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Der magische Turm

Der magische Turm

Titel: Der magische Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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zum erstenmal einem Xandor gegenüber, deshalb war sein Erschrecken nicht mehr als ein angehaltener Atemzug. Die Gesichter, soweit er sie erkennen konnte, waren mit kurzen, braunen, fellartigen Haaren verwachsen. Die Nasen waren menschlich wie die Augen, die Blicke voll boshaftem Triumph.
    Xandoren waren Besessene, Menschen, die mit Leib und Seele Dämonen und ihren Kräften anheimgefallen waren. Ihre Körper wurden zu abstoßenden Ausgeburten der Schattenwelt, ihre Geister zu blinden, hilflosen Sklaven der dämonischen Mächte, mit denen sie einst gespielt hatten. Sie verachteten das Leben, und sie besaßen Kräfte über das menschliche Maß hinaus.
    Doch sie waren nicht unbezwingbar.
    Einer der Münder öffnete sich und sagte: »Du anmaßendes Stück lebendes Fleisch! Ich kenne jeden deiner spärlichen Gedanken. Hier wirst du erfahren, dass Fardus und Lurdur unbezwingbar sind. Und hier werden alle deine ungeheuerlichen Hoffnungen, je diesen Helm zu erlangen, mit dir verwesen!«
    Der zweite Kopf nickte. »Der Weg nach oben und der Weg zurück führen an uns vorbei.«
    »Der nach unten«, sagte Mythor ruhig, »käme für mich ohnehin nicht in Frage.«
    »Bürschchen, wenn du denkst, dass Mut und Tollkühnheit unsere Sympathie wecken könnten, so lass dir sagen, dass uns menschliche Gefühle, wie erhaben sie dir auch immer dünken mögen, nur mit Heiterkeit erfüllen.«
    »So weißt du, dass es erhabene Gefühle gibt. Mich erfüllt es nur mit Mitleid, dass du ihrer nicht fähig bist«, stellte Mythor fest. Er sah sich ohne Hast um. Dem Geschöpf lag offenbar daran, vor dem Kampf ein wenig mit ihm zu spielen. Mythor hatte nichts dagegen. Das gab ihm Zeit, seine Lage zum Besseren zu wenden. Er brauchte eine Waffe.
    Er sah ein großes eisernes Schwert zu Füßen des Geschöpfes liegen. Es war größer als Alton, und es brauchte wohl zwei kräftige Arme, diese Waffe zu schwingen. Ein gewichtiger metallener Schild lag daneben.
    Einer der beiden Köpfe lachte. »Du Wurm hast Mitleid mit Fardus und Lurdur? Das hatte bisher noch keiner. Du amüsierst uns ungemein. Das Schwert, auf das du deine Aufmerksamkeit so verstohlen richtest, ist wohl zu schwer für deine Kräfte. Aber das hier.« Die vier Arme schwangen Alton prüfend. »Ist das dein Schwert?«
    »Allerdings.«
    »Das ist eine seltsame Waffe.«
    »Ich schlage dir vor, du gibst sie mir zurück, und wir stellen dann fest, wer wen amüsiert.«
    Der andere Kopf lachte. »Es ist ganz unwahrscheinlich, dass du gegen uns siegst. Unmöglich, könnte man sagen. Kein Mensch vermag es. Mit Ausnahme des einen, der dereinst für das Licht streiten wird. Aber das liegt noch weit in der Ferne.«
    »Vielleicht bin ich der eine«, unterbrach Mythor.
    »Genug des albernen Geschwätzes, Bürschchen. Wir sind die Helmwächter. Wenn es dir bestimmt ist, den Helm der Gerechten zu erlangen, wirst du uns auch ohne Schwert besiegen.«
    »Helmwächter seid ihr? Wem dient ihr? Wer hat euch dafür eingesetzt?«
    »Das ist für dich wohl kaum mehr von Bedeutung, da du bald tot sein wirst.«
    »Abwarten«, knirschte Mythor.
    Scheinbar ohne ihn weiter zu beachten, wandten die beiden Köpfe ihre Aufmerksamkeit dem Gläsernen Schwert zu. Sie studierten die eingearbeiteten Runen und Zeichen. Doch als Mythor handelte, musste er erkennen, dass sie wohl auf der Hut waren. Er hatte kaum fünf Schritte auf die Öffnung nach unten zu gemacht, als die beiden Oberkörper herumschwangen und Alton mit einem schwirrenden Laut herabkam und klirrend aufschlug.
    Mythor hatte damit gerechnet, doch die Geschwindigkeit, mit der sein Gegner reagierte, verblüffte ihn. Sein plötzlicher Durchbruchsversuch zur Abgangsöffnung war als Finte gedacht gewesen. Er wollte den Gegner ein paar Schritte zur Seite locken, um dann unvermutet durchzubrechen und die Stiege im Hintergrund des Raumes zu erreichen, die nach oben führte. Er machte sich nichts vor darüber, wie ein Kampf mit diesem Wächter ausgehen mochte. Es blieb immer noch der Weg, das Hindernis zu umgehen - mit einigem Glück und Geschick. Es fiel ihm schwer, von diesem Geschöpf als zwei Wesen zu denken, denn es stand auf zwei Beinen und bewegte sich wie ein einziges. Daran änderten auch die beiden Oberkörper und Köpfe nichts.
    Sein unvermuteter Versuch endete, bevor er begann. Das gewaltige Gewicht der Rüstung schien den Xandor überhaupt nicht zu behindern. Klirrend schob sich der Koloss in Mythors Weg, als hätte er den Plan vorausgeahnt. Vier Arme brachten

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