrichten?«, fragte er.
Sie stützte sich auf den Ellenbogen und schüttelte den Kopf, um wieder zu sich zu kommen. Der Schmerz blieb, doch er war längst nicht mehr so stark. Sie spürte die Tortur am ganzen Körper, und es wäre ihr schwergefallen, eine Stelle zu benennen, die stärker schmerzte als eine andere. Dort, wo der magische Strom in ihre Schulter eingedrungen war, spürte sie rein gar nichts.
Sie ließ sich von ihrem Vater und Sevano auf die Beine helfen. Zitternd strich sie sich eine Haarsträhne hinters Ohr.
Ein merkwürdig graues Licht beraubte den Thronsaal seiner harten Kontraste durch die lodernden Öllampen der Nacht. Erstaunt wurde ihr klar, dass schon der Morgen angebrochen war und sein dämmriger Schein die Fenster der Ostmauer erhellte.
Die Adligen unterhielten sich in gedämpftem Tonfall. Brienne und Rory kamen ganz langsam wieder zu sich, verzogen das Gesicht und rieben sich die Augen. Fastion kauerte neben ihnen. Hauptmann Mebstone saß neben einer benommenen Beryl Spencer, die ihren Kopf in den Händen barg. Connli hielt Tomastin Mirwell das Schwert an die Kehle.
Jendara stand über Amilton Hillanders Leiche. Das blutige Schwert lag locker in ihrer Hand. Sie schüttelte den Kopf und warf es beiseite. Das klirrende Geräusch ließ die Köpfe herumfahren. Alle sahen sie an. Sie richtete den Blick auf Karigan.
»Jetzt sind wir quitt, Grüne«, sagte sie.
Karigan öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch in diesem Moment sprang die Tür des Thronsaals auf, und Waffen und schwarzsilbern gekleidete Soldaten strömten in den Raum. Auch die hinter dem Wandteppich verborgene Tür schwang auf und entließ weitere Waffen, gefolgt von Marschall Martel und seinen Kavalleristen. Das Öffnen der Türen zerstörte den letzten Rest der Magie, die den Thronsaal in ihren Bann geschlagen hatte.
Marschall Martel und die Waffen eilten zum König, um sich zu vergewissern, dass ihm nichts geschehen war. Karigan konnte es von der Stelle aus, an der sie stand, nicht beurteilen, doch er schien wohlauf zu sein, jedenfalls so wohlauf wie sie selbst. Er wirkte benommen und erschöpft, und sein Bart war blutbefleckt.
»Wir brauchen hier Wundärzte«, sagte Marschall Martel zu einem der Offiziere, »und zwar schnell!«
Eine Waffe kniete neben der Leiche von Devon Wainwright. Andere gesellten sich zu ihr und unterhielten sich mit leiser Stimme. Sie erhoben sich und wandten sich dem König zu. »Wir wollen den, der Devon getötet hat.«
Bevor der König antworten konnte, trat Jendara vor und sagte: »Das war ich.«
Schwerter wurden aus Scheiden gerissen. Ein schwarzer Kreis aus Waffen schloss sich um sie.
»Ich kenne dich, Verräterin«, sagte einer. »Devon war unsere Lehrerin.«
»Du wirst Saverills Schicksal teilen«, sagte ein anderer.
Jendara starrte ihre Häscher kalt an. »Auch ich war einst Devons Schülerin. Sie brachte mir viel bei.« Sie musterte sie mit schmalen Augen, als schätze sie ihre Kampfkraft ab, als hätten sie keine Aussicht, gegen sie zu gewinnen.
Dann sprang sie sie an.
Eine der Waffen hob das Schwert, um sie aufzuhalten. Doch Jendara ließ sich nicht aufhalten.
»N-nein!«, rief Karigan, doch ihr Vater nahm sie in die Arme und führte sie durch die großen Eichentüren aus dem Thronsaal hinaus.
NACH HAUSE
Karigan schlenderte am Weidezaun entlang. Sie trug das hellblaue Seidengewand, das ihr Vater ihr geschenkt hatte, und kam sich seltsam vor, nachdem sie so lange die Uniform des Botendienstes getragen hatte. Die Seide fühlte sich leicht und fließend auf ihrer Haut an, als trage sie rein gar nichts.
Sie blinzelte in die Sonne und sah zu, wie Kondor mit einigen anderen Pferden herumtollte. Er
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