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Der Makedonier

Der Makedonier

Titel: Der Makedonier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Guild
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Aufstellung.
    Es waren mindestens fünfzehnhundert Mann, aber es war ein Pöbelhaufen – Bauern, die man von ihren Höfen gezerrt und ihnen einen Schild und eine Lanze in die Hand gedrückt hatte, damit sie sich für ihren König schlugen. Sie würden nur wenig Lust zu kämpfen haben, und Derdas war nicht so dumm, daß er bereits von ihnen den Sieg erwartete. Sie waren ein Opfer. Zu Hunderten würden sie ihr Leben lassen, nur um die makedonischen Einheiten in Scharmützel zu verwickeln und sie vielleicht zu einer Richtungsänderung zu zwingen. Die Reiterei würde sich dann diesen Vorteil zunutze machen und vernichten, was vom Gegner noch übrig war.
    Philipp wußte, daß er und sein Heer diesen Angriff schnell und diszipliniert abwehren mußten, denn sonst war alles verloren.
    Die elimiotische Fußtruppe hatte sich in drei langen Reihen aufgestellt. Nicht einmal Gevierte, nur Reihen – sie würden in Wellen angreifen. Philipp konnte sein Glück kaum fassen.
    Bei der ersten Welle stürmten die Elimioten mit lautem Schlachtgeschrei den Abhang hinunter. Es war einfurchterregendes Geräusch, aber Philipp hatte seine Männer darauf vorbereitet. »Die sind schon außer Atem, wenn sie bei uns angekommen sind«, hatte er ihnen gesagt, und sie hatten gelacht. Jetzt konnte er beinahe spüren, wie die Makedonier sich für diesen ersten Zusammenstoß strafften.
    Bereits nach etwa hundert Schritt begann die elimiotische Angriffsreihe sich aufzulösen. Sie waren nun keine Armee mehr, sondern nur noch einzelne Männer mit nichts anderem als ihren Waffen, ihrem Mut und ihrer schrecklichen Gier nach Leben.
    Nach weiteren hundert Schritt stürzte der erste Mann mit einem makedonischen Pfeil im Hals zu Boden. Es folgten andere, viele andere. Und viele breiteten, wenn sie starben, die Arme aus, als würden sie den Tod willkommen heißen.
    Auf den letzten hundert Schritt mußten die Elimioten auch noch gegen die makedonischen Speere ankämpfen. Ein Speer scheint einen Mann zweizuteilen – wie schrecklich muß es sein, plötzlich zu spüren, wie sich einem so ein dicker hölzerner Schaft in die Eingeweide bohrt.
    Die zweite Angriffswelle hatte begonnen, und diese Männer erwartete nun das zusätzliche Grauen, über ein Schlachtfeld laufen zu müssen, das mit toten Kameraden übersät war. Aber sie kamen, und sie rannten ebenfalls ins Verderben.
    Die Elimioten hatten inzwischen den zugefrorenen Bach erreicht. Auf dem glatten Eis konnten sie sich nur vorsichtig bewegen, und als sie es dann überquert hatten und der Feind nur noch fünfzig Schritt entfernt war, sahen sie sich um und bemerkten vielleicht zum erstenmal, wie wenige sie nur noch waren. Weiterzustürmen würde den sicheren Tod bedeuten, denn die Lanzen der ersten makedonischen Reihe, die für sie aussehen mußte wie eine Mauer, erwarteten sie, und doch brachten sie es nicht übers Herz zu fliehen. Sie schienen nicht zu wissen, wassie tun sollten, und während sie noch unschlüssig hin und her liefen, wurden sie niedergemäht.
    »Was für ein Schlächter«, dachte Philipp. »Was für ein Schlächter dieser Mann doch ist, seine Untertanen so in den Tod zu schicken.« Doch dann wurde er wieder zum Soldaten, zum Befehlshaber mit einem Herzen aus Eis, und er dachte daran, daß dieses Gewirr von Leichen Derdas’ Reiterei noch mehr behindern würde.
    Es starben aber nicht nur die Elimioten, denn auch sie wußten ihre Waffen zu gebrauchen. Der Mann neben Philipp wurde von einem Speer ins Auge getroffen – sein Schädel platzte auf, Blut spritzte. Philipp stieß die Leiche mit dem Fuß beiseite, und der Mann dahinter trat vor und nahm Schild und Speer des Toten. Überall starben Makedonier, aber ihre Verteidigungslinien hielten, und wenn einer fiel, nahm ein anderer seinen Platz ein.
    Und ihre Disziplin wurde belohnt, denn auf jeden von Philipps Soldaten, der sein Leben lassen mußte, kamen acht oder zehn Elimioten, die tot auf diesem Schlachtfeld lagen.
    Die ersten zwei Wellen der elimiotischen Fußtruppe hatten sich erschöpft, und die dritte kam eben in Reichweite der makedonischen Pfeile, als Philipp beschloß, diesem Blutbad ein Ende zu bereiten. Er hob seinen Speer hoch in die Luft und rief: »Spitze!« Es war das Signal für die mittleren beiden Phalangen, im Laufschritt vorwärtszustürmen, während die am linken und am rechten Flügel etwas langsamer folgten.
    Die Wirkung war verheerend. Hatten die Elimioten bis dahin eine feste Mauer aus Schilden vor sich gesehen, hinter

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