Der magische Turm
des Schädels lagen überall verstreut.
Er erhob sich ein wenig benommen. Er sah sich um, sah an sich hinab, bewegte seine Arme und Beine. Erleichtert erkannte er, dass er keine Schmerzen hatte, außer von ein paar kleinen Schrammen.
Die Statue regte sich nicht. Sie hat sich letztlich doch als sterblich erwiesen, dachte Mythor. Was immer sie belebt hatte, war entwichen.
Wie seine Begleiter. Ihr schreckliches Ende, wie es wohl nur Cheek verdient hatte, klang in seiner Erinnerung nach und ließ ihn schaudern. Aber er spürte auch Erleichterung, dass er wieder frei war. Es war ihm zum Alptraum geworden.
Dann sammelte er seine Gedanken für die Gegenwart. Noch hatte er sein Ziel nicht erreicht. Aber wenn Cyclom der Wächter des Hortes war, so musste der Hort ganz nahe sein. Durch ihn hindurch musste der Weg führen, das hatte Cyclom selbst verraten.
Mythor behielt das Schwert in seiner Hand. Es mochte noch immer Überraschungen geben, auf die er besser vorbereitet war. Er stieg vorsichtig über die Trümmer um die Statue herum. An der Seite entdeckte er eine Öffnung, die in Dunkelheit führte. Von oben drang ein wenig Licht herab, wo die Statue beschädigt war.
Er vermochte kaum die Hand vor den Augen zu sehen. So tastete er sich mit dem Schwert voran und stolperte gleich darauf über Stufen, die nach oben führten.
Diesmal dauerte der Aufstieg länger, fast so, als müsse er über zwei Stockwerke gehen. Dann hatte er einen größeren Raum erreicht. Er merkte es an der Art, wie sein Atem klang. Zu sehen war nichts. Der Raum besaß entweder keine Öffnungen nach draußen, oder es war inzwischen Nacht geworden.
Während er noch überlegte, ob er es wagen sollte, in diese weite Schwärze einzutreten, blitzte etwas wie ein Stern hoch über ihm auf. Es wurde zu einem schwachen Glühen, das sich rasch verstärkte.
Es war ein gespenstisches gelbliches Licht, dessen Ursprung sich Mythor nicht erklären konnte. Wie das Auge Cycloms, dachte Mythor, denn es sandte einen Lichtstrahl durch die Dunkelheit herab. Das Licht fiel auf eine Art Podest oder Altar aus Stein und eine silbern schimmernde metallene Liegestatt. Darauf lag eine muskulöse Gestalt.
Neugierig, doch vorsichtig kam Mythor näher.
Es war ein Krieger, fast ein Riese von Gestalt, der hier lag - tot oder in einem magischen Schlaf begriffen. Ein Fellrock bedeckte seinen Unterkörper, wallendes dunkelblondes Barthaar lag dicht auf der nackten Brust.
Das Alter des Kriegers war schwer zu schätzen. Das Gesicht war in einer zeitlosen Entspanntheit in den Schlaf oder Tod geglitten; es mochte zwanzig Sommer oder tausend alt sein.
An seiner Seite lag ein langes, kostbares Schwert in einer silber- und edelsteinverzierten Scheide. In seinen Händen über der Brust aber hielt er etwas, das Mythors Herz höher schlagen ließ: einen Helm!
»Althar«, flüsterte er. »Der Helm der Gerechten!«
Er betrachtete ihn fasziniert. Es war ein Helm, auf den Könige stolz gewesen wären. Elfenbeinerne Hörner ragten aus goldschimmerndem Metall. Bronzefarbene Bänder bildeten ein Geflecht am oberen Teil. Ein blauer Edelstein funkelte an der Stirnkappe. Ein dichter Kranz blauer und roter Edelsteine wand sich gleißend über das Metall, das leicht und fest zugleich wirkte.
Zögernd griff er danach. Die Berührung war wie die Berührung von etwas längst Vertrautem; so als habe er den Helm schon immer besessen. Und wie sich Altons Griff immer warm in seine Faust fügte, so war auch dieses Metall warm.
Aber die Hände des Kriegers hielten ihn fest. Seine Finger wollten sich nicht lösen, auch nicht, als Mythor mit aller Kraft daran zog. Er versuchte, die starren Finger zu bewegen, doch es hätte eines Schwertes bedurft, sie von dem Helm zu lösen. Er zögerte, sich mit der Waffe an einem zeitlos Schlummernden zu schaffen zu machen, wie Cyclom seinen Meister Althar bezeichnet hatte. Es widerstrebte ihm, diese heroische Gestalt in ihrer Hilflosigkeit zu verletzen.
Aber nach einer Weile war seine Hilflosigkeit noch offensichtlicher, und er zwängte vorsichtig die Spitze Altons zwischen Finger und Helm. Und zuckte zurück.
Bei der Berührung durch das Gläserne Schwert ging ein Zittern durch den starren Körper. Als Mythor aufsah, bemerkte er, dass sich die Augen des Kriegers geöffnet hatten.
Ein pathetischer Ausdruck lag in diesen Augen, so als sei etwas lang Ersehntes eingetreten. Die Finger der einen Hand lösten sich ruckartig vom Helm, umfassten die gläserne Schneide Altons
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