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Der Makedonier

Der Makedonier

Titel: Der Makedonier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Guild
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haben, werdet ihr hier auf dieser eisbedeckten Erde sterben. Das Blut aus euren Wunden wird gefrieren, und wenn eure Leichen auftauen, werden die Krähen sich an eurem verfaulten Fleisch mästen. Das ist das Schicksal der Besiegten, unbegraben liegen zu müssen, bis ihre Knochen blankgenagt sind.
    Aber eure Reihen werden sich nicht auflösen. Ihr werdet fest und sicher stehen, und wenn ihr lauft, dann auf den Feind zu und nicht von ihm weg. Ihr werdet euch an alles erinnern, was ihr in den letzten Monaten gelernt habt. Ihr werdet die Phalangen geschlossen halten, denn das ist euer einziger Schutz. Und wenn die Elimioten so dumm sind, euch anzugreifen, werden sie an euch zerbrechen wie ein Bierkrug an einem Stein.
    Die Männer zu eurer Rechten und zu eurer Linken werden euch beschützen, wie ihr sie beschützt. Haltet eure Reihen fest geschlossen, und schämt euch nicht eurer Angst. Ein wenig Angst ist gut – der Mann ist ein Narr, der am Morgen seiner ersten Schlacht keine Angst hat –, aber vertreibt die Panik aus euren Herzen, denn wenn ihr in Panik geratet, ist der Tod euch sicher.
    Und jetzt ist es für mich an der Zeit, abzusteigen.« Er bückte sich und streichelte seinem Hengst den Hals. »Alastor ist, wie ihr alle wißt, tapferer als sechs Männer, und er sehnt sich danach, unsere Feinde niederzutrampeln, aber das wird er nicht. Wenn diese Schlacht gewonnen ist, werde ich auf ihm durch die Tore von Aiane reiten, um ihre Unterwerfung im Namen von König Perdikkas entgegenzunehmen, aber bis dahin werde ich mit euch am Boden kämpfen. Ich werde am inneren Eck der linken Phalanx stehen, und wenn ich einen Befehl rufe, werdet ihr alle den Ruf aufnehmen. Wir werden wie ein Mann mit einer Stimme und mit einem Willen und mit tausend Herzen kämpfen, und so werden wir Derdas zermalmen wie ein Mühlstein und unsere niedergemetzelten Unschuldigen rächen!«
    Als er das Bein über den Hals des Pferdes schwang und zu Boden sprang, erhob sich ein großes Jubelgeschrei unter seinen Soldaten. Sie alle wußten, daß an dem Platz, den Philipp sich ausgesucht hatte, den Eckplatz in der vordersten Reihe, der Kampf am heftigsten toben würde. Mit einem Klaps auf das Hinterteil schickte er Alastor zu den Pferdeknechten, und Männer stürzten herbei, um ihm ihre Schilde und Speere, ja sogar ihre Beinschienen anzubieten. Alles hätten sie ihm angeboten, ihm, der herabgestiegen war, um einer von ihnen zu werden, und der so den Weg in ihre Herzen gefunden hatte.
     
     
    Sie waren nur noch etwa vierhundert Schritt vom Stadttor entfernt, aber Derdas hatte noch immer nicht angegriffen. Philipps Soldaten schlugen mit den Speerschäften gegen ihre Schilde und schrien ihre Verachtung heraus. Sie schrien in den kalten Wind, der vom Berg herunterblies. Ein unwirtlicher Tag zum Sterben.
    Das Gelände fiel von den Mauern der Stadt sanft ab, was normalerweise ein Vorteil für die Elimioten gewesen wäre, aber auch zwei Stunden nach Sonnenaufgang herrschte noch strenger Frost, und Derdas’ Pferde konnten auf dem harten, glatten Boden Schwierigkeiten bekommen. So konnte sich der Schwung ihres Angriffs gegen sie wenden.
    Als Herausforderer hatte Philipp das Vorrecht, den Ort der Schlacht zu bestimmen. Am Tag zuvor war er allein ausgeritten und hatte sich das Gelände angesehen. Jetzt hatte er seine Gruppen auf einer großen Fläche steinigen Bodens aufgestellt, der den Fußsoldaten, vor allem im Laufen, sicheren Tritt bot, für Pferde aber schwierig war. Im Norden grenzten Bäume und Buschwerk an, was bedeutete, daß der Angriff entweder aus dem Westen, oder, wenn Derdas Philipp in die Flanke fallen wollte, aus dem Süden kommen mußte. Ein kleiner, jetzt zugefrorener Fluß trennte die beiden Armeen. Er war so breit,daß die feindliche Reiterei es nicht wagen würde, ihn im Galopp zu überqueren, und danach blieb ihr nur noch eine Strecke von fünfzig oder sechzig Schritt, um sich für den Angriff neu zu gruppieren. Und die ganze Zeit würden die makedonischen Pfeile und Speere auf sie herabregnen.
    Es war keine so offensichtliche Falle, daß Derdas den Kampf verweigern würde, aber es würde ihn behindern. Philipp war zufrieden mit seiner Wahl. Er brauchte den kleinen Vorteil, den das Gelände ihm bot, als Gegengewicht zur Überzahl der feindlichen Reiterei.
    Doch es war nicht die Reiterei, die seine Soldaten als erstes würden besiegen müssen. Denn plötzlich öffneten sich die Tore, und die elimiotische Fußtruppe nahm vor den Stadtmauern

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