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Der magische Turm

Der magische Turm

Titel: Der magische Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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Schwert vor sich haltend, scharrte er an der Wand entlang, bis es auf Widerstand stieß, einen Widerstand, den seine Hände nicht zu fühlen vermochten.
    Er tastete das Hindernis mit der Klinge ab und stellte fest, dass es eine Treppe war, die nach oben führte. Er hatte den Aufgang gefunden!
    Doch seine Erleichterung war verfrüht. Er konnte die Treppe nicht betreten.
    Er vermochte das Schwert auf die Stufen zu legen, und es lag in der leeren Luft. Wenn er darunter stand und es scheinbar über ihm schwebte, vermochte er sich daran hochzuziehen und darauf mannshoch in der leeren Luft über dem Boden zu sitzen. Aber damit endete sein Aufstieg.
    Seine Hände vermochten wohl die Decke zu erreichen, wenn er sich aufrichtete, doch sie fanden keine Öffnung in das nächste Geschoß.
    Er sprang zurück auf den Boden. Dann warf er die Klinge probeweise hoch. Sie prallte nicht klirrend gegen die Decke, sondern drang lautlos durch den Stein, war einen Augenblick lang unsichtbar und kam wieder herab. Er fing sie und wirbelte herum, als er die Stimmen wieder vernahm.
    »Er hat es gefunden!«
    »Gewiefter Bursche.«
    »Muss er schon sein, wenn er die Welt retten will.«
    »Noch ist er nicht oben.«
    »Da wird ihm schon noch was einfallen!«
    Mythor entspannte sich ein wenig und grinste freudlos. »Ihr seid also keine Einbildung«, stellte er fest.
    »Dachtest du das?«
    »Ihr wart plötzlich verschwunden. Wie soll ich an diesem verdammten Ort wissen, was wirklich ist und was nicht?«
    »Wir wollten ein wenig zusehen, wie du es anstellst, die Welt zu retten.« Die Stimmen lachten.
    »Da ihr alles hier zu wissen scheint, hättet ihr mir helfen können.«
    »Ja, vielleicht hätten wir, wenn es nicht schon so lange her wäre, dass wir. lebten. Aber so ist es uns im Grunde gleich, was mit dir geschieht. Wir erwarten von dir nur ein paar interessante Augenblicke in der ewigen Eintönigkeit und Ereignislosigkeit der Jahre. Vielleicht bist du wirklich der Retter der Welt, wer mag das schon sagen? Wir waren neugierig genug, dir eine Chance zu geben, oder du wärst schon erloschen, wie so viele vor dir. Erwarte kein Mitleid oder gar Anteilnahme von uns. Dergleichen fleischverbundene Empfindungen sind längst verwest.«
    »Und was ist diese Chance, die ihr mir so großzügig gewährt habt?« fragte Mythor sarkastisch.
    »Einer von uns zu werden«, kam die Antwort.
    »Einer von euch? Das nennt ihr eine Chance?«
    »Besser als der Tod. hm, für eine Weile wenigstens.«
    Danach schwiegen die Stimmen beharrlich auf Mythors bohrende Fragen, so dass er sich schließlich verbissen seinem Problem zuwandte, mehr als halb überzeugt, dass alles nur Trug war und er wie ein einfältiger Narr bereits angefangen hatte, mit sich selbst zu reden.
    Es verwunderte ihn, dass er keinerlei Furcht empfand, obwohl Dämonen und Ungeheuer auf ihn lauern mochten; obwohl er nicht einmal sicher sein konnte, dass der Boden, auf dem er stand, wirklich war.
    Alles war einfach zu unwirklich, seine Erinnerungen vage. Er war nicht einmal sicher, dass er wusste, weshalb er hierhergekommen war. Die Stimmen, die ihn Weltretter genannt hatten, mochten sein eigener Spott sein für einen Narren, der sich auf Unmögliches einließ.
    Es war wie ein Wachtraum! Also besaß er noch seinen Verstand. Die Welt der Marn und die Welt der sesshaften Tainnianer waren grundverschieden gewesen. Es würde für alle Zeiten seine Art zu überleben sein: sich umzustellen und anzupassen!
    Trotz aller seiner Sinneseindrücke wusste er bereits, dass seine Umwelt nicht wirklich war, nur eine Art Gefängnis des Geistes. Alton, sein Gläsernes Schwert, wusste es besser. Die Lichtkräfte, die ihm innewohnten, vermochte nichts zu täuschen.
    Die Lockungen der Stimmen, die er vernommen hatte, bedeuteten nur die Erkenntnis, wie leicht es war, aufzugeben und für alle Zeiten in diesem Alptraum gefangen zu bleiben. Und es war nicht einmal ein furchterregender oder abscheulicher Alptraum, nur die Sehnsucht nach Ruhe und Vergessen, die wohl in jedem Menschen schlummerte und dann und wann hervorbrach.
    Aber er wollte nicht Vergessen und Ruhe, er wollte Leben und Abenteuer! Er hatte bereits zu lange hinter den hölzernen Wehren der Marn geschlummert. Er war zu lange an der Welt vorbeigezogen.
    Dieser Turm mochte ebenso gut ein Yarl sein, einer, mit dem er ans Ende der Welt kroch, ohne viel mehr als Firmament und Horizont zu sehen. Und nicht einmal das. Er wusste plötzlich: Da lag der Quell seiner wirklichen

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