Der magische Zirkel - Der Abgrund: Band 4 (German Edition)
später«, murmelte er, bevor er in der Menge verschwand.
Adam, der bis jetzt keinen Ton gesagt hatte, verzog angewidert sein Gesicht. » Seltsamer Typ.«
» Ach komm, Adam«, tadelte Diana ihn. » Er hat nur versucht, Anschluss zu finden. Das machen doch alle, wenn sie neu sind. Sie wollen Eindruck schinden.«
Scarlett senkte den Blick. Wahrscheinlich vermutete sie, dass Dianas Seitenhieb ihr galt. Bevor Cassie etwas sagen konnte, stürmte Faye ohne ein Wort davon.
» Max hat sich ja nicht gerade bemüht, sie zu beeindrucken«, stellte Adam trocken fest.
» Faye macht ihn an, seit er hier ist«, sagte Diana und hob die Stimme. » Um sie braucht er sich wirklich nicht zu bemühen.«
Cassie wünschte, Scarlett wäre nicht Zeugin dieser seltsam angespannten Atmosphäre. Es war wirklich peinlich, wie kleinkariert ihre Freunde auf sie wirken mussten.
» Lass uns gehen«, forderte sie Scarlett auf. » Die anderen werden uns schon einholen.«
Gemeinsam schlenderten sie über den Festplatz. » Diana und Adam sind eigentlich gar nicht so«, sagte Cassie entschuldigend. » Du hast sie einfach nur zu einem ungünstigen Zeitpunkt kennengelernt.«
» Ich kapier schon.« Scarlett lächelte. » Die übliche Sache bei Pärchen, sie werden eifersüchtig, sie streiten sich …«
Plötzlich spürte Cassie wieder dieses flaue Gefühl im Magen. » Adam ist mein Freund«, sagte sie leise. » Nicht Dianas.«
» Oh.« Scarlett biss sich auf die Unterlippe. » Das war dumm von mir, ich wusste nicht …«
» Nein, schon okay. Mir ist klar, warum du das gedacht hast. Ist alles ein wenig kompliziert.«
Als sie unter den Zuschauern auf den Rest ihrer Gruppe stießen, war Cassie dankbar dafür, das Thema wechseln zu können. An dem Wettbewerb nahmen neben Chris und Doug noch ein Bruder-Schwester-Team teil, das kaum älter als elf Jahre sein konnte.
» Sie lieben Süßigkeiten«, sagte Cassie zu Scarlett, als sei das eine durchaus vernünftige Erklärung dafür, mit Eiern zu werfen.
» Kann ich gut verstehen«, erwiderte Scarlett. » Ich mag Süßigkeiten auch gern. Einmal hab ich so viele Smarties gefuttert, dass drei volle Tage lang Regenbögen zum Vorschein kamen, wenn ich geniest habe.«
Es war ein lahmer Witz. Aber Cassie wusste, dass Scarlett nur versuchte, die Situation aufzulockern und sie zu trösten, und das freute sie. Sie mochte Scarlett, auch wenn sie ein Outsider war.
Genau in diesem Moment erschallte vom nördlichen Ende des Platzes ein Schrei. Ein markerschütternder Hilfeschrei. Und er klang nach Melanie. Sofort rannten alle zum Schmuckstand. Selbst Chris und Doug ließen ihre Eier fallen, um Melanie zu Hilfe zu eilen.
Als Cassie den Stand erreichte, musste sie sich erst durch eine Menschenmenge drängen, bevor sie Melanies Großtante Constance der Länge nach auf dem Boden liegen sah. Melanie rief, dass jemand einen Krankenwagen holen solle. Irgendjemand leistete Erste Hilfe, tastete nach Constances Puls und befahl allen anderen zurückzubleiben. Jemand anderer hielt Melanie fest, die wild um sich schlug, bevor Diana und Laurel sie an den Armen fassten und zur Seite zogen.
Eine Frau, die Constance gerade eine Kette hatte abkaufen wollen, erzählte aufgeregt: » Erst ging es ihr gut, und dann hat sie plötzlich das Gesicht wie in äußerster Panik verzerrt und ist zusammengebrochen.«
Adam hielt in der Menge nach Verdächtigen Ausschau. Cassie ließ auf der Suche nach ihrer Mutter den Blick über die vielen fremden Gesichter schweifen, konnte sie aber nicht finden. Vielleicht war sie weggegangen, um Hilfe zu holen. Oder vielleicht war der Anblick, wie Constance auf dem Boden lag, zu viel für sie gewesen. In Krisensituationen neigte ihre Mutter eher dazu, zusammenzubrechen, als über sich selbst hinauszuwachsen. Es hätte Cassie daher nicht überrascht, wenn sie nach Hause gelaufen wäre.
Als die Sanitäter eintrafen, konnte Cassie nicht mit ansehen, wie sie versuchten, Constances reglosen Körper wiederzubeleben. Die anderen Mädchen umarmten Melanie, während Adam Cassie fest an sich zog. Sie legte den Kopf an seine Schulter.
Es war schwer zu sagen, wie lange sich die Sanitäter um Constance bemühten. Die ganze Zeit über dachte Cassie, dass es sich um einen Scherz handeln müsse, dass Constance jeden Moment die Augen aufschlagen und Haha, reingelegt rufen würde. Hatte Constance nicht immer versucht, sie an die Zerbrechlichkeit des Lebens und an das empfindliche Gleichgewicht aller Dinge zu erinnern?
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