Der magische Zirkel - Der Abgrund: Band 4 (German Edition)

Worte nicht entgangen. » Diana, was hast du nicht?«
    Diana stützte ihre schlanken Hände auf den Pembroke-Tisch vor ihr. Vermutlich, um nicht umzufallen, dachte Cassie. Dann begann sie zögernd zu sprechen. » Es gi bt einen Erweckungszauber in meinem Buch der Schatten. Adam und ich haben ihn vor einigen Jahren entdeckt.«
    Faye seufzte zufrieden. » Wusste ich’s doch.«
    » Also los!«, rief Deborah. » Wir haben die Macht und wir haben den Zauber.«
    Suzan pflichtete ihr bei. » Wir müssen es wenigstens versuchen.«
    Adam sagte nichts mehr, aber Cassie spürte, wie es unter seiner zurückhaltenden Miene brodelte. Er wollte es auch – er wollte die Grenzen seiner Macht erproben. Das war die Seite von Adam, deren Existenz Cassie oft vergaß. In dem verantwortungsbewussten, feinfühligen Jungen steckte im Grunde ein Abenteurer.
    Diana wirkte immer noch erschöpft, doch sie nickte. » Wahrscheinlich ist es einen Versuch wert. Solange wir extrem vorsichtig sind. Aber wir sollten darüber abstimmen.«
    Laurel stellte sich zu Faye in die Mitte des Raums. » Ich werde Melanie vertreten«, sagte sie. » Alle, die dafür sind, Constance zu retten, heben die Hand.«
    Alle Hände hoben sich, bis auf Cassies. Laurel war überrascht, dass die Abstimmung nicht einstimmig ausging.
    » Ich will es ja auch«, murmelte Cassie. » Natürlich will ich es. Ich habe nur … Angst.«
    » Wir können diesen Zauber nicht ohne die Zustimmung des kompletten Zirkels wirken«, sagte Diana. » Alle oder keiner, alles oder nichts.«
    Laurels Stimme nahm einen flehenden Ton an. » Es ist Melanies Familie, von der wir hier sprechen. Ihre einzige Angehörige.«
    Aber Diana blieb fest. » Wir können Cassie nicht dazu zwingen, gegen ihren Willen einen Zauber von dieser Größenordnung durchzuführen.«
    Cassie spürte, wie sich aller Aufmerksamkeit auf sie richtete. » Ich bin dafür«, rief sie, bevor noch jemand etwas sagen konnte. » Niemand zwingt mich. Constance war für uns alle wie eine Verwandte und deshalb möchte ich es auch versuchen.«
    Faye klatschte in die Hände und begann sofort, Befehle zu erteilen. » Wir müssen jetzt schnell handeln«, sagte sie. » Und wir brauchen die magischen Werkzeuge. Ich gehe und hole das Strumpfband.«
    Sie zeigte auf Cassie und Diana. » Ihr zwei besorgt den Oberarmreif und das Diadem. Und, Diana, vergiss nicht dein Buch der Schatten. Der Rest von euch holt Melanie.« Sie hielt inne. » Und den Leichnam.«
    » Den Leichnam?«, wiederholte Sean entsetzt. » Du meinst, wir müssen sie hierherbringen?«
    Faye versetzte ihm einen Stoß. » Was denn sonst? Jetzt geh!«
    Als alle fort waren, hielt Cassie sich an Diana.
    » Das Diadem ist in meinem Zimmer versteckt«, erklärte Diana ernst. » Sollen wir zusammen gehen?«
    Cassie nickte. » Sieht so aus, als würde Faye nun doch ihren Willen bekommen. Sie wollte die Werkzeuge benutzen und jetzt tun wir es.«
    Diana griff nach ihrer Tasche. » Du kannst immer noch abspringen, wenn du dich dabei nicht wohlfühlst.«
    » Fühlst du dich denn wohl?«, fragte Cassie.
    » Ich will, dass Constance lebt«, antwortete Diana. » Und sobald wir den Zauber vollendet haben, werden wir die Werkzeuge wieder in ihr Versteck zurücklegen.«
    » Aber was ist mit den Folgen, von denen du gesprochen hast?«
    Einen Moment lang blieb Diana stumm, dann sah sie Cassie fest in die Augen und wählte ihre Worte mit Bedacht. » Jede Magie hat Folgen, Cassie. Macht wirkt sich immer irgendwie aus.«
    Dann wandte sie sich ab und fischte ihre Wagenschlüssel aus der Tasche, als hätte sie gerade über nichts weiter als das Wetter gesprochen. » Lass uns die Werkzeuge holen. Ich fahre.«

Kapitel Acht
    In der Küche war es dunkel und still. Ihre Mutter war nicht zu Hause und Cassie war froh darüber. Sie wollte nicht erklären müssen, warum sie Ziegelsteine aus dem Kamin zerrte. Ein paar Häuser weiter holte Diana das Diadem aus seinem Versteck und was sie sonst noch brauchen würden, um den Erweckungszauber durchzuführen. Und ein Stück die Crowhaven Road hinunter versuchte der Rest des Zirkels, Melanie dazu zu überreden, den Leichnam ihrer Großtante zum Leuchtturm zu bringen. Bis zu ihrem Umzug nach New Salem hatte Cassie noch nie eine echte Leiche gesehen. Und jetzt würde sie sogar eine anfassen und versuchen, sie ins Leben zurückzuholen.
    Der Kamin war kein besonders einfallsreiches Versteck, das wusste Cassie. Aber es hatte so viele Jahre lang funktioniert, warum also sollte